Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Guru. Als ich das gesehen habe, wollte ich gleich wieder gehen, aber ich brauchte wirklich dringend Geld, also ging ich hinein. Und tatsächlich: Das zugehörige Café suchte einen Koch!
Das Café hatte etwa 50 Plätze und war sehr schön, wenn man sich die Hippies wegdachte. Für meinen damaligen Geschmack war es zwar ein bisschen zu bunt, aber die Küche war voll ausgestattet und hat mich von Anfang an beeindruckt. Das Beste aber war: Die Speisekarte war rein vegetarisch. Und ich bekam sofort einen Job! Ein halbes Jahr später war ich dort Küchenchef. Mit der Zeit fing ich an, mich dafür zu interessieren, wer dieser Osho eigentlich war. Also nahm ich an den dynamischen Meditationen teil, die dort angeboten wurden. Das war genau das Richtige für mich, denn bei dieser Meditation geht es darum, total auszuflippen, um die eigenen Aggressionen loszuwerden. Alle schreien und springen und hampeln rum, so gut sie können. Für mich war das wie ein Punkkonzert, und das jeden Tag! In meiner alten Szene durfte ich das natürlich nicht so laut sagen, aber ich fand das alles ziemlich gut.
1996 wollte ich dann wissen, woher meine Freunde kommen, die sich Sannyasins nannten, und bin nach Puna in Indien gefahren, zum ersten Osho-Zentrum, das es weltweit gab. Sannyas heißt so viel wie »Suchender« oder »Schüler« und beruht auf einer alten indischen Tradition. Wenn man alt ist und sein weltliches Leben hinter sich lässt, so glauben die Hindus, kann man Sannyasin werden. Wenn die Kinder erwachsen sind, die Karriere abgeschlossen ist und man sich die großen Träume erfüllt hat. Dann macht man sich auf die Suche nach dem wahren Sinn des Lebens, auf den Weg zur Erleuchtung. Man bekommt einen neuen Namen, trägt nur noch Orange und zieht ohne eigenen Besitz bettelnd von Ort zu Ort. Weil aber viele Inder sterben, bevor sie alt werden, hat Osho dieses Konzept verändert. Er war der Meinung, dass man nicht alt werden muss, um das weltliche Leben und alle Zwänge, die es beinhaltet, hinter sich zu lassen. Schon zu Lebzeiten, also dann, wenn man noch über viel Energie verfügt, soll man sich laut Osho der Meditation widmen, zwar in der Welt sein, sich von dieser aber nicht in die Irre führen lassen. Dieses Konzept hat er Neo Sannyas genannt. Seit dieser Indienreise trage ich meinem Namen Swami Amano Surdham – das bedeutet »heiliger Platz, frei von Gedanken«. Zu den vielen Dingen, die ich in Indien gelernt habe, gehörte auch die Erfahrung, dass vegetarisches Essen etwas ganz Normales sein kann. In Indien leben Schätzungen zufolge etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung vegetarisch. Bei mehr als einer Milliarde Indern sind das eine ganze Menge Menschen. Und die vegetarische Ernährung wird im indischen Kastenwesen hoch angesehen.
Ich bin damals sehr viel durch die Welt getingelt, war in Afrika, Asien, Australien, den USA und Europa unterwegs. Zweimal habe ich ein ganzes Jahr ausgesetzt und auch sonst war ich eigentlich immer nur die Hälfte des Jahres in Deutschland. Wieder zurück in München, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, auf dem Tollwood-Festival, das zweimal im Jahr stattfindet und mehrere Wochen dauert, meine eigene vegane Imbissbude zu betreiben. Also bin ich mit langen Haaren und Bart, in einem grünen Anzug und mit einer Sonnenblumenkrawatte zu den Verantwortlichen gegangen, um mich zu bewerben – und bekam einen Standplatz. Gemessen an der Publikumsresonanz war die »Veggy Island« ein absoluter Erfolg. Unserem Stand wurde drei Jahre hintereinander der Publikumspreis verliehen. Während der restlichen Zeit des Jahres habe ich in verschiedenen Seminarhäusern gekocht, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber übers Tollwood kam ich zum »Zerwirk«.
2007 rief Sandra Forster, die Betreiberin des »Zerwirk«, bei mir an und fragte mich, ob ich Lust hätte, zum Probekochen zu kommen. Als das Restaurant eröffnete, fing ich dort als Küchenchef an. Das Tolle war, dass ich machen durfte, was ich wollte, und so habe ich die Küche nach meinen Vorstellungen aufgebaut. In der Rückschau muss man sagen, dass das »Zerwirk« in der veganen Szene sehr viel bewirkt hat. Es war das erste vegane Restaurant Deutschlands, in das man so richtig schick zum Essen gehen konnte. Auf diesem Weg hat das »Zerwirk« eine Wertigkeit geschaffen, die es so in der veganen Küche vorher nicht gab. Das Publikum bestand zu 80 Prozent aus Fleischessern, die die vegane Küche einfach mal ausprobieren wollten. Man kann sagen,
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