Goebel, Joey
und sagte, sobald sie gehört habe, was passiert sei, sei sie in den nächsten Flieger gestiegen und nach Hause zurückgekehrt. Worauf John wiederum entgegnete, das sei jetzt ohnehin egal, sie solle ihn in Ruhe lassen, er hasse sie und alle anderen Menschen.
[473] Als Henry und Elizabeth in Johns Haus eintrafen, wurden sie von Abby mit den Worten empfangen, sie als ihre Schwiegereltern müssten sich jetzt um John kümmern, da John und sie die Abmachung hätten, falls einer von ihnen rückfällig würde, solle das nüchterne Elternteil Arthur wegbringen. Bis John wieder nüchtern sei, würden sie und Arthur deshalb zu ihrer Mutter ziehen. Arthurs Gesicht war aufgequollen und gerötet, und er umklammerte beharrlich das Bein seiner Mutter.
»Alles wird gut, Arthur«, sagte Elizabeth und beugte sich in dem weißen Marmorfoyer über ihren Enkel.
»Er klingt nicht mal wie Dad«, sagte Arthur.
»Das weiß ich doch, Süßer«, sagte Elizabeth. »Er ist es auch nicht. Aber alles wird wieder gut. Hab keine Angst.«
»John hat mehr Angst als Arthur«, sagte Abby und warf ihr langes, glattes, blondes Haar zurück.
»Wovor hat er denn Angst?«, fragte Henry.
»Vor dir.«
»Daddy hat keine Angst«, erklärte Arthur zwischen Schniefern. »Er hat vor gar nichts Angst. Als er mal einen Tornado gesehen hat, hat er ihn einfach ausgelacht. «
Das fanden alle komisch, außer Arthur, dessen Gesicht sich in Falten legte. Nachdem sie Arthur zum Abschied umarmt hatten, riefen Henry und Elizabeth nach ihrem Sohn, doch der reagierte nicht. Sie fanden ihn im Souterrain, wo er am Billardtisch lehnte, ein graues Sakko über dem weißen Unterhemd.
»Hi, John«, sagte Elizabeth.
»Hi.« Eine Hand steckte in der vorderen unteren Sakkotasche und hielt etwas.
[474] »Ist er bewaffnet?«, fragte Elizabeth leise Henry.
»Was hast du vor?«, fragte Henry und durchquerte vorsichtig den weitläufigen, mit cremefarbenem Teppichboden ausgelegten Kellerraum.
»Gar nichts.« John entfernte sich von seinem Vater und blieb in der Nähe einer Videospielkonsole in der Ecke stehen. Er bemühte sich um Haltung, schwankte aber unwillkürlich. Sein Lächeln war seltsam, beinahe beängstigend, und die makellosen Augenbrauen hatte er fragend hochgezogen.
»Wie viel hast du heute Abend getrunken?«, wollte Henry wissen.
»Gar nichts.«
»Für wie dämlich hältst du uns eigentlich? Uns führst du nicht an der Nase herum. Jetzt, vierundfünfzig Tage vor der Wahl, ist das der ungünstigste Zeitpunkt, schlappzumachen.«
»Er hat sich so gut geschlagen«, warf Elizabeth ein.
»Ja. Bis Eugene auftauchte. Ich habe euch ja gesagt, ihr hättet ihn nicht mit einbinden sollen.«
»Hm-m«, machte John. Er nahm die Hand immer noch nicht aus seiner Sakkotasche.
»Was hörst du da gerade, John?«, fragte Elizabeth.
»Weiß ich nicht.«
»Es ist Peggy Lee«, sagte Henry.
»Ich wusste gar nicht, dass du solche Musik magst«, sagte Elizabeth.
»Ich mag alles, was Daddy mag.« John sprach bedächtig, als witterte er, dass seine Eltern nur darauf warteten, dass er anfing zu brabbeln.
[475] »Sie ist im Ambassador Inn aufgetreten«, sagte Elizabeth. »In grauer Vorzeit.«
Unpassenderweise lachte und nickte John. Das Lied war zu Ende. Langsam begab er sich zu der Stereoanlage und drückte auf die Wiederholungstaste, so dass der Song »Is That All There Is?« noch mal gespielt wurde. Als er sich dabei vorbeugte, fing sein Sakko an zu tropfen. Dann lehnte er sich gegen eine mit Baseballwimpeln bedeckte Wand, während die Feuchtigkeit sich über die ganze Vorderseite des Kleidungsstücks ausbreitete.
»Hast du einen Drink in deiner Tasche?«, fragte Henry.
»Nein.«
»Es lässt sich aber nicht übersehen.«
Henry und Elizabeth betrachteten den nassen Fleck. John nahm lachend ein halbleeres Glas aus dem Sakko. Das durchsichtige dickbödige Glas enthielt eine blassgoldene Flüssigkeit und viel Eis.
»Ach, John«, sagte Elizabeth.
»Was soll ich dazu sagen? Das Klirren von Eiswürfeln hab ich schon immer gern gehört.«
Sie konnten ihn nicht wieder zum Entzug in die Hazelden-Klinik schicken; das hätte sich eventuell herumgesprochen. Nach einem langen Krisengespräch am nächsten Morgen wurde entschieden, John und Abby sollten ihren Sohn vorübergehend aus der Schule nehmen (Arthur war begeistert) und sich einen einwöchigen Kurzurlaub zu dritt im Ferienhaus der Familie am Lake Cobalt gönnen. Henry würde unterdessen in Bashford bleiben und den Wahlkampf
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