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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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vorzunehmen. Und Liz hatte uns ja gesagt, dass wir nur eine Nacht blieben. Schade, da würden wir von Washington wohl nicht viel zu sehen bekommen. Doch Barbara überraschte uns.
    »Wenn ihr wollt, könnt ihr auch bis übermorgen bleiben. Dann hättet ihr morgen den ganzen Tag, um euch ein bisschen in downtown rumzutreiben.«
    »Danke, Barbara!«, rief Liz überrascht. »Das wär toll! Ich kenne Washington ja auch noch nicht. Und schließlich sitzt hier unsere Regierung.«
    »Die sitzt nicht nur, sondern die liegt sogar hier«, sagte Frank und grinste.
    Wir sahen ihn verständnislos an. »Na, auf dem Friedhof. In Arlington liegen sehr viele berühmte Leute. Zum Beispiel John F. Kennedy. Es ist einer der größten Friedhöfe der USA und ein Erlebnis für sich. Wenn ihr mögt, dann fahr ich euch hin. Das ist etwas, das wir heute noch tun können. Es ist nicht weit. Und ich verspreche euch, dass ihr was zu erzählen habt, wenn ihr wieder zu Hause seid!«
    Ich dachte: ein Friedhof, na toll. Aber ich durfte ja schließlich bei Frank und Barbara schlafen, da widerspricht man nicht, sondern sagt höflich Ja. Und da sich etwas anderes wirklich nicht mehr lohnte, fuhren wir mit Frank zum Friedhof von Arlington. Vorher allerdings riefen wir noch zu Hause an, um Bescheid zu sagen, dass wir die erste Etappe unserer Reise gut überstanden hatten. Liz telefonierte auch noch mit der Freundin ihrer Mutter in Chincoteague, um sie auf unseren Besuch am übernächsten Tag vorzubereiten.
    Ein amerikanischer Friedhof ist kein in wenigen Minuten zu durchwanderndes Grundstück, sondern ein Areal, in dem man sich durchaus hoffnungslos verlaufen kann. Oder auch verfahren, denn man kann tatsächlich mit dem Auto auf Friedhöfe fahren! Auch zu Beerdigungen sieht man wahre Prozessionen aus Fahrzeugen, die hinter dem Leichenwagen herfahren, um zur Grabstelle zu gelangen. Na ja, zur Trauerfeier steigen selbst Amerikaner aus ihren Autos.
    Bevor wir allerdings auf den Friedhof einbogen, fuhr Frank erst einmal dran vorbei.
    »Wenn ihr schon mal hier seid, müsst ihr auch das Pentagon sehen! Das liegt gleich hinter dem Friedhof, und wir können einen Blick drauf werfen.«
    Wir fuhren am Potomac River an der Ostseite des Friedhofs entlang auf dem Washington Boulevard südwärts, und wie Frank gesagt hatte, tauchte das gewaltige fünfeckige Gebäude links von uns auf. Es ist unfassbar groß. Was Frank uns über den Komplex erzählte, konnte ich kaum glauben. »Dieses hässlich-schöne Ding beherbergt das Verteidigungsministerium. Es hat 345.000 Quadratmeter Bürofläche, neunzehn Fahrstühle, hunderteinunddreißig Treppen und über achtundzwanzig Kilometer Flure. Da kannst du für einen Marathon trainieren.«
    »Aber wie findet man sich zurecht?«, kam es von Gina. »Da braucht man ja ewig, wenn jemand auf der anderen Seite was von dir will.«
    »Man sagt, dass man von jedem Punkt im Gebäude zum anderen nicht mehr als sieben Minuten braucht«, antwortete Frank, der versuchte, sich gleichzeitig auf den Verkehr und das Gespräch zu konzentrieren. »Das liegt unter anderem an der fünfeckigen Bauweise. Auf jeden Fall ist das Gebäude einmalig.«
    »Darf man da rein?«, fragte ich.
    »Nicht ohne Anmeldung und tausend Sicherheitschecks«, sagte Frank. Mittlerweile verschwand das Gebäude aus unserem Blickfeld, und Frank fuhr im großen Bogen um den Arlington-Friedhof wieder zurück nach Norden, um ihn einmal zu umrunden und einen der Parkplätze anzusteuern.
    »Das Büro meines Vaters ist zwölf Quadratmeter groß«, murmelte ich beeindruckt. »Und ich brauch nicht mal eine Minute von meinem Zimmer zu seinem.«
    Frank lachte lauthals. »Dein Vater wird ja auch nichts zu verteidigen haben. Für die Vereinigten Staaten ist das allerdings eine echte Aufgabe. Der Friedhof von Arlington ist übrigens überwiegend für Soldaten gedacht. Aber es finden auch Menschen mit besonderer gesellschaftlicher oder politischer Bedeutung hier ihre letzte Ruhestätte. Na, werdet ihr ja gleich sehen.«
    Es war ein seltsames Gefühl, auf diesen Friedhof einzubiegen. Die unzähligen einfachen weißen Grabsteine schnüren einem die Luft ab. Jeder einzelne steht für einen Menschen. Für einen Menschen, der dort in der Erde liegt. Es ist kein Friedhof, es ist eine Friedstadt. Arlington ist überwältigend. Wenn man ankommt, wird man automatisch ruhiger. Man spricht leiser und geht langsam. Das tut man vielleicht auf jedem Friedhof, aber auf einem Friedhof, der einem die

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