Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
Vom Netzwerk:
Tür zugemacht hatte. »Ich gehe jetzt nach oben und lass euch beide allein.« Elizabeth drehte sich noch einmal um, ehe sie die geschwungene, elfenbeinfarbene Treppe mit dem schmiedeeisernen Geländer hinaufging. »Mir ist klar, dass ihr zwei nicht alles an einem Abend in Ordnung bringen könnt, aber ich will, dass ihr wenigstens wieder miteinander redet. Gene, sag ihm, wie du dich fühlst. Und John, du hörst zu. Ach ja, und Gene, vergib John und Henry, was sie mit dem Commonwealth-Center gemacht haben. Folge dem Vorbild unseres Herrn, und vergib ihnen. Verrate bitte den Medien unser Geheimnis nicht. Leg es dem Herrn in die Hände.«
    [590] »Na schön. Ich werde das in Erwägung ziehen.«
    »Gute Nacht, Jungs.«
    »Gute Nacht«, sagten beide. Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich jeder an ein Ende des dunkelbraunen Ledersofas und schauten stur geradeaus.
    »Ich weiß, du hasst mich«, sagte John schließlich. »Aber ich versichere dir, dass ich von mir selbst eine schlechtere Meinung habe, als sie sonst jemand haben könnte.«
    Blue Gene nickte.
    »Willst du reden?«, fragte John.
    »Du denn?«
    »Ich rede, wenn du reden willst.«
    »Eigentlich will ich nicht.«
    »So etwas lässt sich nicht so schnell reparieren«, sagte John.
    »Nö.« Und damit erschöpfte sich ihr Gespräch geschlagene zwei Minuten lang. Als schließlich wieder jemand das Wort ergriff, war es Blue Gene, doch nur um zu sagen: »Das Zimmer ist wie tot, wenn die Glotze nicht läuft.« Er stellte den Fernseher an und zappte durch die Sender, bis er irgendwo Wrestling fand. Bei dem ganzen Trubel dieses Tages hatte er vergessen, dass Montagabend war, WrestlingAbend. »Nun mach dich schon über mich lustig, weil ich Wrestling gucke.«
    »Ich sage kein Wort.«
    Nachdem er fünf Minuten lang zugesehen hatte, wie Vince McMahon sich im Ring selbst lobte, brach Blue Gene das Schweigen.
    »Eigentlich habt ihr mich nie hinters Licht geführt.«
    »Das dachte ich mir schon. Ich wusste, dass du es wusstest, wenigstens im Unterbewusstsein.«
    [591] »Ich wusste, dass ich nie ein Gentleman war.«
    »Du bist ein Gentleman.«
    »Nein. Ich habe erlebt, wie ihr Gentlemen euch benehmt. Ich bin kein Gentleman.«
    »Also wirklich, Blue Gene.«
    »All die Jahre hast du mich belogen.«
    »Was soll ich dazu sagen? Nein, ernsthaft, was kann jemand in so einer Lage sagen?«
    Blue Gene dachte über die Frage nach, während er weiter Wrestling sah. Was John hätte sagen müssen, war gar nicht so kompliziert. Er hätte sagen müssen: »Es tut mir leid, ich liebe dich, und ich werde von jetzt an für dich da sein.« Das hätte Blue Gene genügt, doch er merkte bereits, dass seine neue Vaterfigur genauso distanziert war wie die alte.
    »Warum Tammy?«, fragte er rasch, in der Hoffnung, einen Treffer zu landen.
    »Was?«
    »So hieß sie doch, oder? Tammy, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Warum sie? So wie Bernice sie geschildert hat, war sie wohl eher nicht dein Typ.«
    »Versuch nicht, mir Schuldgefühle einzureden. Glaub mir, ich hab mir selbst mehr Schuldgefühle aufgebürdet, als du es je könntest.«
    »Woran erinnerst du dich bei ihr?«
    »Darüber will ich nicht reden.«
    »Erinnerst du dich nicht, oder bist du jetzt einfach ein Arsch?«
    »Nichts gibt dir das Recht, so mit mir zu reden.« John stand auf und tat, als wolle er das Zimmer verlassen.
    [592] »Weißt du irgendwas über sie? Wie wär’s mit ihrer Lieblingsfarbe? Lieblingsfarben sind für kleine Kinder total wichtig.«
    »Sie war kein kleines Kind.«
    »War sie doch.«
    »Sie war alt genug, dass ihr ihre Lieblingsfarbe egal war. Sie war ganz und gar kein Kind mehr. Du weißt doch, dass ich traumatisiert wurde, weil ich Dad mit dem Hausmädchen erwischt habe?«
    »Ja. Es ist also seine Schuld?«
    » Nein. Aber es spielt dabei auch eine Rolle. Es spielt sogar eine wichtige Rolle. Und wenn man etwa in dem Alter ist…« John drehte sich zum Kamin um. »O Gott, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, außer: Wenn du in dem Alter bist, sind deine Genitalien wie Tiere. Das sind so unreine, dumme Dinger, für die man Neugier empfindet, und sie… also, es war wie zwei Tiere, die sich aneinander reiben.«
    »Eklig.«
    »Mehr war das nicht. Du willst wissen, wie sie war, aber mehr war nicht dabei. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Wir haben nicht viel geredet.«
    »Du hast sie also nicht mal gemocht ?«
    »Ich hab sie schon gemocht, aber… Ich weiß auch nicht.«
    »Aber was?«
    »Ich hab sie gemocht, aber sie

Weitere Kostenlose Bücher