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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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«Griechischer Wein» machten.
    «Stoppt mal bitte», rief Haferkamp. «Ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, Jörg, aber ich komme mit dem Ding nicht klar. Das sind doch nur ein paar dämliche Fußballfans, die sich gegenseitig ihre nationalen Vorurteile um die Ohren hauen. Was soll daran komisch sein?»
    «Na, genau das, diese Vorurteile», maulte Möller.
    «Aber das ist doch kein abendfüllendes Thema. Da muss doch irgendetwas Gehaltvolles rein. Von mir aus können sie ja im Stadion sitzen, aber mach sie doch zum Beispiel zu Kriegsgegnern und Kriegsbefürwortern, da hättest du wenigstens etwas Brisanz.»
     
    Sie retteten sich in die Kaffeepause.
    Dagmar begutachtete das Kuchenbüfett. «Kalter Hund!», staunte sie und lächelte. «Den gab es bei uns früher immer auf Kindergeburtstagen. Schaut mal, ‹Frankfurter Kranz›. Ich wusste gar nicht, dass den noch irgendjemand backt.»
    Auch Kai nahm sich ein Stück. «Sollen wir uns nach draußen setzen? Sieht aus, als wäre es warm genug.»
    Unten am Teich waren Frieder, Möller und Rüdiger in ein leises Gespräch vertieft. Sibylle und Maria hatten sich nur schwarzen Kaffee genommen und schlenderten mit ihren Bechern über die Wiese.
    «Rück mal ein Stück, Martin!» Walterfang quetschte einen vierten Stuhl an den Tisch und machte sich über das erste seiner vier Tortenstücke her.
    Kai schob nach drei Bissen seinen Teller weg. «Ich hatte ganz vergessen, wie mächtig das Zeug ist.»
    Haferkamp stierte grimmig in seine Kaffeetasse. «Ich hätte nicht übel Lust, noch eine Publikumsbeschimpfung zu schreiben.»
    Ein paar Jahre lang war diese Nummer ein fester Bestandteil ihrer Programme gewesen.
    Dagmar lachte hell. «Na, wie das wohl kommt? Ist aber eine gute Idee. Sollen wir das nicht zusammen machen? Kai, bist du dabei?»
    «Sicher, wenn wir noch Zeit dafür finden.»
    Walterfang rammte ihm schmerzhaft den Ellbogen in die Rippen. «Guckt euch mal den tollen Schlitten an!»
    Ein dunkelblauer Roadster rollte auf den Parkplatz.
    Walterfang sprang auf. «Frieder, da kommt Patricia!»
    Seidl ließ die anderen beiden Männer stehen und lief über die Wiese. «Sternchen, da bist du ja!»
    Er schloss seine Liebste in die Arme, und sie küssten sich ausführlich.
    Patricia war die Tochter eines lateinamerikanischen Botschafters, erst vierundzwanzig, und Frieder hatte sie kennen gelernt, als sie sich in seiner Agentur als Praktikantin beworben hatte.
    Jetzt legte er ihr den Arm um die Schultern und zog sie mit sich.
    Bildschön wie immer, dachte Haferkamp. Bildschön und – eindeutig schwanger.
    Frieder strahlte übers ganze Gesicht und legte sanft die gespreizte Hand auf den kleinen Kugelbauch. «Darf ich euch meine beiden kostbarsten Menschen präsentieren?»
    Es gab ein Riesenhallo.
    Martin sah nur Dagmar, der alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Ungelenk stand sie auf, schob den Stuhl zurück und stolperte in den Park. Haferkamp schaute sich um. Nicht einmal Rüdiger hatte etwas bemerkt.
    «Versteht ihr jetzt, warum wir ein Zimmer mit eigenem Bad brauchen?», rief Frieder.
    «War’s ein Unfall?», kreischte Sibylle.
    «Natürlich nicht», antwortete Patricia und klang ein wenig angestrengt.
    Frieder übertönte sie: «Und heute Abend machen wir den restlichen Champagner nieder!»
    Auch Haferkamp stand jetzt auf und rang sich ein Lächeln ab. Er küsste Patricia auf die Wange. «Glückwunsch.»
    Dann zog er sich unbemerkt in den Park zurück. Er fand sie unter der Buche, das Gesicht eine weiße Maske. «Mir ist kalt.»
    «Komm her, ich halte dich.»

Zwölf
    «Ich verlasse ihn.»
    «Wie bitte?» Haferkamp schob sie von sich und sah ihr ins Gesicht.
    «Ich werde mich von Rüdiger trennen.»
    «Was redest du da? Ich dachte, es wäre wegen …»
    Sie warf den Kopf zurück, ihre Augen glitzerten. «Was? Was dachtest du?!» Dann wischte sie seine Hände von ihren Schultern. «Rüdiger hat sich längst entschieden, er weiß es nur noch nicht. Oder vielleicht besser: Er traut sich nicht.» Sie presste beide Fäuste gegen die Augen, dann reckte sie wieder das Kinn. «Aber darauf läuft es hinaus, und ich habe nicht vor, den langen Weg zu gehen. Besser ein Ende mit Schrecken – so war ich schon immer, so habe ich auch immer gearbeitet.»
    «Dagmar …»
    «Was? Es ist schlicht und einfach vorbei, ganz undramatisch.» Sie schlug die Augen nieder. «Könnte ich eine Weile bei dir wohnen, übergangsweise?»
    «Nein. Jetzt hör doch auf, Dagi. Du bist völlig neben

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