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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Pferdeflüsterin und auch kein Doktor Dolittle, aber von klein auf hatte ich das Gefühl, dass Pferde mich verstehen und ich sie. Daraus habe ich auch nie ein Hehl gemacht.«
    »Von klein auf? Wie hast du es denn rausgefunden?«
    »Ich war in den Ferien auf der Farm meines Großvaters, und er hatte ein krankes Pferd. Der Tierarzt konnte nicht rausfinden, was der Stute fehlte, aber ich.«
    »Hat sie es dir gesagt?«
    »Nein, ich wusste es einfach.« Sie zuckte die Achseln. »Der Tierarzt meinte natürlich, ich hätte einfach gut geraten.«
    »Und Pferde machen, was du ihnen sagst, oder?«
    Gott, Frankie ließ einfach nicht locker. »Manchmal. Manchmal hören sie auch gar nicht auf mich. Es bedeutet nur, dass es mir leichter fällt, mit ihnen umzugehen, als den meisten anderen Menschen.«
    »Ich glaube, sie hören auf dich. Darling hat bei dir nie gescheut.«
    »Bei dir hat er auch damit aufgehört. Er musste erst verstehen, dass er keine Angst zu haben brauchte.«
    »Und du hast es ihm gesagt.«
    »Nein, du hast es ihm gesagt, erinnerst du dich?«
    »Also wirklich, Mom.«
    Grace zögerte, dann nickte sie. »Also gut, ich hab ein bisschen nachgeholfen. Aber wenn Darling dir nicht vertraut hätte, wäre er nie mit dir über diese Hürde gesprungen.«
    Frankie lächelte. »Mach dir nichts draus, Mom, ist schon in Ordnung. Ich hab’s sowieso immer gewusst. Ich verstehe gar nicht, warum du nicht stolz darauf bist. Ich find’s ziemlich cool, eine Mutter zu haben, die mit Pferden sprechen –«
    »Ich hab dir gesagt, ich bin keine Pferdeflüs–«
    »Ja, aber jetzt, wo ich weiß, dass Hope auf dich hören wird, hab ich schon weniger Angst, auf ihr zu reiten.«
    Und vielleicht war das gut so, dachte Grace. Vertrauen war immer von Vorteil, und sie brauchten alle Hilfsmittel, die sie kriegen konnten. Realität und Sachlichkeit konnten ihr gestohlen bleiben. »Du kannst dich darauf verlassen, dass ich ein gutes Wort für dich einlegen werde. Aber für heute wollen wir Hope und Charlie und alles, was uns morgen erwartet, vergessen. Du brauchst was zu essen und musst bald schlafen gehen.«
    »Du auch?«
    »Sicher.« Sie betraten den Stall und betrachteten die Zwei, die gerade von zwei extrem nervös wirkenden Stallburschen gefüttert wurden. »Falls Hope und Charlie still genug sind, dass wir schlafen können.«
     
    Charlie und Hope waren nicht still. Zum Glück war Frankie so müde, dass sie trotz des Lärms, den die Zwei veranstalteten, tief und fest schlief. Grace lag auf ihrem Feldbett und hörte sich den Radau an, bis sie ganz sicher war, dass Frankie nicht wach werden würde. Dann stand sie leise auf und trat an die Stalltür. Der Wachmann, der nur wenige Meter entfernt stand, streckte sich gerade und wechselte sein Gewehr auf die andere Schulter.
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte Grace. »Ich will nur ein bisschen frische Luft schnappen.«
    Der Mann schaute sie wortlos an und grinste unverschämt.
    Ohne ihn zu beachten, betrachtete Grace die dunklen Wälder, die das Anwesen umgaben. War Kilmer dort draußen? Sie fühlte sich einsam und isoliert. Sie würde ihn so gern sehen. Seltsam, obwohl Sex den größten Teil ihrer Beziehung ausmachte, sah sie ihn seit ihrer Abreise von der Ranch in Gedanken nicht nackt und über sie gebeugt, sondern wie er mit Frankie lachend durch die Felder ritt.
    Auch wenn sie Marvot gegenüber etwas anderes behauptet hatte, fühlte sie sich nach der stundenlangen Arbeit mit den Pferden entmutigt. Falls die Zwei sich überhaupt an sie erinnerten, war davon nichts zu spüren. Alles, was sie vor Jahren mit ihnen erreicht hatte, war längst vergessen, und sie musste wieder bei null anfangen. Aber vielleicht irrte sie sich ja auch. Das würde sich in den kommenden Tagen herausstellen.
    Aber wie viele Tage würde Marvot ihr zugestehen? Sie traute ihm zu, dass er versuchen würde, sie anzutreiben, indem er ihr Frankie wegnahm. Das durfte auf keinen Fall passieren, verdammt.
    Und es hatte auch keinen Zweck, auf die Bäume in der Ferne zu starren wie eine mittelalterliche Jungfrau, die darauf wartet, dass ein tapferer Held erscheint und sie rettet. Was ihre Rettung anging, konnte sie im Moment nur auf sich selbst zählen. Sie konnte sich darauf verlassen, dass Kilmer eingreifen würde, sobald er eine Chance sah, aber am Ende würde sie selbst die Verantwortung tragen müssen.
    Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen, anstatt deprimiert hier draußen herumzustehen und sich von dem Wachmann beglotzen zu

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