Go West - Reise duch die USA
heute Morgen schon gesagt. Wir sind sogar schon aufgetreten.«
»Ballett?«
»Ja, Ballett. Wieso?«
»Glaub ich nicht.« Liz stand da und musterte mich von oben bis unten. »Gina Ballerina?«
Wir brachen in schallendes Gelächter aus, sodass einige Passanten uns verstörte Blicke zuwarfen.
»Wie oft trainiert ihr denn?«
»Zweimal die Woche.«
»Ah ja.«
Liz drehte sich um und schickte sich an, weiterzugehen.
»Hey, was soll das heißen, ah ja? «
»Das heißt«, erwiderte Liz, ohne sich umzudrehen, »dass man, um am Broadway aufzutreten, zweimal am Tag trainieren muss. Und zwar für sechs Stunden.«
Sandy zwinkerte mir zu. »Das brauchen wir nicht. Wir sind Naturtalente.«
Na ja, ich wollte nicht unbedingt ausprobieren, wie es wohl wäre, wenn wir einen Auftritt am Broadway hingelegt hätten. Aber es war schön, davon zu träumen.
Wir brauchten über vier Stunden, um den Central Park zu erreichen. Wenn man sich nichts anschauen würde und einfach weiterliefe, würde man sicher wesentlich schneller ankommen. Aber es gibt so viel zu sehen. Neben den Theatern Geschäfte mit den schönsten Sachen, die meisten davon allerdings für meinen Geldbeutel unerschwinglich. Aber ich träumte davon, dass jeden Moment ein fantastisch aussehender Prinz von Bel Air auftauchen, mich rein zufällig anrempeln und dann aus lauter Wiedergutmachung mit zum Shoppen nehmen würde. Passierte aber leider nicht.
An der 42nd Street trifft der Broadway auf den Times Square . Ich glaube, das dürfte wohl der Platz sein, der mit Abstand am häufigsten in Film und Fernsehen gezeigt wird. Der Großbildschirm mit seinen flackernden Nachrichten und der schillernden Werbung wirkt nur hier. Mittlerweile gibt es sie ja überall auf der Welt, aber der hier ist für mich das Original. Ich fand es toll, an dieser quirligen Ecke zu stehen und die Menschenmassen zu beobachten, die an uns vorüberströmten, den Geist der Stadt zu atmen und Teil von ihr zu sein. Wir waren erst so wenige Tage hier, aber in diesem Moment am Times Square fühlte ich mich als New Yorkerin.
Uns knurrte langsam der Magen, aber wer in New York etwas essen möchte, der sollte ein wohlgefülltes Portemonnaie bei sich tragen. Die Preise in den Restaurants sind der Hammer. Und die Krönung ist dann noch, dass man penetrant höflich aufgefordert wird, zu zahlen und somit zu gehen, sobald der Teller abgeräumt wird. Das ist beinahe überall in Amerika so, vielleicht kennt der Amerikaner das gemütliche Beisammensein während des Essens nicht so wie wir, aber New York schlägt in der Hinsicht alles. Wenn man als Durchschnittsbürger oder eben wie wir als Schüler oder Student in New York seinen Hunger und Durst stillen möchte, dann bleibt man unweigerlich beim Fast Food hängen, wobei McDonalds & Co. nicht oft vertreten sind. Manchmal trifft man auf kleine Läden, sogenannte delis , die jedoch schwer zu finden sind. Dort kann man sich mit etwas Proviant eindecken, billig ist es aber auch nicht. Sandy, Liz und ich nutzten meist Kaffeehausketten wie Starbucks, um nicht völlig zu unterzuckern. Der Kaffee ist gut, man kriegt was zu futtern, wenn auch meist Süßkram, und es gibt ein Klo. Die sind nämlich für Leute, die den ganzen Tag in New York herumlaufen, auch nicht so ohne weiteres zu finden – am besten geht man in eines der zahlreichen Fast-Food-Restaurants. Jedenfalls ließ Starbucks uns den Weg bis zum Central Park durchhalten, und Liz versprach, dass es im Park leckere Hotdogs gebe. Die wollten wir unbedingt probieren.
»Eins müsst ihr aber vorher noch sehen«, verkündete Liz, als wir am Park angelangt waren und ich mich schon darauf freute, mich auf einer der Wiesen auszustrecken. »Und zwar die Met .«
»Das ist doch die Oper, oder?«, fragte ich vorsichtig.
»Yes, Ma’am!« Liz grinste. »Ihr als Balletthopserinnen müsst doch noch zur Met ! Die ist weltberühmt.«
»Ich wusste gar nicht, dass du auf so was stehst«, murmelte ich. Ich hatte gar keine Lust auf Oper. Viel lieber wär mir ein Rockkonzert im Park gewesen.
»Ich würde mir nie eine Oper anhören«, erwiderte Liz, »aber das Haus ist toll. Und es ist nicht weit. Aber wenn ihr nicht wollt …«
»Nur, wenn ich dann zwei Hotdogs kriege«, grummelte Sandy.
»Sind nur drei Blocks. Das schaffst du schon noch.«
In der Metropolitan Opera zu singen oder aufzutreten, ist wohl der Traum eines jeden Sängers oder Tänzers. Ihr Name ist weltbekannt, und das Flair New Yorks hilft ihr dabei sicher auch
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