Godspeed | Die Ankunft
mich dichter an sich. Unser Kuss hat etwas Verzweifeltes an sich, einen Hunger, den wir beide nicht stillen können.
Ich bin nicht blöd.
Auch wenn das Feuer unserer Leidenschaft all meine Gedanken fortbläst, habe ich doch gemerkt, dass sie mich die Worte nicht hat sagen lassen und dass sie diese Worte noch nie zu mir gesagt hat.
Aber das ist mir egal.
Wir können es laut sagen oder auch nicht; das spielt keine Rolle. Was wir mit unseren Herzen fühlen, ist echt, ob wir es nun in Worte fassen oder es in Stille und Dunkelheit bestehen lassen.
Eine ganze Weile später lösen wir uns voneinander. Amys Wangen haben jetzt wieder Farbe und ihre Hände zittern nicht mehr.
»Wir schaffen das«, sage ich und hoffe, ihr damit Mut zu machen.
Sie beißt die Zähne zusammen und nickt.
Ich sehe mir die Kontrolleinheit unterhalb der Plakette mit dem zweiflügeligen FRX -Symbol genauer an. »Das ist eindeutig ein Kommunikationssystem«, bestätige ich ihre Vermutung. »Es unterscheidet sich nicht sehr von den Kom-Verbindungen, die wir auf der
Godspeed
hatten.«
Natürlich nicht. Schließlich wurden beide von der FRX entwickelt.
Amy folgt meinem Blick. »Glaubst du, wir können Kontakt zum Schiff aufnehmen? Vielleicht kann uns dort jemand helfen, den
Der Kleine Prinz
-Hinweis zu entschlüsseln.«
Ich schüttele den Kopf. Selbst wenn es uns gelänge, die
Godspeed
zu kontaktieren, müsste ich mich direkt ins Dra-Kom-System einloggen, denn jedes andere Kommunikationssystem ist mit der Brücke zerstört worden. Ich werfe Amy einen kurzen Blick zu. Ihre Augen strahlen, als wäre eine Kontaktaufnahme mit dem Schiff ihre letzte Hoffnung. Ich konzentriere mich wieder auf das Schaltpult. Einen Versuch ist es wert.
Ich ziehe einen Stuhl mit senkrechter Lehne heran, setze mich an den Arbeitsplatz und versuche herauszufinden, wofür die vielen Knöpfe und Schalter sind und wie sie bedient werden. Einige erkenne ich – dieser Regler sucht nach einer Frequenz, ein anderer dient der Übertragung. Aber da sind noch mehr – ein Knopf, der mit DEHNBAR beschriftet ist, eine Anzeige mit einer sich schnell bewegenden Nadel – und ich habe keine Ahnung, wozu diese Dinge dienen.
Amy setzt sich neben mich. Vor ihr leuchtet ein Touchscreen mit einem Menü auf. Vielleicht ist die alte Technologie mit der neuen vermischt. Amy fährt mit dem Finger über den Schirm, zögert und lässt ihn über einem Wort schweben.
KONTAKT .
Sie wirft mir einen fragenden Blick zu.
Dann drückt sie auf das Wort, und der Bildschirm wird schwarz, abgesehen von einer dünnen roten Linie oben, auf der FREQUENZVISUALISIERUNG steht, und einer gelben Zeile unten, die mit LAUTSTÄRKEVISUALISIERUNG beschriftet ist. Als eine Stimme ertönt, springen die Linien im Takt der Sprache auf und ab. In der Mitte des Schirms erscheinen die gesprochenen Worte in Schriftform.
Gratulation, Godspeed! Sie haben Ihr Ziel erreicht – den Planeten, der das binäre Zentauri-System umkreist.
»Ich weiß, was das ist«, stelle ich betroffen fest.
»Wir kommunizieren mit der Erde!«, jubelt Amy und beugt sich fasziniert vor, um kein Wort zu verpassen.
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Sonden, die vor der Landung des Schiffs ausgesandt wurden, nicht nur ermittelt haben, dass die Welt bewohnbar ist, sondern auch, dass es dort profitable Energievorkommen gibt!
Amy sieht mich an und ihre Augen funkeln vor Aufregung.
Bis sie mein Gesicht sieht.
Im Augenblick Ihrer Landung wurde ein Signal an die Financial Resource Exchange gesendet. Wir können Ihnen versichern, dass zurzeit ein Shuttle mit Hilfsmitteln und Vorräten für Ihre Kolonie auf den Weg gebracht wird.
»Die Erde kommt!«, freut sich Amy, die sich immer noch an ihre neu erwachte Hoffnung klammert. »Die Erde schickt uns Hilfe!«
»Nein, tut sie nicht.«
»Was redest du da? Sie haben doch gerade gesagt –«
»Amy, wie war diese Botschaft beschriftet?«
Sie runzelt die Stirn. »Kontakt.«
Ich fahre mit dem Finger über den Schirm und die Botschaft beginnt wieder von vorn.
Gratulation, Godspeed! Sie haben Ihr Ziel erreicht – den Planeten, der das binäre Zentauri-System umkreist.
»Aber …«, stößt Amy hervor.
»Es ist eine Aufzeichnung.« Ich fühle mich elend. Ich habe diese Botschaft bereits gehört, als Colonel Martin auf der Brücke seinen Autorisierungscode eingab. Wir dachten beide, es wäre eine echte Verbindung zur Erde, die dann abgebrochen ist. Aber es war nur eine
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