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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Schlange!«
    Ginas und Liz’ Kopf flogen herum. Langsam und mit einer gefährlichen Eleganz wand sich die Schlange aus dem dichten Gras auf den Pfad hinaus. Das war keine Schlange. Das war eine Riesenschlange! Ihr Leib war so dick wie mein Oberarm und bunt gemustert wie bei einer Boa Constrictor, aber das Schlimmste war, dass ihr Ende noch nicht einmal abzusehen war, als sie sich schon an die zwei Meter auf dem Pfad befand! Ich wollte aufstehen, doch Liz hielt mich mit eisernem Griff fest.
    »Halt! Bleib sitzen!«, krächzte sie. »Wenn du aufstehst, kann sie das als Angriff verstehen. Ihr müsst ganz ruhig sitzen bleiben!«
    Ich bekam kein Wort heraus. Ganz ruhig sitzen bleiben? Das war eine Monsterschlange! Und sie war nicht mal drei Meter weg von mir!
    »Sie kann nicht auf der Jagd sein«, flüsterte Liz, und ich merkte, wie auch bei ihr die Angst in der Stimme mitschwang. »Es ist noch viel zu früh. Sie ist noch nicht schnell genug.«
    »Liz …« Gina rutschte ganz langsam mit dem Hintern Stück für Stück zurück. »Sie bewegt sich! Sie kriecht auf uns zu! Das reicht doch, um zu beißen!«
    »Das ist keine Giftschlange«, sagte Liz, doch überzeugt klang sie nicht. »Sieht eher aus wie ein Python.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich und machte mir beinahe in die Hose. Liz hob die Hand und antwortete nicht. Die Schlange lag jetzt quer über dem Pfad und ihr Hinterteil war immer noch nicht zu sehen, so lang war das Viech. Für einige endlos scheinende Sekunden hielt sie inne und wiegte ihren Kopf hin und her. Ich konnte mir denken, dass sie uns wahrnahm, so viel wusste ich über Schlangen. Aber mehr auch nicht. In diesen Sekunden fühlte ich mich wie das berühmte Kaninchen. Man weiß nicht, was man tun soll. Aufspringen und wegrennen? Oder ruhig bleiben und nicht provozieren? Mir wäre ja eher nach Aufspringen und Wegrennen gewesen, aber von der Schlange weg ging es nur noch ein paar Meter auf festem Boden weiter, dann hätte ich nur noch ins Wasser rennen können. Und über das Tier hinwegspringen … niemals!
    »Siehst du …«, sagte Liz heiser. »Sie mag uns nicht zum Frühstück.«
    Mit einem Kloß im Hals, aber unendlich erleichtert registrierte ich, wie sich unser Frühstücksbesuch entschied, in das Dickicht auf der anderen Seite des Pfades einzutauchen und mit der gleichen stoischen Ruhe, wie sie erschienen war, darin zu verschwinden. Ich stieß einen Stoßseufzer aus.
    »Oh Mann! Wenn Tom das wüsste!« Gina stand langsam auf und machte ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung. »Wir dürfen ihm nie erzählen, dass wir hier allein hergefahren sind! Und Liz … das kann kein Python gewesen sein! In den USA gibt es keine Pythons! Die leben in Südamerika.«
    »Doch!« Liz nickte heftig. »In unserem Zimmer liegt doch so eine Zeitschrift. Dadrin stand, dass es in den Everglades immer mehr Probleme mit riesigen Pythons gibt. Man weiß nicht genau, wo sie herkommen. Vielleicht hat sie jemand ausgesetzt, weil er sie nicht mehr halten konnte. Auf jeden Fall gibt es sie.«
    »Und wie es sie gibt!«, entfuhr es Gina, die genau wie Liz und ich die Stelle, an der die Schlange verschwunden war, nicht aus den Augen ließ. »Die war mindestens drei Meter lang!«
    »Du hättest in sie reingepasst«, meinte Liz trocken.
    »Ich geh da nicht zurück!«
    »Dann musst du schwimmen. Und da drin gibt’s noch mehr nette Schlangen. Ach ja … und Alligatoren!«
    »Aber wir warten eine Weile, okay?«
    Das taten wir dann auch. Aber da wir nicht wussten, wo die Schlange war, war es eigentlich egal, wie lange wir warteten. Nervös beobachteten wir den Rand des Dickichts und achteten auf jede Bewegung. Als Gina plötzlich nieste, zuckte ich so zusammen, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Mann!«
    »Ich kann doch nichts dafür …«
    »Los, kommt. Lasst uns zurückgehen.«
    »Du zuerst.«
    Ich schluckte. Aber irgendwann mussten wir ja gehen. Mit wild klopfendem Herzen passierte ich die Stelle, an der der Python vorhin verschwunden war. Ich konnte nichts entdecken, aber das Gefühl, dass er jederzeit hervorschnellen könnte, war nicht sonderlich angenehm.
    Als wir ein paar Dutzend Meter hinter uns gebracht hatten, atmeten wir erleichtert auf. Die Nervosität legte sich langsam, und wenige Minuten später quatschten wir drauflos, um die Spannung abzubauen. Doch es sollte nicht lange dauern, dann war sie wieder zurück. Und diesmal wurde es wirklich gefährlich.
    Ich ging immer noch voran, und

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