Gnosis
Außerdem wusste ich damals schon, dass ich für eine tiefere Beziehung ausersehen war als für die mit Billy Cardellini.»
«Wirklich?», fragte Jill. «Mit wem?»
«Gott.»
«Oh. Stimmt», sagte Jill und kam sich blöd vor.
«Warum fragst du? Gibt es jemanden, für den du schwärmst?»
Jetzt war Jill an der Reihe, rot anzulaufen. Sie starrte den Löffel in ihrer Hand an.
«Einer der Jungen vom St. Matthews?», fragte Schwester Christina. Sie nahm Jills Hand. «Du kannst mir vertrauen, Jill. Ich erzähle es bestimmt nicht weiter.»
Bei Schwester Christinas Berührung stockte Jill der Atem. Ihre Haut war so warm und weich. Genau wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Herz schlug so laut, dass sie schon fürchtete, Schwester Christina könnte es hören.
«Was ist denn, Jill?», fragte Schwester Christina und nahm ihre Hand. «Du zitterst ja.»
Jill versuchte, sich zu beruhigen, doch bei der Anstrengung zitterte sie noch viel mehr. Sie drehte sich zu Schwester Christina um. Als sich ihre Blicke trafen, war Jill zum Weinen zumute. Eine Woge von Gefühlen ging über sie hinweg – Freude, Scham, Trauer und ein wildes, drängendes Verlangen.
Dieses Verlangen überstrahlte alles andere, pulsierte unter ihrer Haut. Als sie Schwester Christina anstarrte, konnte Jill nur daran denken, wie es wäre, ihre schmalen, rauen Lippen auf diesen wunderschönen Mund zu legen, um mit der Zunge Schwester Christinas Zunge zu berühren. Sich das Hemd vom Leib zu reißen …
Dann geschah das Unglaubliche. Schwester Christina beugte sich vor und küsste sie – wild und heftig. Schwester Christinas Zunge schob sich in Jills Mund. Sie schmeckte kühl und schokoladig. Doch lag darin auch Wärme, und Jill konnte Christina spüren, feucht und dunkel.
Sanft strich Jill über Schwester Christinas Wange und dann ihren Hals hinab. Die Schwester zog sie an sich, umfasste Jills Taille mit einer Hand und fuhr mit der anderen durch ihr Haar. Dann strich sie Jills Schenkel entlang bis zum Knie und schob ihr Nachthemd hoch.
Langsam wanderte die Hand Jills Oberschenkel hinauf, und es war, als müsste Jill vor Lust bald explodieren. Es kribbelte am ganzen Leib. Aus jeder Pore drang der Schweiß, ihre Knochen waren wie Gelee. Sie konnte nichts mehr denken, und Schwester Christinas lüstern blaue Leidenschaft vermischte sich mit Jills.
Als alle Furcht dahin war, hielt Jill sich nicht mehr zurück, sie berührte Schwester Christinas Gesicht und Haar nun fordernder. Sie fuhr mit den Händen über Christinas Körper, sie knöpfte das Nachthemd der Schwester auf und griff hinein, um die warmen, vollen Brüste anzufassen, während Schwester Christinas Hand innen an Jills Oberschenkel immer weiter hinaufglitt.
Jill atmete tief ein und drückte Christina an sich, sodass ihre Körper sich aneinanderdrückten. Jill wusste nicht mehr, wo sie aufhörte und wo Christina begann, nur noch, dass sie überall vereint waren, wo sie sich berührten. Sie spürte den Drang, nackt zu sein, damit nichts zwischen ihnen war.
Jill setzte sich auf, damit sie das Nachthemd über den Kopf ziehen konnte. Die Luft war kühl auf ihrer Haut, doch wich das Frösteln augenblicklich der Erregung, als sie sah, dass Schwester Christina sich auch auszog.
Die prallen Brüste wippten, vom dünnen Leinenstoff befreit, und Jill fühlte sich wie magisch angezogen. Sie stand auf, um Schwester Christina zu umarmen, um zu spüren, wie sich diese Frau mit jeder Faser an sie drückte. Die Schwester nahm sie in die Arme, strich mit ihren kurzen Fingernägeln über Jills Kreuz.
Jill biss ihr vorsichtig in den Hals, mit der Zunge kostete sie die salzige Haut. Da hörte sie plötzlich ein Geräusch und gleich darauf die Stimme eines Mannes.
«Großer Gott!»
Fassungsloses Pink und grimmiges Grün leuchteten vor ihren Augen auf. Einen Augenblick lang mischten sich die Farben mit der eisig blauen Lust, doch dann riss sich Schwester Christina los und ließ Jill nackt und allein zurück.
Sie schlug die Augen auf. Schwester Christina hielt sich das Nachthemd vor die Brust. Pater Sullivan packte sie am Arm. Von einer Sekunde zur anderen hatte sich der wunderbarste Moment in Jills Leben in den furchtbarsten verwandelt.
Es war wie ein Schlag in die Magengrube, und die letzten Reste warmen, kribbelnden Vergnügens wichen ekelhaftem, krampfartigem Schmerz. Da sie wusste, dass Pater Sullivans Rache sie sicher gleich heimsuchen würde, versuchte Jill, Schwester
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