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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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hängt ein Bild des Ältesten. Seine kalten Augen folgen mir die Stufen hinauf. Orion eilt voraus und murmelt etwas von einem Handtuch.
    Ich stoße hinter ihm die Tür auf, und es dauert einen Moment, bis sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt haben.
    Dann sehe ich sie.
    Die Erde.
    Natürlich nicht die richtige Erde, aber ein Modell davon.
    Ich greife nach der riesigen Erdkugel, die mitten in der großen Eingangshalle hängt. Da ist Amerika, da Florida, wo ich geboren wurde, und da ist Colorado, wo ich Jason kennengelernt habe.
    Orion zieht meine Hände weg und reibt sie mit einem dampfend heißen Handtuch sauber. Bevor ich etwas sagen kann, habe ich das Handtuch auch schon im Gesicht. Er lacht und ich muss mitlachen. Ich bin schon sehr lange nicht mehr behandelt worden wie ein Kind, das dringend in die Badewanne muss.
    »Wieder sauber!«, verkündet Orion schließlich fröhlich und wirft das Handtuch hinter sich. Er reicht mir ein Glas kaltes Wasser und ich trinke gierig. Meine Muskeln entspannen sich allmählich und ich beruhige mich wieder. »Na«, sagt Orion und deutet mit einer Kopfbewegung auf das Modell, »hast du unsere Sol-Erde entdeckt?«
    Mit Sol-Erde meint er wohl meine Erde.
    »Und hier«, fügt Orion hinzu, »ist die Godspeed.«
    Das kleine Modell des Schiffs, das so montiert ist, dass es aussieht, als würde es fliegen, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Es ist ungefähr so groß wie mein Kopf, während das Modell der Erde so groß ist, dass ich es nicht mit beiden Armen umfassen könnte.
    Ich tippe gegen das Raumschiffmodell. Es schwingt an seinem Draht, dann kehrt es in seine Ausgangsposition zurück, als wäre nichts gewesen. Es ist ein Schiff. Es ist ihm egal, was ich damit mache.
    »Ist es jetzt besser?«, fragt Orion.
    »Ich schaff das schon«, sage ich, aber wir wissen beide, dass das gelogen ist.

24
    Junior
    »Komm«, sagt der Älteste, und an der herrischen Art wie er es sagt, weiß ich, dass er mich meint und nicht Doc. Ich reiße den Blick von der geschlossenen Luke los und folge dem Ältesten. Doc kommt ebenfalls mit.
    Am Tisch am Ende der Reihen mit den Kryo-Kammern bleibt der Älteste stehen und sieht mich erwartungsvoll an. Ich betrachte den Tisch und muss daran denken, wie Amy auf der kalten Metallplatte lag und ich nichts tun konnte, um ihr zu helfen.
    »Nun?«, bellt der Älteste mich an.
    »Was?«
    »Was würdest du als Anführer in dieser Situation machen?«
    »Äh …«, stammele ich, denn er hat mich auf dem falschen Fuß erwischt. Typisch, dass er mir eine solche Frage stellen muss, wenn ich am wenigsten damit rechne.
    »Äh, äh!«, verhöhnt mich der Älteste. »Sei ein Anführer! Was sollen wir tun?«
    »Äh – wir müssen uns die Videoaufzeichnungen ansehen. Außerdem …«, füge ich schnell hinzu, als der Älteste mich verächtlich ansieht, »… sollten wir anhand der Dra-Koms überprüfen, wer hier war.«
    Der Älteste verzieht zwar das Gesicht, meckert mich aber nicht an, sondern drückt mir nur einen Floppy in die Hand. Mit einem Daumendruck aktiviere ich den Bildschirm, tippe ein paar Kommandos ein und suche nach den Überwachungsaufnahmen des Kryo-Decks. Aber als ich sie endlich gefunden habe, sind sie alle schwarz.
    »Mit den Aufnahmen stimmt etwas nicht«, sage ich. Ich versuche es noch einmal, aber der Schirm bleibt schwarz.
    Der Älteste grunzt. »Beim letzten Mal waren die Kameras auch abgeschaltet. Ich dachte, ich hätte Maßnahmen dagegen ergriffen, aber anscheinend hat er einen Weg gefunden, sie zu umgehen. Versuch es mit dem Dra-Kom-Lokalisierer.«
    Ich tippe weitere Befehle ein und rufe die Übersicht der Godspeed auf. Hunderte blinkender Pünktchen blitzen vor mir auf. Ein Punkt für jede Person, alle durch den Lokalisierer in ihrer Dra-Kom leicht zu finden. Ich habe das schon öfter gemacht – es ist eine prima Methode, beim Versteckspielen zu schummeln. Harley hat volle sechs Monate gebraucht, um herauszufinden, warum ich in dem Spiel so gut war. Aus einem anderen Grund habe ich es allerdings noch nie getan. Jetzt, wo ich weiß, wonach ich suchen muss, finde ich einen Zugangspunkt im vierten Stock des Krankenhauses, und als ich dort auf den Schirm tippe, habe ich das Kryo-Deck vor mir. Hier blinken zurzeit drei Pünktchen: eines für meine Dra-Kom, eines für die von Doc und dann noch die des Ältesten. Ich berühre die Zeitschiene und bewege sie eine Stunde zurück. Die Dra-Kom-Karte zeigt niemanden außer …
    »Doc«, sage ich und reiche

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