Godspeed | Die Ankunft

müssen, bevor es zur Kernschmelze kommt, und dass sie Vorräte für uns alle mitbringen können. Ich merke jedoch, dass Dad unseren Plan unsinnig findet und dass er wohl nur zufrieden wäre, wenn ich ihm berichtet hätte, dass die Waffe aktiviert wurde. Ob und wie wir überleben, ist ihm mittlerweile egal – er hat nur noch seine Rache im Kopf.
    »Das wird uns nicht retten, Amy«, sagt er und funkelt mich böse an. »Wir müssen die Bedrohung durch die Aliens ein für alle Mal loswerden. Diese Waffe –«
    »Ist etwas, von dem du keine Ahnung hast«, unterbreche ich ihn grob. »Du siehst nur die Möglichkeit, die Aliens zu vernichten, und denkst nicht einmal daran, dass sie uns vielleicht auch töten könnte. Welche Waffe kann denn auswählen, wen genau sie töten soll?«
    Dad will protestieren.
    »Lass Junior wenigstens versuchen, weitere Informationen zu finden«, verlange ich. »Vielleicht findet er heraus, was für eine Waffe es ist und wie sie funktioniert –
dann
können wir sie immer noch einsetzen.«
    »Die Aliens haben bereits ein Drittel der Siedler umgebracht«, fährt Dad mich an, und sein Starren ist eisig. »Sie haben ein Drittel
unserer Familie
umgebracht.«
    »Denkst du, das weiß ich nicht?« Ich bekomme die Worte kaum heraus.
    »Wie sollen wir uns schützen, während dieser Junge da oben den Helden für ein Schiff spielt, das längst hätte landen sollen?«
    Darauf habe auch ich keine Antwort.

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54 Junior
    Das Auto-Shuttle steigt viel schneller auf, als ich erwartet habe. Es fliegt höher und höher, bis ich mir schließlich ein Wettrennen mit den sinkenden Sonnen liefere – während sie hinter dem Horizont verschwinden, schieße ich über ihn hinaus, was das Shuttle die ganze Zeit in ein Abendrot taucht, bis ich aus der Atmosphäre austrete. Mein Magen scheint abzuheben, und meine Haare stehen zu Berge, während ich leicht über meinem Sitz schwebe, bis der Schwerkraftreplikator gestartet wird.
    Mein Herz schlägt wie wild.
Ich kehre zu Amy zurück
, rede ich mir immer wieder ein. Es ist nicht nur ein Versprechen an sie; es ist auch eine Beschwörung für mich selbst.
    Ich erreiche die Umlaufbahn und das Auto-Shuttle wird deutlich langsamer. Im Cockpit leuchtet ein Flatscreen auf. Ein roter Strich deutet auf der unteren Bildschirmhälfte die Oberseite des Planeten an und darüber befinden sich zwei blinkende Punkte. Das muss eine Art Ortungssystem sein. INTERPLANETARISCHE RAUMSTATION ZENTAURI FRX blinkt unter einem der Punkte. UNIDENTIFIZIERTER SATELLIT steht unter dem anderen.
    Das muss die
Godspeed
sein. Vom Raumschiff zu einem namenlosen Satelliten degradiert.
    Ich starre aus dem Fenster der Brücke. Als das Shuttle der
Godspeed
im Landeanflug war, habe ich am Horizont etwas Helles aufblitzen sehen. Aber jetzt kann ich in der mit Sternen übersäten Dunkelheit weder die Raumstation ausmachen noch die
Godspeed
. Dem Ortungssystem nach zu urteilen, befinde ich mich genau zwischen den beiden.
    Auf dem Bildschirm erscheint eine Anweisung:
    MANUELLER INPUT ERFORDERLICH .
    Darunter sind zwei Wahlmöglichkeiten – ich kann entweder zur
Godspeed
fliegen oder zur Raumstation. Einen Moment lang überlege ich. Wie sieht die Waffe aus, die in der Raumstation eingelagert ist? Kann sie die Aliens wirklich auslöschen? Sehr weit weg ist die Station sicher nicht, auch wenn Colonel Martin es behauptet hat.
    Aber dann muss ich an Bartie und die schwarzen Pflaster denken, und ich weiß, auch wenn es mir gelänge, die Aliens zu vernichten und den Planeten zu retten, muss ich doch zuerst auf die
Godspeed
. Vorher habe ich aber noch eine andere Aufgabe zu erledigen.
    Das Shuttle fliegt lautlos und die Stille erscheint mir ganz passend. Ich öffne das Steuerungsmenü auf dem Bildschirm. Es sieht furchtbar kompliziert aus, aber ich suche etwas Bestimmtes.
    Schließlich finde ich es: FRACHTABWURF .
    Bei diesem Wort schließe ich unwillkürlich die Augen. Amy wurde einmal als bedeutungslose Fracht bezeichnet, und ich habe ihr versichert, dass sie viel mehr ist als das.
    Als Erstes lege ich den Schalter um, der in allen Boxen die Sicherheitsgurte löst, und öffne dann die Plastikhauben. Der Schwerkraftreplikator funktioniert nur im Cockpit des Auto-Shuttles, was die Körper aus dem Unterdeck schwerelos davonschweben lässt. Die freigesetzte Luft aus den Boxen lässt sie in Richtung Cockpit treiben wie Seerosenblätter auf einem Teich. Ich erkenne viele von denen, die an meinem Fenster vorbeischweben,