Gnadentod
hatte. Ihre Ärzte wiesen sie ins Krankenhaus ein, wo sie leider starb.«
»War das zu erwarten?«
»Nach unseren Erkenntnissen war es nicht unerwartet, aber auch nicht unvermeidlich.«
»Eine dieser Fifty-Fifty-Situationen«, sagte Bratz.
»Ein Krankenhaus in Buffalo«, sagte ich. »Hat sich ein Atemtherapeut namens Roger Sharveneau um sie gekümmert?«
Mary Donovan runzelte die Stirn und sah Bratz an. Er schüttelte den Kopf, aber sie sagte: »Möglicherweise.«
»Möglicherweise?«
»Roger Sharveneau hatte Dienst während Victorias letztem Krankenhausaufenthalt. Ob er je ihr Therapeut war, ist nicht klar.«
»Fehlen die Unterlagen?«, fragte ich.
»Was spielt das für eine Rolle?«, gab Bratz zurück.
»Hat Michael Burke ebenfalls während dieses Zeitraums dort gearbeitet?«
Bratz’ Augen verengten sich. »Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass Burke sie behandelt hat«, sagte Agent Donovan.
»Aber er hat in dieser Zeit dort die Runde gemacht, möglicherweise hat er auf der Unfallstation gearbeitet«, sagte ich.
Beide sagten kein Wort.
Ich fuhr fort. »Wann kam Fusco zu der Überzeugung, dass jemand - Sharveneau oder Burke oder beide - seine Tochter ermordet hatten?«
»Monate später«, sagte Agent Donovan. »Nachdem Sharveneau sein erstes Geständnis abgelegt hatte, behauptete Fusco, er erkenne ihn von der Station wieder. Er habe ihn in Victorias Zimmer gesehen, als es keinen plausiblen Grund für seine Anwesenheit dort gab. Er versuchte, Sharveneau im Gefängnis zu vernehmen, erhielt jedoch von der Polizei in Buffalo keine Genehmigung, weil das Bureau in dem Fall nicht zuständig war und er schon zweimal nicht es war zu offensichtlich eine persönliche Angelegenheit. Agent Fusco reagierte darauf ziemlich unangemessen. Nachdem man Sharveneau entlassen hatte, ließ er nicht locker, belästigte Sharveneaus Anwalt. Er wurde zunehmend … zornig. Selbst nachdem Sharveneau Selbstmord begangen hatte, gab er nicht auf.«
»Wurde Fusco im Fall von Sharveneaus mutmaßlichem Selbstmord je als Verdächtiger in Betracht gezogen?«, fragte ich.
Sie zögerte eine Sekunde. »Nein, nie. Sharveneau hielt sich versteckt, es gibt kein Indiz dafür, dass Fusco ihn je aufgestöbert hat. In der Zwischenzeit ließ Agent Fuscos Arbeit immer mehr zu wünschen übrig, und das Bureau schickte ihn für mehrere Monate zurück nach Quantico. Man ließ ihn Seminare für angehende Profiler geben. Als Abkühlungsmaßnahme sozusagen. Es schien zu funktionieren. Nach einer Weile schien Fusco ruhiger zu sein, zufriedener. Aber das stellte sich als List heraus. Er benutzte den Großteil seiner Energien, um hinter Burke her zu recherchieren, verschaffte sich ohne Erlaubnis Zutritt zu Datenbanken. Er wurde zu einem Treffen mit seinen Vorgesetzten zurück nach New York beordert. Dabei wurde beschlossen, ihn mit einer Erwerbsunfähigkeitsrente in den Ruhestand zu schicken.«
»Emotionale Erwerbsunfähigkeit«, sagte Bratz.
»Betrachten Sie ihn als ernsthaft gestört?«, fragte ich. »Kompletter Realitätsverlust?«
Bratz atmete aus und sah mich unbehaglich an.
»Sie haben ihn kennen gelernt«, sagte Mary Donovan. »Was denken Sie, Doktor?«
»Auf mich hat er durchaus den Eindruck gemacht, als könnte er sich auf eine Sache konzentrieren.«
»Das ist das Problem, Doktor. Er konzentriert sich zu sehr auf eine Sache. Er hat bereits eine Reihe von Verbrechen begangen.«
»Gewairverbrechen?«
»In der Hauptsache Diebstähle.«
»Was hat er gestohlen?«
»Daten - offizielle Polizeiberichte aus verschiedenen Zuständigkeitsbereichen. Und er gibt sich weiterhin als Special Agent aus. Wenn das alles an die Öffentlichkeit kommt… Dr. Delaware, das Bureau hat Mitgefühl mit seinem schweren Schicksal. Das Bureau respektiert ihn - respektiert das, was er einmal war. Niemand möchte ihn im Gefängnis enden sehen.«
»Ist er auf dem Holzweg, was Burke betrifft?«, fragte ich. »Burke ist nicht das Problem«, sagte Agent Bratz. »Warum nicht?«
»Burke ist nicht unser Problem«, stellte Mary Donovan klar. »Wir sind nur für interne Untersuchungen zuständig, nicht für externe Kriminalfälle. Special Agent Fusco ist zum internen Problem erklärt worden.«
»Kümmert sich irgendjemand im Bureau um Michael Burke?«
»Zu dieser Information haben wir keinen Zugang, Sir. Unser Ziel ist denkbar einfach: Leimert Fusco in unsere Obhut nehmen, in seinem eigenen Interesse.«
»Was geschieht mit ihm, wenn Sie ihn finden?«, fragte
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