Gnadentod
völlig ruinierten Nervensystem nehmen - vielleicht einen Fall fortgeschrittener Muskelatrophie - unkontrolliert zuckende Extremitäten, Zunge aus dem Mund hängend, vermehrter Speichelfluss, keine Kontrolle über den Schließmuskel - soll er sich ruhig über den ganzen Set entleeren, damit die Leute sehen, wie schön Krankheit und Zerfall sind. Wenn ich das tun könnte, würden Sie sehen, wie sich all das scheinheilige Gefasel über den Adel des Lebens in Wohlgefallen auflöst, und zwar pronto. Ich könnte die ganze Sache in wenigen Minuten durchziehen, sicher, sauber, still. Ich würde die Kamera auf das Gesicht des Reisenden gerichtet lassen, um zu zeigen, wie friedlich es ist, sobald das Thiopental seine Wirkung tut. Ich könnte die Welt lehren, dass nicht irgendwelche Rabbis oder Priester, die sich als Gottes heilige Boten aufspielen, das Mitgefühl gepachtet haben, oder ein mongoloider Lakai der Regierung, der keinen Grundkurs in Biologie bestehen würde, mir aber erklären will, was Leben ist und was nicht. Es ist nämlich gar nicht so kompliziert, Amigos: Wenn dein Gehirn nicht funktioniert, bist du nicht am Leben. Die Tonight Show … yeah, das wäre lehrreich. Wenn man es mich richtig vorbereiten ließe, klar, würde ich es dann machen.« (Mate, 1997, in Beantwortung der Frage eines Journalisten, warum er Publicity schätze)
»Dr. Mate sollte den Nobelpreis kriegen. Doppeltes Preisgeld. Für Medizin und Frieden. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich selbst einen Teil davon bekommen würde. Als sein Anwalt hab ich es wohl verdient.« (Haiseiden, 1998)
Weitere vermischte, jedoch weniger relevante Kuriositäten tauchten nacheinander auf:
Ein drei Jahre alter Zeitungsartikel aus Denver über einen »Outsider«-Künstler aus Colorado mit dem wenig wahrscheinlichen Namen Zero Tollrance, der eine Reihe von Mate und seiner Maschine inspirierter Bilder gemalt hatte. Tollrance, der zuvor noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten war, hatte ein verlassenes Gebäude in einem heruntergekommenen Stadtteil Denvers benutzt, um dreißig Gemälde auszustellen. Ein freier Mitarbeiter der Denver Post erwähnte in einer Besprechung der Ausstellung »verschiedene Portraits des >Todesarztes< in einer großen Bandbreite vertrauter Posen: als Gilbert Stuarts George Washington, Thomas Gainsboroughs Blue Boy, Vincent van Goghs Selbstbildnis mit dem verbundenen Ohr. Die Arbeiten, in denen Mate nicht vorkam, umfassten Collagen von Särgen, Leichen, Totenschädeln und madenverseuchtem Fleisch. Aber das vielleicht ehrgeizigste von Tollrances Werken ist eine originalgetreue Neuschöpfung von Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp, die drastische Abbildung der Sektion eines Menschen, bei der Dr. Mate in einer Doppelrolle als skalpellschwingender Pathologe und als geöffneter Leichnam auftritt.«
Als er gefragt wurde, wie viele Bilder verkauft worden seien, »entfernte sich Tollrance ohne Kommentar«.
Mate als Schnippler und Opfer. Es wäre nicht uninteressant, mit Mr. Tollrance zu reden. Speichern. Drucken.
Zwei Zitate von einem wissenschaftlichen Schwarzen Brett zu Gesundheitsfragen, eingerichtet von der Harvard University, kamen als Nächstes: Im Rahmen einer geriatrischen Studie war ermittelt worden, dass zwar 59,3 Prozent der Verwandten von älteren Patienten sich für die Legalisierung ärztlicher Sterbehilfe aussprachen, aber nur 39,9 Prozent der alten Menschen damit einverstanden waren. Und eine Studie, die in einem Krebsbehandlungszentrum durchgeführt worden war, hatte ergeben, dass zwei Drittel der amerikanischen Öffentlichkeit Sterbehilfe befürworteten, wobei jedoch 88 Prozent der unter ständigen Schmerzen leidenden Krebspatienten nicht daran interessiert waren, sich näher mit dem Thema zu befassen, und angaben, es untergrabe ihr Vertrauen in ihre Ärzte, wenn diese von sich aus das Thema zur Sprache brachten.
Auf einer Website mit feministischem Quellenmaterial fand ich einen Artikel in einer Zeitschrift namens S(Hero) mit dem Titel: »Gnade oder Misogynie: Hat Dr. Mate etwas gegen Frauen?« Die Autorin brachte die Frage auf, warum 80 Prozent von Mates »Reisenden« weiblich gewesen waren. Mate, behauptete sie, habe nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt, von der die Öffentlichkeit erfahren hätte, und sich geweigert, persönliche Fragen zu beantworten. Dann folgten etliche freudianische Spekulationen.
Milo hatte nichts von einer Familie erwähnt. Ich machte mir eine Notiz, dem nachzugehen.
Die letzte Meldung war
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