Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
anderen tierischen Produkten zu decken. Da fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass ein zwar nach wie vor kleiner, aber wachsender Prozentsatz an Menschen Fleisch, Eier und Milchprodukte aus ökologischer Erzeugung bezieht. Das ist ehrenhaft, aber mal Hand aufs Herz: Wer fragt auch in der Kantine, im Restaurant, auf dem Rummel oder bei der Dönerbude an der Ecke nach, woher das Fleisch kommt?
Dass diese Zusammenhänge vielen Menschen bewusst sind, die sich trotzdem nicht dafür entscheiden, vegetarisch oder vegan zu leben, ist ein bekanntes Phänomen. »Wahrscheinlich bin ich in fünf Jahren auch Vegetarierin«, sagte jüngst eine Freundin zu mir. »Aber jetzt will ich mich noch nicht damit befassen.« Das ist so absurd wie menschlich – und eine Erfahrung, die viele Veganer kennen. Oft haben auch die Protagonisten dieses Buches Jahre gebraucht, bis sie sich dafür entschieden, konsequent auf tierische Produkte zu verzichten. Ein Gewissenskonflikt ging fast jeder dieser Entscheidungen voraus.
Die Angst, auf Fleisch, die liebgewonnenen Gewohnheiten und den Genuss, der damit verbunden ist, verzichten zu müssen, ist groß. So groß, dass viele Menschen die Wahrheit ganz bewusst ausblenden, um nichts verändern zu müssen.
Deshalb sollen in diesem Buch auch Veganer zu Wort kommen, die nicht in erster Linie um der Rechte der Tiere willen auf tierische Produkte verzichten, sondern zum Beispiel aus ökologischen oder auch gänzlich eigennützigen Gründen. Solche Menschen, wie der Koch und Bestsellerautor Attila Hildmann, haben den Veganismus mit einer gehörigen Portion Selbstdarstellungswillen populär gemacht. So verdienstvoll der Kampf für die Rechte der Tiere sein mag – wer die Masse zum Umdenken bewegen will, muss einen unmittelbaren Nutzen versprechen. Deshalb gehen Veganer heute oft höchst strategisch vor – nicht nur mit ihren Aktionen, sondern auch in ihrer Kommunikation.
Viele Veganer verzichten ganz bewusst darauf, ihre Fleisch essenden Mitmenschen zu provozieren oder für ihre nicht vegane Lebensweise zu kritisieren oder zu verurteilen. Das mag zum einen mit den negativen Erfahrungen der Vergangenheit zusammenhängen. Wie andere Menschen sind Veganer soziale Wesen, die sich mit dem Tofuschnitzel nicht auch gleich neue Freunde suchen möchten. Manche müssen sich öfter mal auf die Zunge beißen und tun das aus Respekt, weil sie um das sensible Thema wissen. Viele folgen aber einfach ihrer eigenen Vision für ein besseres und glücklicheres Leben, in der für negative Gefühle schlicht kein Platz ist. Sie wollen, so pathetisch das klingen mag, als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, dass es auch anders geht: dass in einer idealen veganen Welt niemand leiden muss und gerade deshalb alle satt werden; dass, wer vegan lebt, das Klima und die Umwelt schont; dass veganes Essen der konventionellen Haute Cuisine in nichts nachsteht – und vor allem, dass die Entscheidung, ein veganes Leben zu führen, keinen Verzicht bedeutet, sondern im Gegenteil das Leben ohne tierische Produkte reicher wird.
Die besten Grüße vom Planeten Vegan,
Marlene Halser
Eat fresh!
F leisch hab ich eigentlich nie gemocht. Meine Mutter erzählt immer, dass ich es von Anfang an ausgespuckt habe, wenn ich es essen sollte. Gemüse und Getreide waren mir schon als Kind viel lieber. Aber mein Vater war Mediziner und der festen Überzeugung: Ohne Fleisch wächst das Kind nicht auf. Also haben meine Eltern versucht, es mir unterzujubeln. Sehr erfindungsreich, muss man heute sagen: püriert und mit dem Kartoffelbrei gemischt zum Beispiel, oder paniert, sodass ich es nicht erkannt habe. Auch Milch und Käse konnte ich nicht leiden. Davor hab ich mich geekelt. Das haben meine Eltern akzeptiert. Doch Fleisch musste sein – zur Not getarnt. Als ich aber mit 14 Jahren mit meiner Mutter und meiner Schwester eine Reise durch die tunesische Wüste machte, habe ich zum ersten Mal die Zusammenhänge kapiert.
Wir waren auf einem Fleischmarkt und da hingen ganze Rinderhälften am Haken in der Sonne. Wir haben eingekauft und der Händler hat sein Messer genommen und uns ein Stück abgeschnitten. Beim Huhn genauso: Das saß lebend im Käfig und als wir es kaufen wollten, holte der Händler es heraus, schnitt ihm den Kopf ab, hielt es in eine Maschine, um es zu rupfen, packte es ein und gab es uns. Da habe ich zum ersten Mal den Zusammenhang erkannt: Fleisch – das waren ja mal Tiere und das war das, was ich eigentlich nie essen wollte. Weil ich
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