Godspeed | Die Ankunft
»Amy, es ist hoffnungslos. Die Antwort befindet sich auf einer Umlaufbahn über uns und ist irgendwo auf der
Godspeed
verborgen.«
»Es ist nicht hoffnungslos«, sage ich, auch wenn ich keine Ahnung habe, woher wir die Hoffnung nehmen sollen.
Junior antwortet nicht. Als ich zu ihm aufsehe, wirkt er plötzlich ganz ernst.
»Was hast du?«, frage ich und fummle an meinen Haaren herum. Es macht mich nervös, dass er mich so anstarrt.
»Du weißt, dass ich dich nicht alleinlassen wollte«, sagt er und sieht mich unverwandt an.
»Was?«
»Als du ohnmächtig wurdest. Ich wollte dich nicht verlassen. Ich wollte bei dir bleiben. Aber deine Eltern –«
»Junior …« Jetzt komme ich mir blöd vor, weil ich davon angefangen habe. Er muss nicht jede Sekunde des Tages an meiner Seite verbringen – ich weiß auch so, dass er bei mir sein will. Ich glaube, seine Abwesenheit an diesem Morgen hat nur eines bewiesen: Dass ich ihn genauso brauche wie er mich.
»Da wir gerade von deinen Eltern sprechen; wir sollten zurückgehen«, sagt Junior. Er hört sich deprimiert an. »Dein Vater wird erfahren wollen, dass das Shuttle wieder offen ist.«
Ich nicke – er hat recht. Ich klemme mir
Der kleine Prinz
unter den Arm und folge ihm nach draußen. Auch wenn wir jetzt gefunden haben, was wir wollten – den Hinweis, der uns die nötigen Antworten geben kann –, fühlt es sich an, als hätten wir verloren. Oben an der Rampe zögert Junior und sieht hinunter auf Orions Leiche. Juniors lange Haare hängen ihm ins Gesicht, und sein Schatten taucht Orion in Dunkelheit, wodurch es beinahe aussieht, als würde Junior sein eigenes Spiegelbild betrachten. Ich drücke mir das Buch fest an die Brust und versuche, diese Vorstellung zu verdrängen.
»Amy?«, ruft eine Männerstimme erstaunt. Junior stellt sich sofort vor mich, als müsste er mich verteidigen, aber die Feinde auf diesem Planeten kennen vermutlich nicht meinen Namen.
Chris tritt aus dem Schatten der Bäume.
»Was macht ihr hier?«, fragt er erstaunt und vielleicht auch ein wenig misstrauisch.
»Ich habe jedes Recht, mich in
meinem
Shuttle aufzuhalten«, verkündet Junior energisch. »Was machst
du
hier?«
»Colonel Martin hat mich geschickt, um nachzusehen, ob sich das Shuttle wieder geöffnet hat«, berichtet Chris. »Was ist das?«
Er zeigt auf Orions Leiche.
Junior erklärt es ihm – zumindest die Kurzfassung. Er berichtet Chris, dass Orion eingefroren worden war, um ihn für Verbrechen zu bestrafen, die er auf der
Godspeed
begangen hat, aber von den Hinweisen erzählt er ihm nichts.
»Ihr beide solltet zurückgehen«, sagt Chris, nachdem Junior ihm alles erzählt hat. »Colonel Martin hält eine Versammlung ab. Er wartet nur noch darauf, dass ich ihm das Megafon bringe.« Er rennt die Rampe hinauf und vermeidet sorgfältig jeden Kontakt mit dem Metalltisch und Orions Körper. Nachdem er das Megafon aus einem Wandfach genommen hat, wirft er es Junior zu, der es an mich weitergibt. Ich halte es zusammen mit dem Buch im Arm. Chris wirft einen Blick darauf, sagt aber nichts.
»Was ist mit –«, beginnt Junior und verstummt wieder. Was ist mit Orions Leiche.
»Ich kümmere mich darum«, verspricht Chris. »Ich habe auch bei den anderen geholfen.«
Juliana Robertson und Lorin.
So viele.
Zu viele.
Und wir wissen noch nicht einmal, was passiert ist.
»Weißt du, wie sie gestorben sind?«, fragt Junior, der offensichtlich dasselbe denkt wie ich.
»Die Pteros.« Unsere verständnislosen Blicke veranlassen ihn zu einer Erklärung. »So nennen sie diese Vogelmonster. Pteros – als Abkürzung für Pterodactylus oder Pterosaurier oder so was. Weil sie so aussehen wie Flugsaurier.«
Ich stelle mir vor, wie die letzten Augenblicke von Lorin und Juliana gewesen sein müssen – nur Krallen und diese Sägezähne. Unwillkürlich verziehe ich das Gesicht und zwinge mich, nicht länger daran zu denken.
»Ihr solltet gehen«, rät Chris. »Dein Vater hat noch nicht gemerkt, dass du weg bist, Amy, aber es wird ihm bald auffallen.«
Ich nicke. Mein Dad wird wütend werden, wenn er herausfindet, dass ich zum Shuttle zurückgegangen bin, vor allem nach dem Fiasko mit den purpurnen Blumen. Ich nehme Juniors Hand und ziehe ihn mit mir ins Freie, während Chris im Shuttle bleibt.
»Was wird er mit ihm machen?«, fragt Junior. Er dreht sich zum Shuttle um und fällt dabei beinahe über eine freiliegende Baumwurzel.
»Mit wem?«
»Orion.«
»Ihn begraben, schätze
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