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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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wehtun.«
    »Weil sie nicht verstehen, dass wir ihnen nicht wehtun wollen. Im Grunde genommen unterscheiden Hope und Charlie sich nicht sehr von anderen Pferden, die ich eingeritten habe.« Das stimmte nicht. Die Zwei hatten sich jahrelang erfolgreich widersetzt, und das führte bei jedem Tier dazu, dass es sich unbesiegbar fühlte. Und Hugh Burton hatte ihnen von klein auf beigebracht, Widerstand zu leisten und die Oberhand zu gewinnen. »Gemeinsam werden wir es schaffen.« Sie sprang vom Zaun. »Ich werde jetzt einen Spaziergang machen. Ich glaube, die Pferde haben ihren Sieg lange genug ausgekostet. Ich muss ihnen zeigen, dass sie mich nicht eingeschüchtert haben.«
    »Werden sie dich wieder angreifen?«
    »Ja.« Sie ging am Zaun entlang. »Beobachte sie ganz genau, damit du siehst, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches tun …«
    Abgesehen von dem Versuch, sie totzutrampeln.
     
    »Sie erwarten, dass ich Ihnen helfe, Kilmer?« Scheich Ben Haroun schüttelte den Kopf. »Marvots Leute haben einen unserer besten Pferdetrainer umgebracht. Karim mochte Burton und hat versucht, ihn vor diesem Dreckskerl Marvot zu schützen.«
    »Dann sollte man meinen, dass Sie ihn rächen wollen, Adam.«
    »Ich habe Burton gesagt, dass er auf sich allein gestellt sein würde, falls Marvot ihn erwischt. Meinen Leuten habe ich dasselbe gesagt. Ich war nicht bereit, einen meiner Männer zu opfern, bloß damit Burton seinen Wundermotor retten kann.« Seine Mundwinkel zuckten. »Fortschritte in der Zivilisation zu erzielen ist gut und schön, Mr Kilmer, aber wir Nomaden sind eine aussterbende Spezies. Mit jedem Schritt, den die Zivilisation tiefer in die Sahara vordringt, stirbt unsere Kultur ein bisschen mehr. In zwanzig, dreißig Jahren werden wir genauso aussterben wie die Dinosaurier.«
    »Ich will Ihnen nicht widersprechen. Ich wünschte, ich könnte es. Ich kann nur sagen, dass ich lange genug mit Ihnen und Ihrem Volk zusammengelebt habe, um zu wissen, dass Ihre Leute bestimmt nicht wollen, dass Marvot den Sieg davonträgt.«
    Der Scheich schwieg eine Weile. »Vielleicht haben Sie recht. Aber wir verfügen nicht über die gleichen Waffen wie Marvot. Wir züchten keine Krieger, sondern Pferde. Deswegen habe ich Marvot nicht nachgestellt, nachdem er Karim getötet hatte.«
    »Ich kann Ihnen sowohl Waffen als auch Männer zur Verfügung stellen. Und ich werde versuchen, Sie aus dem eigentlichen Kampf herauszuhalten.«
    »Und wenn alles vorbei ist, werden Sie den Motor nehmen und verschwinden.«
    »Richtig. Aber erst, wenn ich mich vergewissert habe, dass Sie und Ihre Leute in Sicherheit sind.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Außerdem geht es nicht nur um den Motor. Marvot hat meine Tochter und ihre Mutter in seiner Gewalt. Er wird sie beide umbringen, wenn es mir nicht gelingt, sie zu befreien.«
    Der Scheich schaute ihn an und lächelte. »Ah, es geht also gar nicht um Rache.«
    »Doch, es geht um Rache. Ich will den Dreckskerl dafür kastrieren, dass er meine Familie entführt hat.«
    »Endlich entdecken wir etwas, was uns miteinander verbindet«, sagte er lächelnd. »Von Familie verstehe ich etwas. Ich betrachte meinen gesamten Stamm als meine Familie.«
    »Dann sagen Sie mir, dass Sie –«
    »Genug.« Der Scheich hob eine Hand. »Drängen Sie mich nicht, Kilmer. Ich werde darüber nachdenken, danach können wir weiterreden.«
    »Womöglich bleibt uns nicht viel Zeit.«
    »Dann tun Sie, was Sie tun müssen. Ich lasse mich nicht drängen.«
    Kilmer sah ein, dass er im Moment nicht mehr erreichen konnte. Er stand auf. »Und wenn ich Sie nur darum bitte, mir bei meinen Nachforschungen zu helfen und mir im Notfall einen sicheren Unterschlupf zu gewähren?«
    »Ich lasse mich nicht drängen.«
    Kilmer nickte. »Verzeihen Sie.« Als er draußen vor dem Zelt stand, hatte er Mühe, seinen Frust zu überwinden. Er konnte dem Scheich nicht vorwerfen, dass er kein Risiko eingehen wollte. Also musste er selbst erst einmal die Ruhe bewahren. Schließlich hatte der Scheich noch nicht nein gesagt, es war also immer noch möglich, dass er sich dazu durchrang, ihn zu unterstützen. Adam Ben Harouns Mutter war zur Hälfte Engländerin gewesen, und er war in England zur Schule gegangen, was sein Denken zweifellos beeinflusste. Er war ein außergewöhnlicher Mann, und sein Stamm war ebenso außergewöhnlich. Die meisten Nomaden in der Sahara waren Touareg, aber Adam gehörte zu einem der wenigen Stämme mit arabischen Wurzeln.
    Kilmer

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