Gnosis
tödlichsten.»
«Es gab mehrere Projekte? Nicht nur MK-ULTRA?»
«Oh, nein», sagte Dietrich mit leuchtenden Augen. «MK-DELTA befasste sich mit biochemischen Experimenten für das Verhör ausländischer Agenten. MK-NAOMI entwickelte biologische Kampfmittel. MK-MINDBENDER setzte Drogen und Hypnose ein, um mexikanische Bürger zu Attentätern zu machen. MK-SEARCH untersuchte Chemikalien, mit denen man sexuelle Verhaltensmuster ändern konnte. Bei MK-RESURRECTION setzte man Affen hohen Dosen von Radiofrequenzenergie aus, nachdem man sie einer Lobotomie unterzogen hatte.»
«Diese Experimente mit der Radiofrequenzenergie … dabei haben Sie herausgefunden, wie meine Gabe funktioniert?»
«Teilweise. Aber auch die Operation OFTEN hatte damit zu tun. OFTEN konzentrierte sich auf das Übernatürliche. Die CIA arbeitete mit selbsternannten Wahrsagern, Handlesern, Menschen mit übersinnlicher Wahrnehmung, Astrologen und Hellsehern. Die meisten Experimente schlugen fehl, doch von da an standen nicht mehr die Chemikalien im Zentrum des Forschungsinteresses, sondern die Menschen, durch die man Einfluss auf andere nehmen konnte.
Doch kurz bevor man zu Ergebnissen kam, wurde Präsident Ford 1974 ins Amt gewählt. Informationen über die CIA-Experimente waren zur New York Times durchgesickert. Die daraufhin veröffentlichten Artikel zogen sowohl einen Kongress-Untersuchungsausschuss als auch eine Regierungskommission nach sich. Ford erließ ein Verbot von Experimenten an Menschen, sofern sie nicht ihre Einwilligung gegeben hatten. Später erweiterte Carter die Direktive, und 1982 verbot Reagan jegliche Experimente an Menschen, auch wenn diese ihre Zustimmung gegeben hatten.
Danach waren uns die Hände gebunden. Uns blieb nur, alte Daten zu sichten, soweit das Material nicht vernichtet worden war.» Dietrich schüttelte verärgert den Kopf. «Wir haben versucht, weiterzukommen, aber es war unmöglich. Verdammt nochmal! Die wollten, dass wir unsere Tests an Schimpansen fortführen!»
Laszlo verbarg seine Abscheu. «Und dann?»
«Es gab keine Finanzierung mehr für das Programm, und ich wurde gefeuert. Eine Woche später bekam ich einen Anruf von der Organisation. Und so bin ich hier gelandet.»
«Was hat diese Organisation vor? Was wollen die wirklich von den Kindern?»
Dietrich schluckte. Er wurde immer nervöser.
Da riss Laszlo der Geduldsfaden.
«Antworten Sie!», brüllte er und gab Dietrich jede Menge tiefen, rauchigen Schrecken ein. «RAUS DAMIT!»
«Ich … ich weiß es nicht genau. Zinser erzählt mir nicht, was …»
«Unsinn!» Laszlo konnte die Lüge riechen. Er sah zu Tom hinüber und nickte.
«Nicht ins Gesicht», sagte Laszlo. «Ich will keine Spuren.»
Dietrich versuchte, sich zu verteidigen, aber da er an Armen und Beinen gefesselt war, hatte er keine Chance. Tom packte den Wissenschaftler bei der Kehle, hob ihn von der Couch und schlug ihm in den Magen. Dietrichs Augen schienen hervorzuquellen, und er wollte schreien, aber es kam nur ein Keuchen heraus. Tom holte aus, um nochmal zuzuschlagen, doch Laszlo fing seinen Arm ab.
«Das reicht», sagte er und sorgte dafür, dass die Aggression des Wachmanns nachließ. Widerwillig stieß Tom den Wissenschaftler auf die Couch zurück. Dietrich japste heiser. Nach einer Weile konnte er wieder sprechen.
«Das ist die Wahrheit. Ich weiß es wirklich nicht», sagte Dietrich. «Aber ich habe einen Verdacht. Ich habe Zinsers Unterricht bei den Kindern mit angehört. Sie trägt da ihre philosophischen und politischen Theorien vor. Und sie benutzt Jill, um die Kinder gefügig zu machen, damit sie das, was sie zu sagen hat, für bare Münze nehmen. Gehirnwäsche sozusagen.»
«Zu welchem Zweck?»
«Um sie in Führungspositionen einsetzen zu können. Sie begreifen nicht, wie besonders diese Kinder sind. Als Erwachsene können sie unglaublich einflussreich werden. Wir leben in einer Zeit der Verbindungen. Wahlen werden gewonnen oder verloren, weil man mit dem Kandidaten ein Bier trinken möchte, nicht wegen der Themen. JFK, Reagan – das waren keine brillanten Männer. Sie waren Männer mit Charme, die ihre Gabe einsetzten, um die freie Welt zu lenken.
Genauso die religiösen Führer. Nehmen Sie Johannes Paul II., den beliebtesten Papst unseres Jahrhunderts – er wird auf der ganzen Welt respektiert. Überlegen Sie mal – in jedem Land der Welt, auf jedem Kontinent lieben ihn die Menschen. Warum? Wegen seiner Bibelkenntnisse? Nein. Wegen seines
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