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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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betrügen, und der nicht in irgendwelche dubiosen Geschäfte verwickelt war.«
    »So jemanden finden wir nie und nimmer. Schon gar nicht auf die Schnelle.«
    »Wir könnten vielleicht eine Kleinanzeige aufgeben. Darin stünde dann: ›Wir suchen nur einen guten Menschen. Damit sind Sie gemeint.‹«
    »Um die Wahrheit zu sagen, im ganzen Stimmbezirk gibt es wahrscheinlich keinen einzigen vertrauenswürdigen Menschen.«
    Ganz Bashford schien unterwegs zu sein, um die erste offizielle Wahlkundgebung der Partei der Habenichtse zu besuchen. Abgewrackte Pkws und Trucks füllten die hintere Hälfte des alten Wal-Mart-Parkplatzes, während die vordere Hälfte vor dem jetzt ungenutzten Commonwealth-Center mit einem gelben Seil für die Wahlkundgebung abgetrennt war. Vor dem Haupteingang des Gebäudes hatte man aus Hohlblocksteinen und Sperrholz eine kleine Bühne errichtet. Um Viertel nach fünf ging es auf der Kundgebung [609] hoch her, laute und gutgelaunte Besucher genossen eine kunterbunte Musikmischung, plauderten zwischen einem Happen Gratishamburger, ein paar Schlucken Freibier und Zügen an ihren Zigaretten angeregt miteinander, während sie darauf warteten, dass die Reden des Abends begannen. Bunter wurde das Spektakel noch dadurch, dass Halloween war. Überall in der Menge verteilt fanden sich als Vampire, Hexen, Hippies, Zombies, Spider-Man, Nonnen, Teufel und Darth Vader verkleidete Kinder und Erwachsene.
    Haarspray, damit seine Haare nicht verrutschten, ein Pfefferminzbonbon gegen Mundgeruch und Deo gegen Achselschweiß – John war gerüstet. Er musste sich noch ein letztes Mal den Wählern stellen; wie ein Makler sein Haus, so würde er sich ihnen präsentieren. Übermorgen war Wahltag, und das heute Abend war die letzte Massenveranstaltung, die er ertragen musste, den Wahlabend nicht mitgezählt, an dem er und alle seine Unterstützer sich in der Wahlkampfzentrale versammeln würden, um zu feiern oder zu trauern. In den aktuellen Umfragen lag John nur noch zwei Prozentpunkte vor seinen beiden Konkurrenten, die praktisch gleichauf lagen.
    John folgte seinem Vater, der sich am Rand des Publikums nach vorn drängte mit der Begründung, John müsse da sein, wo die Nachrichtenkameras ihn sehen könnten. Hinter John kam Josh Balsam; er trug sandfarbene Military-Tarnklamotten, was aber nicht an Halloween lag. John hatte ihm gesagt, wenn er die Wüstentarnkleidung trüge, würde das die Wähler nicht nur an das Opfer erinnern, das Joshs Vater gebracht habe, sondern auch an den wahren Geist dieses Wahlkampfs. Als die drei vorn angekommen waren, nahm Henry [610] neben John Aufstellung und wies Balsam an, auf dessen anderer Seite zu bleiben.
    »Der CNN -Übertragungswagen fährt vor«, sagte Balsam.
    » CNN berichtet doch nicht über so etwas«, sagte Henry.
    »Aber er hat recht, Dad«, sagte John. Tatsächlich, der landesweite Nachrichtensender war vertreten.
    »Dann dürfen wir erst recht nicht verlieren«, sagte Henry.
    Dann bahnten sich die drei mit all der Selbstsicherheit, die sie aufbieten konnten, einen Weg durch die Menge, schüttelten unterwegs jedem die Hand, lächelten, nickten, gaben Parolen von sich, verteilten Flugblätter und machten zum letzten Mal gute Miene zum bösen Wahlkampfspiel.
    Elizabeth war zu Hause geblieben. Sie wünschte John alles Gute, bezeichnete sich weiterhin als seinen größten Fan, weigerte sich aber, ihn ausgerechnet bei dieser Veranstaltung zu unterstützen. Sie hatte ihm davon abgeraten, auf der Kundgebung einer gegnerischen Partei Wahlkampf zu betreiben, weil es zu aggressiv wirken würde. Sie hatte auch Blue Gene davon abgeraten, die Wahlkundgebung überhaupt abzuhalten. Seit letzte Woche seine Stellungnahme samt ganzseitigen Anzeigen in sämtlichen Zeitungen des Bezirks erschienen waren, hatte sie sich als einziges Familienmitglied mit Blue Gene in Verbindung gesetzt, um ihn zu bitten, nur ja keine dritte Partei zu gründen, damit niemand zu Schaden käme. Blue Gene hatte mit der Begründung abgelehnt, jemand müsse sich für die einfachen Menschen einsetzen, zu denen er sich auch zähle. Sie entgegnete, Jesus hätte sich nicht so verhalten.
    Abby war ebenfalls nicht auf der Halloween-Wahlkundgebung erschienen; sie hatte beschlossen, stattdessen mit [611] Arthur – »Süßes, sonst gibt’s Saures« – von Tür zu Tür zu gehen. Arthur hatte sich gewünscht, dass beide Eltern ihn auf seiner Halloween-Tour begleiteten; bei so ziemlich allem, was er unternahm, hatte er immer

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