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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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des Wal-Mart-Supercenters am Stadtrand, wieder ausgespien, so wie es selbst zwei Jahrzehnte zuvor die Läden aus dem Old Hickory Shopping Center in der ehemals florierenden Innenstadt Bashfords gesaugt hatte. Dieses Einkaufszentrum war geliefert, so wie andere auch, und dieser Kreislauf setzte sich fort, was der Stadt erlaubte, sich immer und immer weiter von ihrem Zentrum, ihrem Herz, zu entfernen.
    Seit dieser Wal-Mart im vergangenen Winter geschlossen worden war, hatte keiner auch nur den geringsten Versuch unternommen, das leere Einkaufszentrum zu nutzen, abgesehen von der Frau, die in einem Kombi wohnte, der ständig auf dem ehemals überfüllten Parkplatz stand. Doch eines Morgens wachte Blue Gene Mapother auf, wischte sich den Sabber vom Kinn, rieb sich den Schlaf aus den Augen und zwang sich, um Punkt sieben Uhr aufzustehen. Über Nacht hatte er sich etwas Neues einfallen lassen, das er so engagiert angehen wollte wie seine bisherigen Jobs.
    Das war noch ein Grund, weshalb Blue Gene seinen Winterschlaf abkürzte. Er merkte, dass er die Sorte Mensch war, die arbeiten musste. Ohne Arbeit, die sich zwischen seine Freizeit schob, war ihm diese Woche wie eine vergeudete, dumpfe Ansammlung von Tagen vorgekommen. Eigentlich hatte er nicht gern Menschen um sich, aber nach so vielen Jahren, in denen er sein Zuhause verlassen hatte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, konnte er sich nicht einfach zurücklehnen und sich auf einem weichen Geldhügel entspannen, zumal er dieses Geld nicht selbst verdient hatte.
    Er schnaubte seinen losen Schleim heraus – seine Erkältung machte sich bemerkbar –, trank eine Tasse Kaffee und [459] fuhr zu den Bashford Commons, um herauszufinden, mit welchem Immobilienmakler er sich in Verbindung setzen musste. Zurück in seinem Hotelzimmer, führte er um acht Uhr früh ein Telefonat.
    Auch wenn man es seiner tiefen, männlichen Stimme nicht anhörte, ging er dieses neue Projekt ohne Selbstvertrauen an. Sein Reichtum war für ihn noch fremd, und er fragte sich, ob er falsch damit umging, als er sein Geld bei der Maklerin und später in der Bank benutzte, um eine Art knapp zehntausend Quadratmeter große leere Geschenkpackung für eine junge Frau zu bekommen, in die er sich verknallt hatte. Doch er tat das nicht nur für sie; er hatte so viele schöne Erinnerungen an dieses Gebäude, an damals, als mit Cheyenne noch alles gut lief und die Leute gerade anfingen, ihn mit seinem eindrucksvoll buschigen Schnauzbart anders wahrzunehmen. Und vielleicht konnten Jackie und er aus dieser Halle wirklich etwas machen. Man würde es sehen.
    Die Immobilienmaklerin fragte Blue Gene, ob er sie auf den Arm nehmen wolle. Da behauptete eine Einzelperson, ein einzelner Mensch, der nur sich selbst und keine Firma vertrat, er wolle das alte Wal-Mart-Gebäude kaufen. Auf der Stelle.
    »Wollen Sie es denn nicht vorher sehen ?«
    »Nö. Ich habe jeden Zentimeter davon irgendwann schon mal gesehen.«
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich heiße Mapother.«
    [460] Bis zu jenem Samstagnachmittag im September war der Fußgängerüberweg vor dem alten Wal-Mart-Gebäude auf den Bashford Commons ein Jahr lang nicht berührt worden, außer von Niederschlag und den wahllosen weißen Spritzern von Vogeldreck. Jetzt gingen Blue Gene und Jackie über den gelben, aufgemalten Zebrastreifen zum Haupteingang. Es war heiß, und beide hatten T -Shirts an, Blue Gene ein schlichtes schwarzes mit abgeschnittenen Ärmeln und Jackie ein selbst entworfenes, auf dem in aufgebügelten Lettern IHR KÖNNT MIR VERTRAUEN stand.
    »Warum wolltest du, dass wir uns hier treffen?«, fragte sie. Ihre Haare waren ölig und verwuschelt, so wie sie Blue Gene bisher am besten gefielen.
    »Du wirst schon sehen. Hey, da drüben haben sich meine Freunde und ich mit unseren Pick-ups getroffen, um rauszufinden, wer den lautesten Auspuff hat.« Blue Gene deutete auf die andere Seites des Parkplatzes.
    »Warum?«
    »Zum Zeitvertreib, schätze ich.« Er blieb am Eingang stehen. Jackie hielt die Hände seitlich neben die Augen und spähte durch das Fenster. Er musste unwillkürlich grinsen, als er aus seiner kurzen Jeans einen Schlüsselbund zog.
    »Was hast du vor?«, fragte Jackie. »So viel hab ich dich noch nie lächeln sehen.«
    Er drehte Jackie den Rücken zu und steckte den Schlüssel in die Tür des Haupteingangs.
    »Was machst du da?«
    Er stieß die Tür auf, hielt sie mit dem Bein auf und ließ Jackie galant den Vortritt. Jackie schenkte ihm ein

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