Godspeed | Die Ankunft
sie, und es ist etwas in ihrer Stimme, das mich veranlasst, den Kerl missmutig anzustarren.
Er hält ihr die Hand hin, um ihr auf die Rampe zu helfen, und ihre Finger bleiben etwas zu lange auf seinem Ellbogen liegen. »Private Chris Smith, zu Ihren Diensten«, sagt er mit einem Grinsen, das mir aus einem unerfindlichen Grund unglaublich auf die Nerven geht. »Ich arbeite für deinen Vater.«
»Wie jeder andere hier«, erwidert sie, und ihr Lächeln bringt ihr ganzes Gesicht zum Strahlen.
»Bis auf mich.«
Meine Worte bringen Chris und Amy abrupt zum Stehen. Chris mustert mich abschätzend, was mich noch mehr ärgert – dieser Typ hat nun wirklich kein Recht, über mich zu urteilen.
»Gehen wir«, sage ich und greife nach Amys Hand.
Doch sie weicht mir geschickt aus und sieht Chris mit neu erwachtem Interesse an. »Es wundert mich, dass sich jemand in deinem Alter für die Mission qualifizieren konnte«, sagt sie.
»Ich bin zwanzig.« Chris hat eine tiefe Stimme. »Ich habe das Auswahlverfahren knapp bestanden.«
»Du warst mit der Gruppe draußen, die die Sonde geborgen hat, stimmt’s?«, fährt Amy fort.
Bevor Chris darauf antworten kann, drückt Amys Mutter ihr ein Glas mit Sand in die Hände und scheint nicht zu merken, wie Chris Amy anlächelt. »Da muss eine Art Phosphoreszenz sein«, verkündet sie aufgeregt. »Natürlich will ich jetzt als Erstes herausfinden«, sagt sie auf der Rampe, »ob im Sand etwas ist, das ihn zum Leuchten bringt.« Chris wirft mir einen Blick zu und verdreht die Augen über Amys Mutter und ihre Begeisterung für ein Glas voll Sand, aber ich starre nur missmutig zurück. »Vielleicht ist der Effekt auf eine chemische Reaktion zurückzuführen oder auf die Hitze, die bei der Landung des Shuttles entstanden ist …« Sie schüttelt ein weiteres Probenglas mit Sand und die glühenden Teilchen darin erinnern mich an die Sterne am Himmel.
Doch als wir das obere Ende der Rampe erreicht haben, sieht Colonel Martin uns so finster an, dass seine Frau sofort verstummt. Amy merkt nicht, wie misstrauisch ihre Mutter mich plötzlich mustert und wie sie ihr Glas mit Sand fester an sich drückt, während sie mit der freien Hand ihre Tochter an sich zieht und ins Shuttle schiebt.
Die Blicke, die sich Amys Eltern zugeworfen haben, waren eindeutig.
Man kann mir nichts anvertrauen, nicht einmal ein Glas voll Sand.
Lieutenant Colonel Bledsoe wartet neben Colonel Martin an der Tür auf Chris.
»Wir müssen noch einmal die technischen Probleme durchgehen«, sagt Colonel Martin zu Chris und schiebt ihn an die Kontrolltafel der Brücke.
Chris nickt zuversichtlich; anscheinend ist er ein Technikexperte oder so etwas. »Kein Problem«, sagt er, »doch zuerst sollten Sie sich das hier ansehen.« Er reicht Amys Vater einen durchsichtigen Würfel, der im Licht des Shuttles golden glitzert. Als Colonel Martin mein Interesse bemerkt, wirft er hinter mir die Tür zur Brücke zu.
Bei der Rückkehr in den Kryo-Bereich muss ich beinahe würgen. Bisher ist mir der Gestank nicht aufgefallen, aber nach kaum vierundzwanzig Stunden ist er schon nahezu unerträglich. In meiner Nähe verlagert einer der älteren Männer – es ist Heller, der mich gegen Juliana Robertson verteidigt hat – unbehaglich sein Gewicht. »Verdammte Nähte«, murmelt er und berührt die tiefe Risswunde an seinem Bein.
»Kannst nur versuchen zu schlafen«, rät ihm der Mann, der neben ihm sitzt und sich bereits den Hut mit der breiten Krempe ins Gesicht gezogen hat.
Heller grunzt und lässt das Kinn auf die Brust sinken.
Die beiden machen es richtig. Jetzt, wo die Türen des Shuttles geschlossen sind, können wir uns entweder Sorgen machen oder Ruhe finden; und ich habe es satt, mir Sorgen zu machen. Allerdings ist es nicht einfach, auf dem harten Metallboden zu schlafen.
Es können sich nicht alle lang ausstrecken, denn dafür reicht der Platz nicht, zumal zwischen meinen Leuten und den Aufgetauten eine unsichtbare Mauer zu sein scheint. Deswegen versuchen meine Leute, im Sitzen zu schlafen, an die Wand gelehnt oder aneinander. Auf der anderen Seite haben die Erdbewohner die Tische von ihren Kryo-Boxen ausgehängt und sich mit Decken und Schlafsäcken aus ihren Koffern Betten daraus gebaut. Das ist nicht ideal, aber verglichen mit den Bedingungen auf unserer Seite des Raums ist es geradezu luxuriös.
Ich wünschte, ich könnte mehr für meine Leute tun.
Ohne darüber nachzudenken, gehe ich hinüber zu Amy. Als ich bei
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