Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
Vom Netzwerk:
warf. »Bei dieser Brandung ist Schwimmen ausgeschlossen. Das Meer würde uns zerschmettern. Obwohl – bei deinen Schwimmkünsten bist du schon längst ertrunken, bevor es dazu kommt.«
    Es blieb ihnen nur der Rückweg durch die kalten, dunklen Höhlen. Diesmal war es noch dunkler, weil die Fackeln beinahe heruntergebrannt waren.
    Pirra sprach sich energisch Mut zu. Schließlich kannte sie diesen Weg schon. Doch als das Meer allmählich verstummte, stellte sie entsetzt fest, dass die Außenwelt bereits zu einer schmalen Lichtsichel zusammengeschrumpft war. Dann ging es um die Kurve, und mit einem Schlag herrschte völlige Finsternis.
    Weiter vorn war keine Spur mehr von Hylas zu sehen.
    Sie rief seinen Namen, aber außer dem gleichmäßigen Tropfen des Wassers und ihrem eigenen keuchenden Atem war kein Laut zu hören.
    »Hylas?!«
    Sie vernahm rasche Schritte, Licht flammte auf und er stand vor ihr. Er wirkte ungewöhnlich aufgeregt. »Ich habe eine Höhle gefunden«, keuchte er, »das ideale Versteck, dort können wir heute Nacht unser Lager aufschlagen.«
    »Was? Hier unten übernachten?«
    »Hier haben wir alles, Wasser, Platz, Luft.«
    »Die Schiffe sind doch längst verschwunden.«
    »Vielleicht kommen sie zurück.«
    Er begriff, dass sie Angst hatte, und seine Miene verschloss sich. »Sie können noch in der Nähe sein, Pirra. Am Strand zu übernachten, wo sie uns sofort sehen, wäre leichtsinnig. Hier sind wir in Sicherheit.«
    »Na gut, dann bleib meinetwegen hier«, gab sie eisig zurück. »Ich gehe zum Lager zurück.«
    »Sei doch nicht so dumm! Wir dürfen uns jetzt nicht trennen, sonst ist die Gefahr, dass einer von uns gesehen wird, viel größer.«
    »Aha! Und morgen wirst du mich sowieso hier zurücklassen, oder?«
    Er beachtete den Einwand nicht. »Hör mal …«
    »Nein, jetzt hörst du mir zu! Dein Albtraum ist es, deine Schwester auf immer zu verlieren, aber ich habe schreckliche Angst davor, lebendig begraben zu werden. Mach, was du willst, ich übernachte auf gar keinen Fall hier unten!«
    Die Fackel fest in einer Hand lief sie los und tastete sich an den Felsen entlang. Hylas folgte ihr nicht, was sie noch wütender machte.
    Der Rückweg kam ihr deutlich kürzer vor, und bald hatte sie den roten Felsen erreicht, der wie eine Hand aussah. Gerade als die Fackel mit leisem Zischen erlosch, sah sie die schwarzen Säulen, und das ersehnte Licht strömte durch den Höhleneingang herein.
    Sie schleuderte die nutzlos gewordene Fackel beiseite und zog sich hoch. Das Gestein bröckelte ihr unter der Hand weg. Sie versuchte es an einer anderen Stelle, als sich die Steine plötzlich bewegten.
    Sie wunderte sich einen Augenblick. Dann knurrte die Erde – und Pirra wusste Bescheid. Das Knurren steigerte sich zu einem Brüllen, die Steine bebten und der Streifen Tageslicht, der zwischen den Felsen hereinfiel, ruckelte hin und her. Kurz darauf lockerten sich die Steine, polterten herunter und die Erde brüllte lauter und lauter, brüllte durch Pirra hindurch. Der Stier unter dem Meer rührte sich im Schlaf, und sie befand sich an dem denkbar ungünstigsten Ort: Sie steckte in einer Höhle.
    »Hylas!«, schrie sie und ihre Stimme überschlug sich, aber das zornige Brüllen des Erderschütterers verschluckte ihren Hilferuf.
    Sie ertastete eine Nische im Gestein, kroch hinein und krabbelte rasch wieder heraus, als sie sich ausmalte, wie die Steine auf sie niederprasselten.
    Unversehens traf sie ein Schlag am Hinterkopf und vor ihren Augen zuckten kleine Blitze. Sie versuchte schwankend, sich aufzurichten, aber die Erde bebte zu heftig.
    Sie sah gerade noch, wie sich der Höhleneingang weiter oben auf einmal verdunkelte und sich schloss.

H ylas schlug die Augen auf. Dann schloss und öffnete er sie erneut, aber es machte nicht den geringsten Unterschied. Ringsum herrschte pechschwarze Finsternis.
    Er lag auf dem Boden, die Arme schützend um den Kopf geschlungen, während die Wut des Erderschütterers abebbte. Hylas war staubbedeckt und hustete, bis ihm die Tränen kamen, war ansonsten aber unverletzt. Sogar den Dolch trug er noch an der Hüfte.
    Nachdem das Knurren verklungen war, rappelte er sich vorsichtig hoch und stellte fest, dass er, leicht gebeugt, aufrecht stehen konnte. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, doch als er sich umwandte, strich ein leichter Luftzug an ihm vorüber und er sah einen winzigen, fahlen Lichtschimmer. Vor ihm war alles dunkel.
    Mit pochendem Herzen tastete er sich über die

Weitere Kostenlose Bücher