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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sorgen.
    Festgebunden, Händchen haltend, ein Picknick.
    Es musste jemand gewesen sein, der clever genug war, einen großen Mann wie Haiseiden und eine Frau, die Bergwanderungen im Himalaya unternahm, zu überwältigen.
    Jemand, den sie kannten. Ein Verbündeter. So musste es sein.
    Das Ekelgefühl ließ nicht nach, stattdessen mischte sich eine neue Empfindung darunter - eine seltsame, kindliche Freude.
    Weder Eric noch Richard. Sie hatten kein Motiv, und wo sie sich in den vergangenen zwei oder drei Tagen aufgehalten hatten, konnte lückenlos nachvollzogen werden. Dasselbe galt für Donny Salcido.
    Sie waren an einem Baum festgebunden gewesen. Geometrie. Michael Burkes Markenzeichen. Es war an der Zeit, Leimert Fuscos großes schwarzes Buch noch einmal durchzusehen.
    Zeit, Fusco anzurufen - aber zuerst musste Milo Bescheid wissen.
    Ich war viel zu schnell auf dem Highway 134 unterwegs und hoffte auf ein leeres Haus, während ich darüber nachdachte, dass Haiseiden sich vor dem Zivilprozess versteckt hatte und dabei auf etwas viel Schlimmeres gestoßen war.
    Er war wahrscheinlich schon die ganze Zeit bei Alice Zoghbie untergetaucht - plötzlich fiel mir das Telefongespräch wieder ein, das sie geführt hatte, als Milo und ich bei ihr waren. Anschließend hatte sie es kaum erwarten können, uns loszuwerden. Wahrscheinlich war das ihr Freund gewesen, der wissen wollte, ob die Luft rein war.
    Die beiden waren in Alices Haus überfallen worden. Von jemandem, den sie kannten … von jemandem, den sie respektiert, dem sie vertraut hatten. Ein intelligenter junger Arzt, der bei Mate in die Lehre gegangen war.
    Ohne Zweifel war die Polizei von Glendale bereits zum Tatort unterwegs. Bald würden meine Fingerabdrücke von dem Tor abgenommen und innerhalb weniger Tage mit den Unterlagen des Medical Board in Sacramento verglichen werden.
    Milo musste so schnell wie möglich Bescheid wissen.
    Falls ich ihn nicht erreichen konnte, sollte ich mich dann direkt an Fusco wenden? Der FBI-Mann hatte gesagt, er wolle nach Seattle fliegen. Er wollte die ungelösten Fälle noch einmal überprüfen - gab es etwas Besonderes an den ungelösten Fällen in Seattle?
    Das letzte Opfer in Seattle war Marissa Bonpaine gewesen. Eine Injektionsspritze aus Plastik, die auf dem Waldboden gefunden worden war. Katalogisiert und vergessen.
    Kein Zufall. Es konnte kein Zufall sein.
    Fusco hatte mir die Nummer seines Piepers und die seines Apparats in L. A. gegeben, doch beide waren zu Hause in der Burke-Akte.
    Ich trieb den Seville hoch auf hundertvierzig.
     
    Ich schloss die Haustür auf. Robins Pick-up war verschwunden - meine Bitten waren erhört worden. Ich lief in mein Arbeitszimmer, ein wenig schuldbewusst, weil ich so zufrieden war.
    Ich versuchte es noch einmal bei Milo, jedoch ohne Erfolg. Dann beschloss ich, dass früher besser wäre als später, und wählte die Nummern von Fuscos Pieper und Telefon. Auch von ihm kam kein Rückruf. Allmählich fühlte ich mich wie der letzte Mensch auf Erden. Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, Milo zu erreichen, rief ich die FBI-Zentrale im Federal Building in Westwood an und fragte nach Special Agent Fusco. Die Rezeptionistin bat mich zu warten, bevor sie mich zu einer Frau mit der rauchigen Stimme einer Nachtklubsängerin durchstellte, die sich meinen Namen und meine Telefonnummer geben ließ.
    »Darf ich ihm sagen, worum es sich handelt, Sir?«
    »Er wird es wissen.«
    »Er ist nicht im Hause. Ich werde die Nachricht an ihn weiterleiten.«
    Ich zog den großen schwarzen Ordner hervor, schlug ihn auf und starrte auf die Bilder von Leichen an Bäumen, auf die geometrischen Wunden. Die Parallelen waren unverkennbar.
    All meine Theorien über einen Zusammenbruch der Familie, die Dosses, die Manitows, und dann war es doch nur auf einen weiteren Psychopathen hinausgelaufen. Ich blätterte durch die Polizeiberichte, stieß auf die Fälle in Seattle, die Angaben über Marissa Bonpaine und hatte mich halbwegs durch das Kleingedruckte gearbeitet, als es an der Tür klingelte.
    Ich ließ die Akte auf dem Tisch liegen und ging zur Tür. Durch den Spion sah ich zwei verzerrt wirkende Gestalten - ein Mann und ein Frau, weiß, Anfang dreißig mit ausdruckslosen Mienen.
    Gepflegtes Duo. Missionare? Ich konnte ein wenig Glauben gebrauchen, war aber nicht in der Stimmung für eine Predigt.
    »Ja, bitte?«, fragte ich durch die Tür. Ich sah, wie sich der Mund der Frau bewegte. »Dr. Delaware? FBI. Dürfen wir bitte

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