Goebel, Joey
Gebäuden vorgeschriebene Rauchverbot zu kippen. Er vergaß zu erwähnen, dass es bereits zu spät war, ein solches Referendum auf dem Stimmzettel im November mit aufzunehmen.
Dass sich John nicht persönlich am Wahlkampf beteiligte, schien momentan nicht so wichtig zu sein, weil die Wahlkampfmaschinerie inzwischen Fahrt aufgenommen hatte, wie von selbst lief und nicht mehr zu stoppen war, der Öffentlichkeit aber auch jeden Tag neu auf die Nerven ging und zu der oft gehörten Klage führte: »Ich bin echt froh, wenn diese Wahl vorbei ist, damit die endlich die Klappe halten.« Fernsehspots von Mapother und Grant Frick tauchten nun scheinbar in jeder Werbepause auf jedem beliebigen Sender [482] auf. Die aktuellen Mapother-Spots waren zwar im Sommer gedreht worden, wurden aber jetzt erst gesendet, jeder einzelne professioneller und gelackter als sein Vorgänger. Henry hatte verblüffend teure Werbefachleute engagiert, die ihr raffiniertes Werbenetz auswarfen, um damit den Durchschnittszuschauer zu fangen.
Man konnte diesem Bombardement schlicht nicht entrinnen: Autoaufkleber, Schilder in Vorgärten, selbst große Werbeplakate sowohl von Mapother wie von Frick, wohin man kam. Die neueste Mapother’sche Idee war, ein großes Plakat auf die Ladefläche eines Pick-ups zu stellen und diesen in der Nähe der belebtesten Kreuzungen aller Städte des Bezirks zu parken. Außerdem druckten sämtliche Sonntagszeitungen eine viertelseitige Anzeige mit einem Foto der Familie Mapother einschließlich Blue Genes, wie sie am Nationalfeiertag während des Feuerwerks in die Kamera lächelten.
Doch am wichtigsten war, dass John seinen Vorsprung hielt. Eine Telefonbefragung ergab, dass sich Johns Vorsprung auf Frick nur zweiunddreißig Tage vor der Wahl bei fünfzehn Punkten eingependelt hatte. Dank Johns und Blue Genes sommerlichem Engagement sahen Johns Wähler ihn nicht mehr als hochnäsigen, herzlosen Großkotz. Schlimmstenfalls hielten sie ihn für ein wählbares Weichei. Bestenfalls war er für sie einer von ihnen. Nur besser.
Doch Johns Wahlkampfleiter warnte ihn, wegen seines wachsenden Vorsprungs werde sein Gegner wahrscheinlich auf eine der bewährtesten Methoden im ganzen Politgeschäft zurückgreifen und alles versuchen, um John in die Defensive zu drängen. Zweifellos war Johns Vorleben von [483] Grant Fricks Leuten gründlich durchleuchtet worden, sobald er den Ring betreten hatte, und genau deshalb hatte John sich beeilt, in seiner Rede am 4. Juli seine schlimme Vergangenheit anzusprechen. Doch um überhaupt noch eine Chance zu haben, blieb Frick jetzt nichts anderes übrig, als mit harten Bandagen zu kämpfen, nachdem beide Lager bisher einen erstaunlich sauberen Wahlkampf geführt hatten.
Vor allem das mapothersche Lager durfte sich daher bis zum 2. November keinen Fehler erlauben. John schwor seinem Vater, alle alkoholbedingten Pannen oder angstbedingten Aussetzer seien Schnee von gestern und er habe draußen im Wald mit Gottes Hilfe sein inneres Gleichgewicht wiedergewonnen. Solange Blue Gene sich ruhig verhielt, würde es für Frick nicht viel Schlamm zum Werfen geben.
Die Wahlkampfpause tat John gut. Als er über den Kraftakt nachdachte, den seine erste Kandidatur für ihn bedeutete, stellte er sich vor, wie er buchstäblich mit Blasen an den Füßen einen Marathonlauf absolvierte, der vor über einem Jahr, kurz nach Bekanntwerden von Fricks Sexskandal, begonnen hatte. Seitdem hatte er sich abgerackert, um eine Person des öffentlichen Lebens zu werden, hatte seine Veranstaltung am 4. Juli absolviert (obwohl er auf der Bühne beinahe versagt hätte) und monatelanges Klinkenputzen und Gespräche mit Wahlberechtigten hinter sich gebracht. Da in einem Monat Wahltag war, kam das Ende allmählich in Sicht. Allerdings war ihm klar, dass ihn in seiner vor ihm liegenden langen Laufbahn als Spitzenpolitiker noch ganz andere, längere und härtere Wettläufe erwarteten.
[484] Während seiner kurzen Wahlkampfpause versuchte John (wenn er nicht gerade ein Nickerchen hielt, um die nächtliche Schlaflosigkeit zu kompensieren), möglichst viel Zeit mit Arthur zu verbringen. Zu Johns Erstaunen kostete Arthurs Lieblingszeitvertreib keinen Cent. Am liebsten verbrachte der Junge seine Nachmittage damit, am Flughafen den Flugzeugen beim Start zuzusehen. Da es in Bashford nur einen kleinen Flugplatz für Privatmaschinen gab, fuhr John mit Arthur zum Regionalflughafen in Donato Falls, was sie seit Beginn des Wahlkampfes nicht mehr
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