Godspeed | Die Ankunft
Juliana und mir hin und her. Obwohl der Kampf inzwischen beendet ist, nehmen die Männer und Frauen, die er auf die Suche nach der Sonde mitgenommen hat, hinter ihm strategisch günstige Positionen ein.
»Mein Mann«, knurrt Juliana mit zusammengebissenen Zähnen. »Er wurde
ermordet
, Sir.«
Colonel Martin nickt einmal kurz. »Ich weiß.«
Julianas Augen blitzen auf.
»Sie können wegtreten. Gehen Sie in den Lagerraum, bis Sie sich wieder beruhigt haben.«
»Sir, er war
mein Mann
.«
»Ich weiß«, wiederholt Colonel Martin. »Und mein Freund. Wegtreten.«
»Die haben ihn
umgebracht
.«
»Wegtreten.«
Colonel Martin lässt keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst ist. Juliana macht auf dem Absatz kehrt und stürmt in den Raum, in dem die Koffer eingelagert waren. Weitere Militärangehörige folgen ihr.
Meine Leute sehen mich an und ich bedeute ihnen mit einem Kopfrucken, wieder auf ihre Seite des Kryo-Bereichs zu gehen. Sie gehorchen, aber mir entgeht nicht, wie angespannt sie sind. Sie sind immer noch kampfbereit. Es ist noch nicht vorbei, nur unterbrochen.
Colonel Martin kommt auf mich zu; Wut blitzt aus seinen Augen. »Das nennst du Führung?«, knurrt er halblaut. »Das nennst du
Kontrolle
?«
»Nein.« Ich werfe ihm nur dieses eine Wort hin, füge dann aber noch »Sir« hinzu.
Amy und ihre Mutter kommen wieder näher, jetzt, da der Kampf vorbei ist. Etwas in Colonel Martins Gesicht wird weicher, als er die beiden sieht.
Dann tritt er vor und lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. »An alle – Schiffsbesatzung und Erdbewohner: Es gibt Neuigkeiten. Aber vorweg eine Warnung: Wenn wir nicht zusammenarbeiten, werden wir auf diesem Planeten niemals überleben können.«
Seine Stimme ist laut und energisch, aber er brüllt nicht. Ich beobachte, wie der Kampfgeist und die Wut meiner Leute schwindet und sie ihm zuhören.
»Wir haben eine Sonde gefunden, weniger als einen Kilometer entfernt am Rand des Waldes, in dem wir gelandet sind. Bis jetzt konnten wir noch keine Verbindung zur Erde aufnehmen, aber ich hoffe, dass es uns bald gelingt, unseren Mutterplaneten zu kontaktieren.«
Er holt tief Luft. Alle Augen sind auf ihn gerichtet.
»Außerdem konnten wir einen Blick auf die Kreaturen werfen, deren Schreie hier im Shuttle zu hören waren. Es handelt sich dabei um große reptilienartige Vögel, die möglicherweise Fleischfresser sind.«
Bei diesen Worten geht ein Schaudern durch die Menge. Jeder Albtraum, den sie von dem Planeten hatten, ist gerade zur Realität geworden.
»Wir müssen uns ständig der Gefahren bewusst sein, die uns auf diesem Planeten drohen. Und wir müssen gegen
sie
kämpfen und nicht gegeneinander.«
Colonel Martin wirft einen bedeutsamen Blick auf das Chaos, das durch den Kampf entstanden ist – umgeworfene Tische und Stühle, Blutspritzer, zerrissene Kleidung.
»Es versteht sich von selbst, dass wir nicht für immer in diesem engen Shuttle bleiben können, auch wenn es uns einen gewissen Schutz bietet. Das bedeutet, dass es unsere erste Mission ist zu überleben: Wir müssen Nahrung finden, Wasser und Schutz. Und daran werden
alle
arbeiten. Wir beginnen morgen.«
Er wirft mir einen angewiderten Blick zu. »Falls es euch gelingt, einander bis dahin nicht gegenseitig umzubringen.«
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11 Amy
Nachdem Dad die furchtbare Massenschlägerei beendet hat, nimmt er mich zur Seite. »Können wir irgendwo reden?«, fragt er ernst.
»Im Genlabor«, sage ich und deute mit einer Kopfbewegung in Richtung Tür. Ich erhasche einen Blick auf Junior, der mich quer durch den überfüllten Raum ansieht, in dem die Spannung beinahe greifbar ist. Wenn wir nur einen Augenblick für uns hätten, könnten wir versuchen, diese neue Welt zu verstehen. Aber es warten fast fünfzehnhundert Leute darauf, dass Junior ihnen Erklärungen liefert. Auf mich wartet nur eine Person.
Dad folgt mir ans andere Ende des Kryo-Bereichs und sagt nichts, auch dann nicht, als der biometrische Scanner meine genetische Signatur erkennt. Er wartet, bis sich die Tür hinter uns wieder verriegelt hat, bevor er die erste Frage stellt.
»Wer ist das?«, fragt er und geht auf Orions Kryo-Kammer zu.
»Das ist der Mann, der Juliana Robertsons Mann getötet hat. Und er hat auch versucht, dich umzubringen.«
Dad dreht sich zu mir um. »Mir scheint, es ist viel passiert, während ich eingefroren war. Du musst mir alles erzählen.«
Ich brauche nicht zu fragen, wieso er mit mir sprechen will und nicht mit
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