Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Tag sind wir richtig hausfraulich unterwegs. Ich bügle die Tischdecken und Servietten. Nicole fängt an zu schnippeln, anzurühren und Essenzen zu ziehen. Dann müssen die Weine und der Nachtisch kalt gestellt werden.
Nicole: Im Grunde ist es so, als würden wir zu Hause eine Party vorbereiten. Um 19 Uhr kommen dann die Gäste. Vorher ziehen wir uns um, legen Lippenstift auf und stehen mehr oder weniger bereit, um die Gäste zu empfangen. Wenn diese eintrudeln, bekommen sie erst mal ein Glas Crémant oder einen alkoholfreien Aperitif. Dafür hat Fee extra in ganz Berlin ein paar sehr schöne Vintage-Champagnerschalen zusammengekauft. Wir Gastgeber reden dann mit den Leuten, um sie kennenzulernen, und nach und nach fangen die Gäste dann an, sich auch untereinander zu unterhalten. Fees große Gabe ist es, vor allem die Leute, die alleine kommen, so miteinander ins Gespräch zu bringen, dass sie sich etwas zu sagen haben.
Felicia: Nach etwa 20 Minuten bitten wir die Gäste dann zu Tisch. Ich kümmere mich um die Gäste und Nicole bereitet das Amuse-Gueule vor.
Vegan zu kochen muss nicht teuer sein
Von Nicole Just
Vegan zu kochen muss nicht teuer sein. Vor allem dann nicht, wenn man Produkte einkauft, die gerade Saison haben. Ich würde jedem Veganer raten, so gut es geht, auf vegane Fertigprodukte zu verzichten, denn die gehen ins Geld. Am günstigsten ist die vegane Küche, wenn man möglichst viel selbst zubereitet. Auch Seitan kann man zum Beispiel sehr leicht selbst herstellen. Und selbst zu räuchern ist auch nicht schwer: einfach einen Topf mit Alufolie auskleiden, Räucherspäne kaufen – die gibt es im Baumarkt oder im Fischgeschäft. Dann stellst du ein kleines Gitter drauf, zum Beispiel aus einer alten Mikrowelle, schließt den Topf mit einem Deckel, stellst das Ganze auf die Kochplatte und los geht’s. Neulich habe ich zum Beispiel Chilis geräuchert und daraus einen Aufstrich gemacht.
Am Anfang hat mir ein Saisonkalender sehr geholfen. Den habe ich mir an den Kühlschrank geklebt und habe immer, bevor ich zum Einkaufen gegangen bin, nachgesehen, was gerade reif ist. Es hilft auch, sich vor dem Einkaufen zu überlegen, was man in den nächsten Tagen kochen möchte. Wichtig ist einfach, dass man sich zu Beginn intensiv damit auseinandersetzt, was alles möglich ist. Später, wenn man sich diese Gedanken schon mal gemacht hat, muss man nicht mehr so viel überlegen. Mit der Zeit wird das dann normal. Mittlerweile dauern meine Einkäufe ebenso kurz oder lang wie zuvor.
Auf dem Wochenmarkt bekommt man das Gemüse kurz vor Schluss oft zum halben Preis. Und wenn ich zum Beispiel einen Kohlrabi kaufe, dann nehme ich immer den mit dem Grün. Aus den Blättern kann man sich zum Beispiel einen Smoothie, gemixt mit Kräutern und frischem Obst, machen. Oder ich friere Rotweinreste als Eiswürfel ein, die ich dann schön portioniert für Soßen verwenden kann.
Nicole: Danach stehen die Leute auch mal auf und schauen sich alles an. Es passiert ganz oft, dass jemand zu mir in die Küche kommt und mir über die Schulter guckt. Das finde ich total schön, auch deshalb, weil jeder Abend so anders ist. Unser Motto ist »Essen mit Freunden« und so sollen unsere Abende sein.
Gleichzeitig ist es so, dass wir mit dem Supper Club sehr viel lernen. Irgendwann wollen wir uns gemeinsam selbständig machen. Hier können wir die nötigen Erfahrungen sammeln, wie es ist, für zehn bis 20 Leute zu kochen. Ich kann meine neuen Rezepte ausprobieren und sehe, wie die bei den Leuten ankommen. So ist auch mein Kochbuch La Veganista entstanden. Wir haben kein durchdachtes Konzept ausgetüftelt, sondern einfach überlegt, was wir gerne mögen, und das umgesetzt. Das kommt bislang sehr gut an.
Felicia: Perfekt ist auch unsere Arbeitsteilung. Nicole kocht, ich kümmere mich um die Gäste, reiche die Getränke und trage die Gerichte auf. Wir vertrauen uns blind.
Nicole: Für uns steht im Vordergrund, dass an so einem Abend alle Spaß haben, auch wir. Wir versuchen alles ganz entspannt anzugehen. Deswegen sind unsere Abende auch alles andere als missionarisch. Natürlich gibt es ein veganes Menü und wenn jemand dazu eine Frage hat, beantworten wir die. Ich erkläre vor jedem Gang, welche Produkte ich verwendet habe, was gerade Saison hat, aus welchen Komponenten ein Gericht besteht und wie ich die Speisen angerichtet habe. Oft sind die Leute dann ganz erstaunt, wie cremig vegane Sahne sein kann oder dass man auch aus pflanzlichem
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