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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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die Faust ins blutige Gesicht.
    Es knirschte, als seine Knöchel trafen, und der andere schrie vor Schmerz. Ekelhafte, dunkelrote Todesangst blitzte durch Elijahs Kopf, wenn auch nicht so stark, dass sie seinen blinden Hass überstrahlen konnte.
    Man hörte ein leises Schmatzen, als er seine blutige Faust zurückzog. Noch einmal schlug er zu. Die gespannte Haut an seinen Knöcheln riss, als er dem Mann die Zähne einschlug. Irgendjemand packte ihn am Hals und riss ihn zurück.
    Elijah ruderte mit den Armen, doch seine Fäuste gingen ins Leere. Wütend trat er um sich, er traf irgendwen im Unterleib. Der Arm um seinen Hals wurde fester, drückte ihm die Luft ab.
    Grelle Farben blendeten ihn, und er japste, bekam aber keinen Sauerstoff in die Lungen. Seine Luftröhre schien in Flammen zu stehen, und die Welt wurde trüb.
    Einen einzigen Gedanken konnte Elijah noch denken, dann versank er im Nichts.
    Was ist mit Stevie?

KAPITEL 21
30. DEZEMBER 2007 – 20:16 UHR (27 STUNDEN, 44 MINUTEN BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Winter sprang in das Taxi und knallte die Tür zu. «Fahren Sie einfach», sagte sie benommen.
    Ich bin schuld.
    Winter schüttelte den Kopf. Michael war gestört. Sie konnte nichts dafür, dass er gesprungen war.
    Ich habe ihm in die Augen gesehen. Ich habe daran gedacht, wie traurig ich war, als …
    NEIN!
    Das durfte sie sich nicht antun. Sie hatte nicht gewollt, dass Michael sprang. Sie wischte sich die Tränen ab, während draußen die Stadt vorbeizog. Der Fahrer fuhr den Broadway hinauf, der in grellem Neonlicht strahlte, dann drehte er am Columbus Circle eine Runde und fuhr die Fifth Avenue wieder hinunter, die immer noch mit glitzernden Weihnachtslichtern geschmückt war. Nach fast einer Stunde – als Winters selbstmörderische Paranoia sich gelegt hatte – bat sie den Fahrer, zu ihrem Hotel zu fahren.
    Wäre sie nicht physisch und emotional völlig erschöpft gewesen, hätte sie sich denken können, dass dies ein Fehler war. Doch als das Taxi am roten Teppich vor dem Waldorf Astoria hielt, achtete Winter nicht auf die ungewöhnlich vielen Menschen, die dort warteten.
    In dem Moment, als Winter aus dem Taxi stieg, fielen sie wie ein Bienenschwarm über sie her. Grelle Scheinwerfer von vier Fernsehteams blendeten auf, während Heerscharen blitzender Fotografen und schreiender Reporter sie umzingelten.
    «SIND SIE FROH, DASS ER TOT IST?»
    «HAT ES EINEN BRIEF GEGEBEN?»
    «HABEN SIE IHM GESAGT, DASS ER ES TUN SOLL?»
    Die Fragen nahmen kein Ende, während die Blitze der Fotoapparate zuckten. Winter kniff die Augen zusammen, und sie hörte eine tiefe, klagende Melodie in ihrem Inneren.
    «WINTER! HIER DRÜBEN!»
    «WINTER!»
    «WINTER!»
    «Es reicht!», schrie Winter schließlich, als ihr Zorn zu groß war. Wütend starrte sie die Leute an, und dann fühlte sie sich nicht mehr erschöpft, sie verachtete diese Leute. Die Melodie in ihrem Kopf wurde lauter und wilder, wie ein ganzes Orchester auf Speed. Sie versuchte, durch die Menge zu kommen, doch man wollte ihr keinen Platz machen.
    «Bitte! Lassen Sie mich durch!»
    Tränen des Zorns liefen ihr über die Wangen, und die Fotografen kamen immer näher, um das unbezahlbare Bild nicht zu verpassen, das sie jeden Moment würden aufnehmen können. Plötzlich schlug ihr ein Mikrophongalgen an die Stirn. Und Winter rastete aus.
    Ihr Gesicht wurde ganz heiß, und ihr Zorn klang wie ein ohrenbetäubender Akkord. Sie packte die Kameras der beiden Fotografen, die neben ihr standen, und stieß sie grob aus dem Weg. Von Winters Ausbruch überrascht, stolperten die beiden rückwärts in die Menge der Reporter, Kabelträger, Kameramänner und Nachrichtensprecher.
    Was dann geschah, war das komplette Chaos. Später hieß es, Winter Zhi habe randaliert. Doch als die Leute, die dabei gewesen waren, am Abend in ihren Betten lagen (diejenigen, die nicht im Krankenhaus landeten), erzählte ihnen ihr schlechtes Gewissen eine ganz andere Geschichte.
    Und noch immer hatten sie die rasende Melodie in den Ohren.
     
    Mit Füßen, Ellbogen, Mikrophonen und Kameras wurde geschubst und gerempelt, als alle siebenunddreißig zurückwichen. Zwar waren sie alle schon hundertmal in einer solchen Situation gewesen, doch diesmal war es anders.
    Dieses Mal kreischte Musik in ihren Köpfen, und die angespannte Lage eskalierte. Doch die Melodie kam nicht aus ihnen selbst. Mit der Wucht eines Wirbelsturmes gingen die Klänge über sie hinweg, ein scharfes Trommeln und

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