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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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gemerkt haben, aber Sie sind hier nicht in einem Sternehotel», sagte sie schnippisch und ging.
    Schließlich erbarmte sich Maria. «Na gut, dann fahre ich eben in die Stadt zum Türken und hole uns Brot, Käse und so was. Kommt jemand mit?»
    «Ich!», rief Sibylle und kramte ihre Geldbörse aus dem Rucksack. «Dann kann ich auch gleich ein paar Flaschen Hochprozentiges besorgen. Mir ist heute überhaupt nicht nach Wein und Bier.»
    Patricia, die sich den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen, kam die Treppe herunter, den Manuskriptstapel unterm Arm. «Ich bin durch», verkündete sie. «Ist ganz okay, aber ich muss sagen, ihr wart schon besser. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich vermisse die Glanzlichter.»
    «Ja, ja», fiel ihr Frieder ins Wort. «Darüber reden wir später. Ach, Bylle, bring alles für Caipis und Mojitos mit, okay? Mir ist heute nach Cocktails.»
    «Na, dann drückt aber alle einen Obolus ab. So gut bin ich nicht bei Kasse.»
    Patricia fasste Frieder beim Arm. «Cocktails? Aber, Frieder, das ist …»
    Er küsste sie schnell und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ihr Gesicht wurde merkwürdig ausdruckslos.
     
    «Ein komplett vertaner Tag, aber was soll’s!»
    Als sie sich an den Abendbrottisch setzten, war die Stimmung schon ordentlich angeheizt.
    Haferkamp beobachtete, wie Dagmar ihr halb geleertes Glas mit einem giftgrünen Getränk bis zum Rand mit Schnaps auffüllte. Er selbst hatte sich nur ein Bier genommen. Kai neben ihm nippte an einem Glas Weißwein.
    «Was hältst du eigentlich von einem eigenen Verlag?», fragte Haferkamp leise.
    Janicki schaute ihn nachdenklich an, dann schmunzelte er verschmitzt und reckte den Daumen. «Ich glaube, jetzt brauche ich auch etwas Stärkeres.»
    «He, Martin», lallte Bylle. «Diese fettigen Bratkartoffeln machen komische Sachen in meinem Magen. Schieb mir mal den Gemüsesalat rüber.»
    Rüdiger hatte seinen Arm auf Frieders Schultern gelegt und redete auf ihn ein.
    Haferkamp bekam nur Bruchstücke mit: «Totale Scheiße … uns so hängen lässt …»
    Patricia saß daneben und sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
    «Jetzt wird abgeräumt», schallte es plötzlich von der Tür her. Frau Wegner scheuchte ihre Küchenmädchen herein. Stirnrunzelnd beobachtete sie, wie alle sich mit schon recht unsicheren Schritten auf den Weg in den Salon machten, und winkte Haferkamp zu sich. «Von einem Riesenbesäufnis war nicht die Rede, mein Junge.»
    «Ich hatte nur ein Bier, Hedwig.»
    Sie hörte ihm nicht zu. «Und von guter Stimmung kann auch nicht die Rede sein. Mir gefällt das nicht.»
    «Mir auch nicht, das kannst du mir glauben. Bekomme ich noch einen Kaffee bei dir in der Küche?»
    «Na gut, weil du’s bist.»
     
    Als er eine knappe Stunde später in den Salon kam, taumelte ihm Dagmar entgegen und umklammerte ihn, dass ihm fast die Luft wegblieb. «Endlich! Ich hab gedacht, du wärst schon im Bett. Komm, Martin, wir gehen hoch. Schlaf mit mir.»
    Er packte sie fest bei den Armen und schob sie weg. «Bist du verrückt geworden?»
    «Och, bitte, ich will das schon so lange», quengelte sie.
    «Nein, nicht hier, nicht jetzt und ganz bestimmt nicht, wenn du betrunken bist.»
    Sie musterte ihn lange und seufzte. «Auch gut!»
    Dann stolperte sie ins Zimmer zurück und ließ sich neben Kai, der auch schon ziemlich mitgenommen aussah, aufs Sofa fallen. Haferkamp blieb gegen den Türrahmen gelehnt stehen.
    Maria balancierte schwankend auf einer Sessellehne und redete monoton auf ihren Mann ein, der sie gar nicht wahrzunehmen schien. Patricia hatte sich auf Frieders Schoß gekuschelt und schnäbelte, während Sibylle dem verwirrten Walterfang schon heftig auf die Pelle gerückt war. Rüdiger hing mit halb geschlossenen Augen in einem Sessel, schien aber plötzlich eine Eingebung zu haben. «Was hast du vorhin gesagt, Patriciasternchen? Du findest, bei uns fehlen die Glanzlichter? Na, was meinst du wohl, woran das liegt, hä?»
    Patricia schaute ihn misstrauisch an, sagte aber nichts.
    «Ich kann es dir sagen, Schätzchen», lallte er weiter. «Ich kann es dir ganz genau sagen. Das ist bloß, weil dein Beschäler zu faul war. Weil er sich lieber mit dir im Lotterbett herumwälzt, statt zu schreiben und sein Teil beizutragen. So ist das!»
    Dagmar lachte laut. «Papa Frieder hat’s nicht gebracht, der große Beschäler hat versagt!» Sie wollte sich nicht wieder beruhigen.
    Da sprang Patricia auf. «Jetzt reicht’s mir aber! Ich hab euch so was von

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