Go West - Reise duch die USA
verließen das Restaurant erst, als sie uns dezent darauf hinwiesen, dass es nun Zeit für Lunch sei.
Die restliche Zeit in Homestead verbrachten wir mit Baden im Pool und einfach nur Rumhängen. Der folgende Tag war ein Sonntag, und für diesen Sonntag erwartete uns eine wunderschöne Fahrt nach Marathon.
Cayos
D er Overseas Highway , dem wir nun weiter folgten, ist mit Markierungen bestückt, den sogenannten mile markers . Kurioserweise beginnt man nicht auf dem Festland mit dem Zählen, sondern am südlichen Ende in Key West. Und die mile markers dienen auch als Hausnummern. Sucht ihr zum Beispiel die Adresse Overseas Highway 5012 , dann steht das Haus am mile marker 50 , hat die Nummer 12 und befindet sich westlich der Straße, da alle Häuser mit geraden Nummern auf der westlichen Seite liegen. Praktisch, oder? Aber die Menschen der Florida Keys sind sowieso ein besonderes Völkchen und betrachten ihre Inseln mit einem ironischen Augenzwinkern als souveränen Staat. Sie ärgern schon mal gern nervige Behörden und legen sich von Zeit zu Zeit mit ihrem eigenen Bundesstaat an. Die beste Geschichte stammt aus dem Jahr 1982, als immer mehr Drogenkontrollen harmlose Touristen verschreckten und die Besucherzahlen zurückgingen. Kurzerhand rief die Haupstadt der Inseln, Key West, am 23. April 1982 die Conch Republic aus und erklärte den USA den Krieg. Ein paar Minuten später ergab man sich und forderte ein paar Millionen Wiederaufbauhilfe. Das war nicht nur ein Satirestück erster Güte, sondern führte tatsächlich dazu, dass man die Kontrollen auf dem Overseas Highway einstellte.
Das alles hatten wir in unserem Reiseführer gelesen, und ich freute mich schon auf die Typen in Key West. Aber wir fuhren ja von mile marker 127.5 in Homestead los und beschlossen, einen Abstecher zum John Pennekamp Coral Reef State Park zu machen, das von Key Largo aus zu erreichen ist. Da die Strecke von Homestead nach Marathon, wo wir das Motel reserviert hatten, nicht mehr als anderthalb Stunden Fahrtzeit entfernt lag, hatten wir den ganzen Tag Zeit, auf der ersten Insel, nämlich Key Largo, herumzustreunen. Der State Park ist etwa zweihundert Quadratkilometer groß und umfasst weniger die Insel Key Largo als vielmehr das Meeresgebiet um sie herum. Die vorgelagerten Korallenriffe laden zum Tauchen und Schnorcheln ein, man kann auf angelegten Pfaden entlangwandern und einiges über die Fauna und Flora lernen, man kann an vielen Stellen picknicken und Boote mieten oder man bucht eine kleine Tour mit dem glass-bottom boat . Und genau das taten wir, weil wir neugierig waren und weil es so heiß war, dass wir uns auf dem Boot vom Fahrtwind Abkühlung erhofften.
Das kleine Touristenboot hat – wie der Name schon sagt – einen Glasboden. So kann man sich den Meeresgrund vom Boot aus ansehen und wenn man Glück hat, Fische, Rochen und Schildkröten beobachten. Wir fuhren eine gute Stunde mit dem Ding umher, und wenn ich ehrlich bin, war ich ziemlich enttäuscht. Unser tour guide erzählte ununterbrochen, was sich angeblich da unten alles abspielte, nur sahen wir es nicht. Ein Fisch, der nicht größer als eine Forelle war, war das einzige schwimmende Lebewesen, was wir auf der ganzen Fahrt über entdecken konnten. Und nicht nur das, die Korallen schienen mit einem hässlichen schleimigen Überzug bedeckt zu sein. Okay, ich kenne mich mit Korallen nicht aus, aber irgendwie hatte ich ein anderes Bild von ihnen im Kopf. Die ganze Zeit lag mir die Frage auf der Zunge, ob hier Abwässer die Riffe belasten würden, aber ich sagte nichts, denn der junge tour guide war so enthusiastisch bei der Sache, dass ich ihn nicht bloßstellen wollte. Später in Marathon waren wir noch mal schnorcheln, und da sah es auch nicht besser aus. Doch jeder, den man fragt, meint, das Wasser sei okay.
Na, wie dem auch sei, den Ausflug mit dem glass-bottom boat könnt ihr euch sparen. Schnorcheln bringt auf jeden Fall mehr Spaß und meist auch mehr zum Gucken, als wenn man dicht gedrängt mit anderen Touristen um ein Fenster im Boden eines Bootes herumsteht und dafür noch viel Geld bezahlt.
Nach der Episode mit dem Boot gingen wir lieber einen der Naturlehrpfade ab und lasen auf den in regelmäßigen Abständen angebrachten Infotafeln alles Wissenswerte über den Park. Anschließend waren wir so durchgeschwitzt, dass wir unseren Flüssigkeitshaushalt an einer Snackbar wieder auffüllten und fettiges, aber ungemein leckeres Junkfood vertilgten. Als sich das
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