Godspeed | Die Ankunft
mich fest an sich. »Das hier … es ist ganz anders, als ich erwartet habe.«
»Vergiss eines nicht, Dad«, sage ich sanft. »Es war meine Entscheidung. Ich war es, die beschlossen hat, an dieser Mission teilzunehmen.«
Er holt Luft, und ich weiß bereits, was er sagen will: Dass dies nie eine Option sein sollte und dass ich besser zuHause geblieben wäre.
Aber ich gebe ihm keine Gelegenheit dazu.
»Jetzt bin ich hier«, sage ich. »Und ich bin glücklich, weil ich mit dir und Mom zusammen sein kann.«
Er drückt mich noch einmal und lässt mich dann los.
»Worüber hast du mit Emma geredet?«, frage ich.
»Wir haben ein paar Probleme, an denen wir arbeiten.«
»Erzähl mir davon.«
Er schaut auf mich herab, und ich merke, dass er mich nur als seine Tochter sieht, sein Kind. »Sag schon«, verlange ich. »Vielleicht kann ich helfen.«
Immerhin verkneift er sich seinen skeptischen Blick. »Also, zunächst einmal haben wir Schwierigkeiten mit der Sonde. Wir können keine Verbindung zur Erde aufnehmen.«
Mir bleibt das Herz stehen. »Du meinst, ihr könnt nicht
noch einmal
Verbindung zur Erde aufnehmen, richtig? Du hast doch mit ihr gesprochen, nachdem wir gelandet waren, oder?«
»Ja«, bestätigt Dad und murmelt einen Moment später mehr zu sich selbst: »Ja, natürlich. Aber das Kommunikationssystem des Shuttles ist zusammengebrochen und das der Sonde bekommen wir nicht zum Laufen.«
»Was stimmt damit nicht?« Ich beiße mir auf die Lippe, während ich auf die Antwort warte.
»Wir konnten einen Kanal öffnen – aber wir hören nichts vom anderen Ende.« Die Art, wie er mich ansieht, trägt nicht zu meiner Beruhigung bei.
»Meinst du, dass etwas nicht stimmt?«, frage ich und beuge mich erwartungsvoll vor, obwohl ich die Antwort schon ahne.
Dad zuckt mit den Schultern. »Ich denke, wir müssen einfach noch eine Weile daran arbeiten, Amy. Immerhin ist das Ding
uralt
.« Er schaut weg. »Aber das ist nur eines unserer Probleme.«
»Was sind denn die anderen?«
»Eine der Personen vom Schiff ist verschwunden – und Dr. Gupta. Wir glauben, dass sie weggelaufen ist und Dr. Gupta sie zurückholen wollte, aber …«
»Wann sind die beiden verschwunden?«
»Während des Gewitters.« Dad starrt ins Leere. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht, aber seine Sorgen sind nicht mit diesem sauren Gefühl der Panik vermischt, das sich jetzt in meinem Magen ausbreitet.
Sie sind schon fast einen ganzen Tag weg.
»Welche Person vom Schiff?«, frage ich. Dad hat »sie« gesagt – also ist es nicht Junior, der vermisst wird, aber vielleicht Kit …
»Laura? Lauren?« Dad schüttelt den Kopf.
»Lorin?«, frage ich.
»Ja, genau, das ist sie.«
Lorin war von einem Phyduspflaster betäubt gewesen, und ich hatte sie vor dem Gewitter am Arm, bis ich sie losgelassen habe. Wenn sie sich danach in dem Chaos aus Blitz und Donner verirrt hat, ist es meine Schuld.
Dad bemerkt meine Betroffenheit. »Mach dir keine Sorgen, Amy«, sagt er und drückt mitfühlend meinen Arm. »Es hat zwar letzte Nacht geregnet, aber Juliana ist eine gute Fährtensucherin; sie wird sie finden, jetzt, wo die Sonnen aufgegangen sind.«
Das Funkgerät auf Dads Schulter erwacht knisternd zum Leben. Er tritt einen Schritt von mir weg und drückt auf den Knopf, um die Nachricht zu empfangen. Emmas Stimme dringt aus dem Lautsprecher. »Haben sie gefunden«, meldet sie und es klingt ganz verrauscht.
»Gupta und die Frau vom Schiff?«
»Nicht Gupta«, sagt Emma. »Nur die Frau und Juliana.«
»Gut. Schick sie zurück zu den Ruinen.«
»Sir, das geht nicht.«
»Wieso?«, fragt Dad.
»Sir, sie sind beide tot.«
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20 Junior
Im ersten Moment, als ich Amy die Stufen zu den Häusern auf der zweiten Ebene hinaufrennen sehe, empfinde ich grenzenlose Erleichterung.
Sie lebt. Sie ist wieder wach und es geht ihr gut und sie
lebt
.
Im zweiten Moment habe ich eine böse Vorahnung.
Ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass etwas Schlimmes passiert ist. »Was ist los?«, frage ich.
»Dad ist gerade mit Mom und ein paar anderen Wissenschaftlern weggegangen«, berichtet sie atemlos. »Er hat mir gesagt, dass ich nicht rausgehen soll … es dir nicht sagen soll …«
»Was nicht sagen?« Mein Innenleben krampft sich zusammen.
»Sie haben Lorin gefunden.«
»Und?«, frage ich und fürchte die Antwort. Kit und ich haben den Großteil des vergangenen Tages damit verbracht, eine detaillierte Liste aller Leute vom Shuttle zu erstellen. Dass
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