Gnadenlose Jagd
Mal an Charlie erinnert. Vielleicht hilft es dir ja auch.«
Grace versuchte zu lächeln. »Vielleicht.« Sie räusperte sich. »Also gut, dann nennen wir ihn Charlie.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Marvot. »Ich werde Ihrer Tochter nicht gestatten, sich in Ihrer Nähe aufzuhalten. Sie bleibt eingesperrt, und wenn Sie sich kooperativ zeigen, erhalten Sie die Erlaubnis, sie zu besuchen.«
»Was soll das? Sie wissen doch, dass Frankie auf der Farm mit Pferden gearbeitet hat. Sie wäre mir eine große Hilfe.« Grace holte tief Luft. »Oder zweifeln Sie daran, dass Ihre Wachleute uns daran hindern könnten, zu fliehen? Ja, das ist wahrscheinlich Ihre größte Sorge, schließlich ist es Ihnen ja auch nicht so gut gelungen, Kilmer und seine Männer in Schach zu halten.«
»Sollte mich das treffen? Das tut es nicht. Dieses Problem habe ich gelöst.«
»Wenn ich mich auf die Zwei konzentrieren soll, will ich mir nicht gleichzeitig Sorgen um meine Tochter machen müssen. Die Arbeit wird auch so schon hart genug werden. Wenn es keine triftigen Gründe gibt, die dagegen sprechen, dann erfüllen Sie mir meinen Wunsch.«
»Sie sagen also, Ihre Tochter wird Ihnen bei der Zähmung der Zwei helfen? Wie interessant.«
Grace zuckte zusammen. Sein Lächeln war eine Spur zu boshaft. »Ich hab gesagt, sie wäre mir eine wertvolle Hilfe.«
»Dann sollte ich Ihnen den Versuch gewähren. Natürlich erwarte ich, dass sie nach einer angemessenen Frist auf einem der Pferde reitet. Ich lasse Sie sogar aussuchen, auf welchem.«
O Gott.
Er musterte ihr Gesicht. »Nein?«
Die Vorstellung ängstigte sie zu Tode, aber er würde ihre Bitte zweifellos ablehnen, wenn sie sich nicht einverstanden erklärte. Sie würde einfach versuchen müssen, ihn hinzuhalten, bis sich eine Fluchtmöglichkeit bot. »Es wäre möglich.«
»Nein, es ist sicher.« Er lachte in sich hinein. »Und ich entscheide über den angemessenen Zeitpunkt. Guillaume und ich werden Ihnen regelmäßige Besuche abstatten, um Ihre Fortschritte zu begutachten. Ich kann es gar nicht erwarten, Guillaume sehen zu lassen, wie Ihre Tochter auf dem Pferd sitzt. Er wollte nicht glauben, dass ich sie genauso behandeln würde wie Sie. Es wird eine gute Lektion für ihn sein.«
»Wenn Sie mich hetzen, werde ich bei den Pferden überhaupt nichts ausrichten.«
»Ich kann sehr geduldig sein. Es sei denn, Sie ärgern mich.« Er schaute sie durchdringend an. »Oder Kilmer verursacht Ärger.«
»Kilmer hat mit dieser Sache nichts mehr zu tun.« Sie wechselte das Thema. »Ich möchte, dass im Stall zwei Feldbetten aufgestellt werden, eins für mich und eins für Frankie.«
»Ach? Ich hatte eigentlich vor, Ihnen eine bequemere Unterkunft anzubieten.«
Grace schüttelte den Kopf. »Ich werde bei den Pferden essen und schlafen, damit sie sich an mich gewöhnen. Sie werden schon dafür sorgen, dass wir dort gut bewacht werden.«
»Darauf können Sie sich verlassen.« Er zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen. Es gibt eine Dusche im Stall, und die Wachen werden Ihnen etwas zu essen bringen, wenn Sie sie darum bitten. Ich erwarte schnelle Erfolge, und ich gebe Ihnen, was Sie brauchen, um diese Erfolge zu erzielen – solange ich sehe, dass alles nach meinen Vorstellungen läuft. Wenn nicht, werden Sie meinen Zorn zu spüren bekommen.«
»Sie werden Ihre Erfolge bekommen.« Sie drehte sich auf dem Absatz um, verließ das Arbeitszimmer und ging über den gefliesten Flur zu der doppelflügeligen Glastür, die auf den Weg zum Stall führte. Alles an dieser palastartigen Villa war geprägt von Luxus und Macht, darauf ausgerichtet, jeden Besucher einzuschüchtern. Aber sie würde sich nicht einschüchtern lassen, dachte Grace erbittert. Er mochte zwar Macht besitzen, doch Macht konnte auch gebrochen werden.
Aber in was für eine Situation hatte sie sich und Frankie bloß gebracht? Sicher, Frankie konnte gut mit Pferden umgehen, aber sie war noch ein Kind. Eigentlich wollte Grace sie überhaupt nicht in der Nähe der Zwei haben. Sie wollte sie in ihrer eigenen Nähe haben, aber sie ganz sicher nicht in das Training einbeziehen.
Das würde auch nicht passieren. Aber sie musste es akzeptieren. Nun würde es zwar schwieriger werden, Frankie zu beschützen, trotzdem würde sie schon eine Möglichkeit finden.
Als sie Frankie sah, die an der Stalltür auf sie wartete, rang sie sich ein Lächeln ab. »Hallo, mein Schatz. Ich hab ihn überredet. Wir werden zusammenbleiben. Ist das
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