Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
gekocht, aber da ging es erst richtig los. Ich habe die ganzen alten Rezepte von meiner Oma herausgesucht und überlegt, wie ich sie vegan machen könnte. So habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass man auf gar nichts verzichten muss. Heute mache ich sogar veganes Schmalz, das köstlich schmeckt! Irgendwann begann ich, meine Rezepte auch auf meinem Blog www.vegan-sein.de online zu stellen.
Felicia: Ich hatte am Anfang auch erst mal ziemliche Probleme. Ich bin in Südfrankreich aufgewachsen und habe als Kind meiner Oma dabei zugesehen, wie sie Wildschweinen den Kopf abgehackt hat, um daraus Pastete zu machen. Mein Vater hatte mehrere Restaurants hier in Berlin und ich habe während meines Jurastudiums immer Vollzeit in der Gastronomie gearbeitet. Genau wie Nicole bin ich auch nicht vegan geworden, weil mir Fleisch nicht schmeckt, sondern weil ich es ethisch nicht mehr vertretbar finde. Nun konnte ich aber nicht mehr mit meinen Freunden essen gehen. Ich habe einfach nirgends mehr etwas bekommen. »Du bist WAS?«, fragten meine Kollegen. Die waren völlig entgeistert. Meine Motivation war nicht, Teil der »veganen Szene« zu werden, sondern einfach ethisch vertretbar zu essen und weiterhin wie gewohnt mit meinen alten Freunden auszugehen. Also dachte ich: »Berlin, ick vegane dir!«
Dahinter steckt derselbe Ansatz wie bei Nicole. Es hat keinen Sinn, wenn Veganer sich in ihrer Nische verstecken. Damit ist den Tieren nicht geholfen. Veganismus muss in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Also habe ich meine Kontakte in der Gastronomie genutzt und begonnen, meine Kollegen und Freunde zu überreden, ein oder zwei vegane Gerichte in ihr Menü mitaufzunehmen oder das Personal so zu schulen, dass es weiß, was vegan heißt. Meine Argumentation war ganz einfach: Ich habe erklärt, dass ich als Veganerin eine attraktive Kundin bin. Ich sagte: »Meine Freunde und ich, wir würden hier gerne Geld ausgeben, es uns gut gehen lassen, essen, trinken und feiern, aber wir wollen keine tierischen Produkte essen. Was kann man denn da machen?« Das hat wirklich sehr gut funktioniert. Einige meiner ehemaligen Arbeitsstellen bieten jetzt vegane Gerichte an. Und diese Erfolge habe ich auf meinem Blog dokumentiert.
Nicole: Kennengelernt haben wir uns auf einer Filmvorführung im »Veganz«, einem veganen Supermarkt in Berlin. Weil wir zu der Zeit beide bereits unsere Blogs betrieben, wussten wir schon voneinander, ohne uns zu kennen. Das war im Februar 2012. Irgendwann hat Fee dann erzählt, dass sie von Gastronomie sehr viel Ahnung hat, also von Service und Wein und all den Dingen, in denen ich mich nicht auskenne. Ich wusste nur: Ich koche gern. Und so kam uns irgendwann die Idee, uns zusammenzutun. Dass wir gerne »Guerilla Dining« machen wollten, war auch schnell klar.
»Guerilla Dining« kommt aus den USA. Dort haben ambitionierte Hobbyköche irgendwann angefangen, Menschen, die sie nicht kannten, zu sich nach Hause einzuladen – einfach weil sie gerne kochen und neue Leute kennenlernen. Dieses Konzept ist auch nach Berlin rübergeschwappt.
Felicia: Also haben wir »Mundart Berlin« gegründet, und weil keine von uns so eine große Wohnung hat, haben wir nach einem Raum gesucht – und einen sehr tollen kleinen Raum mit einer offenen Küche in Berlin-Moabit gefunden. Seit Juni 2012 kann man sich nun online zu unserem Supper Club anmelden. Man sollte maximal zu zweit oder zu dritt kommen, damit sich die Leute nicht alle vorher kennen. Und dann bekommt man für 69 Euro ein veganes Fünf-Gänge-Menü mit Aperitif, Digestif und Kaffee. Dabei ist uns ganz wichtig, am Boden zu bleiben. Mittlerweile gibt es ja eine Vielzahl veganer Restaurants, bei denen vegan im Vordergrund steht. Bei uns steht Genuss im Vordergrund und vegan schwingt wie selbstverständlich mit.
Das Schöne für mich ist: Ich wusste immer, dass die Gastronomie ein Teil meines Lebens sein soll. Ich bin damit aufgewachsen und fühle mich dort zu Hause. Als ich vegan wurde, wurde es aber plötzlich schwierig. Ich wollte einfach keine Kalbsschnitzel mehr servieren. Mit Nicole kann ich nun meinen Traum verwirklichen: Gastronomie zu betreiben, die auf einem ethisch konsequenten Fundament basiert.
Nicole: Für mich ist es ähnlich: Kochen ist mittlerweile zu meinem Beruf geworden. Unsere Dinner-Events genieße ich sehr. Wenn wir am Abend eine Veranstaltung haben, bin ich schon morgens um neun Uhr da, richte die ganzen Zutaten her und fange an zu kochen.
Felicia: An so einem
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