Go West - Reise duch die USA
ein bisschen. Als wir vor ihr standen, stellte sich heraus, dass sie Teil eines ganzen Centers ist, nämlich des Lincoln Centers of the Performing Arts . Und Liz hatte recht. Das Gebäude ist beeindruckend. Der ganze Komplex wurde mit viel Glas gebaut, und das Opernhaus selbst wirkt durch fünf große Torbögen erhaben. Trotz ihrer Größe strahlt die Met eine gewisse Leichtigkeit aus. Wir setzten uns im Innenhof an den Rand eines schönen Springbrunnens und ließen den Platz ein paar Minuten auf uns wirken. Aber nicht allzu lange.
»Ich geh jetzt in den Central Park !«, rief ich und stand auf. »Ich will einen Hotdog mit allem Drum und Dran, und ich will auf der Wiese liegen und mich ausruhen! Bleibt ruhig hier und singt den Leuten was vor. Vielleicht werdet ihr ja entdeckt.«
»Oh nein«, rief Liz lachend. »Dafür werd ich bloß verhaftet. Ich kann nämlich überhaupt nicht singen.«
Mittlerweile war es fünf Uhr nachmittags geworden. So langsam leerten sich die Büros, dafür füllten sich die Bürgersteige mit Menschen. Viele machten noch einen Abstecher in den größten Park New Yorks, aber als wir endlich in ihn eintauchten, atmete ich richtig auf, denn er ist wirklich so groß, dass die vielen Leute sich in ihm verlieren. Am Rand des Parks stehen Pferdekutschen wie aus alter Zeit, und wenn man Lust hat, kann man eine Runde mit ihnen drehen. Ich weiß nicht mehr, was es kosten sollte, aber es war uns zu teuer.
Am erstbesten Hotdog-Wagen blieben wir stehen, kauften uns jeder einen samt unvermeidlicher Cola und lümmelten uns dann auf den Rasen.
»Daff iff der beffte Hotdog, den ich je gegeffen hab!«, kam es von Sandy mit vollem Mund. Das fand ich auch. Aber wenn ich ehrlich bin, lag das nicht unbedingt nur an dem heißen Hund, sondern an der wunderbaren Atmosphäre des Ortes, an dem wir ihn verspeisten. Die Wiesen im Park sind riesig und gerahmt von Bäumen. Die Häuser am Rand des Parks scheinen sich vornehm zurückzuhalten und dem Grün Respekt zu zollen. Die Menschen dieser Stadt brauchen den Park, um zu atmen, aufzuleben, zu entspannen, zu genießen und zur Ruhe zu kommen. Die ansonsten allgegenwärtige Geräuschkulisse aus Verkehr und Menschengewusel und die optische Überreizung mit all den Eindrücken bleibt hier außen vor. Man hört kein Auto mehr, sieht keine Reklametafeln, und das Häusermeer zieht sich taktvoll zurück. Dafür sieht man Menschen wohlig faul auf dem Rasen liegen, Picknick machen oder Ball spielen, Jogger traben über die Wege, und Kinder, die man sonst in Manhattan kaum sieht, tollen über die Wiesen. Früher einmal gab es allerdings eine Zeit, da musste man den Park abends und vor allem nachts meiden, da der nördliche Teil ein beliebter Treffpunkt für Drogendealer und Kriminelle war. Aber das hat sich gegeben. Nachts würde ich trotzdem nicht hingehen.
»Jetzt noch ein Eis!«, rief Sandy. »Und dann gehen wir tanzen!«
»Nur noch ein bisschen ausruhen«, nörgelte ich. Und das taten wir dann auch, denn wir hatten genug Zeit, bis wir in die Disco gehen wollten. Vor neun Uhr abends wäre da eh nichts los, behauptete Liz. Also blieben wir eine Weile auf der Wiese und quatschten über Gott und die Welt. Da Sandy und ich aber neugierig darauf waren, noch mehr vom Park zu sehen, rafften wir uns irgendwann auf und schlenderten drauflos. Überall hopsten Eichhörnchen herum, die squirrels – was gar nicht so einfach auszusprechen ist. Der Central Park hat nicht nur Wiesen und Bäume, sondern auch viel Wasser. Der größte See ist das Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir . Da könnt ihr sogar mit einem Ruderboot drauf rumpaddeln. Es gibt Plätze, an denen Konzerte und andere Aufführungen stattfinden, und viele Händler mit allem möglichen Krimskrams und Andenken. Wie in aller Welt an ähnlichen Orten trifft man auf Porträtmaler, auf grell geschminkte Pantomimen und Leute, die allerhand vorführen, um ein paar Dollars zu verdienen. Das ist nie aufdringlich, sondern ergänzt eigentlich nur die wunderbar entspannte Atmosphäre.
Und dann gibt es noch etwas, das im Central Park immer wieder stattfindet, und davon sollten wir eine tolle Kostprobe bekommen. Wir waren gerade dabei, den kleinen Seitenweg wieder zu verlassen, um auf einen der Hauptwege zu gelangen, als wir feststellen mussten, dass uns ein Absperrband am Weitergehen hinderte. Einige Dutzend Spaziergänger hatten sich schon davor versammelt und versuchten, den Grund für die Absperrung auszumachen. Ich suchte mir eine
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