Gnadenlose Jagd
zu viel überlassen. Die Zeiten sind vorbei.«
Sie wandte sich ab. »Bis Frankie und ich dir wieder aus den Augen und aus dem Sinn sind.«
»Du bist bei mir nie aus dem Sinn gewesen. Und ich werde euch nie wieder aus den Augen lassen.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Du wirst es mir glauben, sobald du mich ansiehst, anstatt irgendwo ins Leere zu blicken.«
Sie starrte unverwandt auf die Pinien am anderen Ufer. »Ich will dich nicht ansehen.«
»Weil du eine ausgezeichnete Menschenkenntnis besitzt und weißt, dass ich dich niemals belügen würde. Selbst als ich dir das mit deinem Vater gesagt habe, wusstest du –«
»Halt die Klappe.« Sie funkelte ihn wütend an. »Warum seid ihr nicht hinter mir hergekommen, du und Donavan, und habt mich gezwungen, euch zuzuhören? Warum hast du es zugelassen, dass ich mir all die Jahre etwas vorgemacht habe?«
Er schwieg einen Augenblick. »Donavan hat also mit dir gesprochen.«
»Heute Morgen«, erwiderte sie knapp. »Er konnte es gar nicht erwarten.«
»Tut mir leid. Ich hatte gehofft, ihm zuvorzukommen. Diese zusätzliche Belastung hätte ich dir in der derzeitigen Situation gern erspart.«
»Und wann hattest du vor, mich aufzuklären? Wolltest du noch mal neun Jahre warten?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, ich bin kein Masochist. Aber ich wollte dir einfach noch ein bisschen mehr Zeit lassen.«
»Herrgott noch mal, ich bin kein hilfloses Geschöpf!« Sie bemühte sich, ihren Ton zu mäßigen. »Ich habe mich lange an eine Illusion geklammert. Jetzt die Wahrheit zu erfahren tut weh und führt dazu, dass ich mich ein bisschen leer fühle. Na und? Ich komme schon damit zurecht.«
»Das weiß ich.« Er holte tief Luft. »Aber ich weiß nicht, ob ich damit zurechtkomme. Vielleicht kannst du mir einen guten Rat geben.«
»Du brauchst keinen Rat von mir.« Sie nahm Samsons Zügel. »Ich habe Frankie gesagt, dass du alle Tanzschritte kennst«, sagte sie und wollte aufsteigen.
»Von wegen.« Er packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich um. »Seit dem Augenblick, als ich dich kennengelernt habe, stolpere ich wie ein Blinder durchs Leben.« Er durchbohrte sie mit seinem Blick. »Ohne zu wissen, was mich überkommen hat.«
»Sex.«
»Ja, verdammt. Aber es war mehr. Beim Sex ist es einf ach mit uns durchgegangen. Wir hatten nie Zeit, rauszufinden, ob wir eine Chance hätten für mehr – Es war meine Schuld. Ich hätte – Aber jedes Mal, wenn ich mit dir darüber reden wollte –« Er zuckte die Ach seln. »Vielleicht wenn wir ein paar Monate länger zusammen gewesen wären. Ich konnte einfach die Finger nicht von dir lassen. Ich war wie besessen. So sieht’s aus.«
Und sie hatte auch die Finger nicht von ihm lassen können. »Vielleicht war da einfach nicht mehr.«
»Wir hatten nie Gelegenheit, das rauszufinden.« Seine Mundwinkel zuckten. »Und als ich erfahren habe, dass du schwanger warst, war ich wütend und hab mich betrogen gefühlt. An das Kind hab ich gar nicht gedacht, das gebe ich zu. Ich wusste nur, dass ich mir keine Hoffnung machen konnte. Du warst stinkwütend auf mich wegen deines Vaters, und ich hatte dir ein Kind gemacht, das du nicht wolltest. Mir blieb also nichts anderes übrig, als Schadensbegrenzung zu betreiben.«
»Ich wollte Frankie.«
»Vom ersten Moment an?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Siehst du?«
»Das gehört alles der Vergangenheit an.« Sie versuchte, sich von ihm zu befreien. »Ich will jetzt nicht mit dir darüber reden.«
»Ich weiß. Du bist verwirrt.« Seine Hände glitten langsam, fast sehnsüchtig über ihre Schultern. »Ich werde dich gleich in Ruhe lassen. Bald.«
Sie spürte, wie ihr Atem immer flacher ging. Sie fühlte sich von seiner Berührung wie elektrisiert. O Gott … Sie schluckte. »Nein, jetzt.«
»Ja.« Er ließ sie nicht los. »Aber es hat keinen Zweck. Wir müssen es rausfinden. Es war zu schnell vorbei. Es war nicht fair, zu … Wir müssen es rausfinden.«
»Ich hab es vor acht Jahren rausgefunden, als Frankie geboren wurde. Es ist vorbei.«
»Du Lügnerin. Warum schlägt dein Herz dann so heftig, dass ich es an deinem Hals sehen kann?«
Sie holte tief Luft, riss sich von ihm los und lief zu ihrem Pferd.
»Sei ehrlich zu mir und auch dir selbst gegenüber«, sagte er. »Du gehst kein Risiko ein, ich überlasse die Entscheidung dir. Ich werde dich bestimmt nicht in die Ecke drängen.« Er lächelte. »Andererseits könnte es durchaus passieren, dass ich dich aufs nächste Bett
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