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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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überwachen; auch auf dem Autumn Dinner Dance am [476] kommenden Samstag, wo jedes Gedeck fünfzig Dollar kostete, würden er und Elizabeth die Familie vertreten müssen.
    Zunächst schien dieser Plan aufzugehen. John konnte sich entspannen, sogar ohne pharmazeutische Hilfsmittel. Am Freitagabend sahen er und Abby sich mit Arthur die Disney-Version von Tarzan an, und am nächsten Morgen brachte er Arthur an einem Basketballkorb in der Auffahrt bei, wie man Freiwürfe verwandelt.
    Doch am Samstagnachmittag verschwand John, nachdem er um zwei Uhr verkündet hatte, er wolle jagen gehen. Als er um acht Uhr abends immer noch nicht zurück war, geriet Abby in Panik und rief ihre Schwiegereltern an.
    Es stellte sich heraus, dass John unbewaffnet in den Wald gegangen war, mit schwarzen Slippern und einem weißen T -Shirt bekleidet. Den größten Teil des Nachmittags verbrachte er tief im Wald mit Suchen, aber nicht nach Wild, sondern nach der genauen Stelle, wo ihn sein Vater vor so vielen Jahren hingesetzt und ihm von der Prophezeiung seiner Mutter erzählt hatte. Als er die, wie er meinte, richtige Stelle gefunden hatte, kniete er nieder und betete laut und inbrünstig, wie im Fieberwahn, während sich die Dunkelheit auf den Wald herabsenkte.
    »Himmlischer Vater, halte mich in deinen starken Armen. Schütze mich vor mir selbst, und erhelle meinen Verstand. O Herr, vergib mir alles, was ich getan habe. Das lag an dem, was ich gesehen habe. Es war zu viel, zu früh, doch dieses Verderbnis habe allein ich verursacht. Lass mich bitte wiedergeboren werden. Allmächtiger, hiermit gelobe ich, Dein Homunkulus zu sein. Ich bin Dein Staub. Ich knie auf einer Stelle nieder, wo einstmals ein großer Dinosaurier gestanden [477] haben mag. Ich bin wie Staub, doch es heißt, ich sei besonderer Staub, weil Du meiner Mutter das wahre Gesicht gabst, so wie Joseph vor ihr. Aber warum, lieber Gott, warum hast Du die Wahrheit ans Licht kommen lassen? Warum ausgerechnet jetzt? Sind wir in die Irre gegangen? Muss man am Ende unseren starren, toten Händen die Mobiltelefone entwinden? Vergib mir bitte meine Verfehlungen. Bitte weise mir den rechten Weg. Gott, ich wollte, ich wüsste, wo Du jetzt bist. Es ist richtig, Dir zu danken und Dich zu preisen, aber warum gibst Du uns nie deine Koordinaten? Bitte, schenk mir ein reines Herz, ich schäme mich so, weil ich wieder dem Dämon Alkohol verfallen bin. Ich gelobe, es war das letzte Mal. Bitte sorge dafür, dass mich die Sirenen nicht mehr rufen, oder gib mir die Kraft, ihnen zu widerstehen. Erquicke meine Nerven mit Deinen liebenden Händen. Bitte hilf mir bei meiner Familie. Bitte hilf mir bei Blue Gene. Bitte mach, dass sich dadurch nichts ändert. Ich nehme mein Schicksal hin, wie ich es immer getan habe. Auf wen auch immer die Apotheose wartet, ich werde den Weg für ihn frei machen, den bedeutendsten Menschen, der je gelebt haben wird. Ich werde einen Keil zwischen die Dirnen der Macht treiben. Und falls mich eine Kugel aus Californium niederstrecken sollte – oder was auch immer gemäß Mutters neuester Vorahnung geschehen wird –, verlange ich von Dir nur, dass diese Kugel die Bedeutung dieser Bewusstseinssphäre enthält, damit mir in meinem letzten Augenblick Dein Wissen zuteilwird, so dass ich mit einem Lächeln auf diesem Gesicht sterbe, das, wie ich allein weiß, eigentlich eine recht scheußliche Fratze ist. Bitte zeig mir den Weg der Umkehr. Bitte lass mich den Plan erfüllen und die Menschen der [478] Vorkriegszeit anführen. Bitte vergib ihnen. O Gott, weißt Du nicht, dass ich mich bemühe? Und wie ich mich bemühe! Und falls ich derjenige bin, der den nachmittäglichen Tod bringt, lass bitte das allerletzte Dämmerlicht eines Deiner allwaltenden Gnade sein. Lieber Herr, wache über meine Familie, und erweise bitte unseren Unternehmungen Deine Gunst. Gib uns die nötige Kraft und Weisheit, um eine neue Ordnung für die Ewigkeit zu errichten.« John verstummte erst, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Ein Rascheln im Gras. Er drehte sich um. Im Mondschein sah er die Umrisse einer großen Gestalt, die sich mit unheimlicher Ruhe oder wie ein bedrohlicher Räuber anschlich. Sie schien ein Mensch zu sein, wenn man von dem Kopf absah, der unförmig, eckig und roboterhaft wirkte. Jetzt stand die Gestalt wie erstarrt da. Panisch vor Angst dachte John an den Engel, der einmal auf der Fensterbank seiner Mutter gesessen hatte. Er nahm sich vor, keine Angst zu haben.
    »Wer sind

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