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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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von Basen, die einen DNS-Strang bilden, als abstrakte Symbole (wie in Abb. 41) und nicht als ein langes, helixförmiges Molekül ausgesendet würde, sind die Chancen praktisch gleich null, daß dies als äußere Botschaft den richtigen Entschlüsselungsmechanismus auslösen würde, der es ermöglichte, den Phänotyp aus dem Genotyp herauszuholen. In diesem Fall verpackte man eine innere in eine so abstrakte äußere Botschaft, daß deren Vermögen, den Kontext wiederherzustellen, verloren ginge, und so hätte in einem sehr pragmatischen Sinn diese Menge von Symbolen keinen ihr innewohnenden Sinn. Damit man nicht glauben möge, es sei alles hoffnungslos abstrakt und philosophisch, beachte man, daß der genaue Zeitpunkt, an dem sich sagen läßt, der Phänotyp sei durch den Genotyp ,,vorhanden“ oder „implizit“, ein heutzutage hochbrisantes Problem ist: das des Schwangerschaftsabbruchs.

Chromatische Phantasie und Fehde
    Nach einem herrlichen Bad im Teich kommt Theo Schildkröte soeben herausgekrochen und schüttelt sich, um sich zu trocknen, als ausgerechnet Achilles des Weges kommt.
    Schildkröte: Hallo Achilles, ich mußte gerade an Sie denken, als ich im Teich herumplanschte.
    Achilles: Ist das nicht merkwürdig? Auch ich dachte gerade an Sie, als ich durch die Auen schlenderte. Sie sind in dieser Jahreszeit so grün ...
    Schildkröte: Meinen Sie? Das erinnert mich an einen Gedanken, den ich gerne mit Ihnen bespräche. Wollen Sie ihn hören?
    Achilles: Aber gerne! Das heißt, es würde mich freuen, solange Sie nicht versuchen, mich in einer Ihrer schlimmen logischen Fallen zu fangen, Herr S.
    Schildkröte: Schlimme Falle? Da tun Sie mir unrecht. Würde ich irgendetwas Schlimmes tun? Ich bin friedfertig, störe niemanden und lebe das friedliche Leben eines Pflanzenfressers. Und meine Gedanken treiben einfach unter den Launen und Kuriositäten der Welt herum (wie ich sie sehe). Ich, ein demütiger Beobachter der Phänomene, komme einhergestapft und blase meine dummen Worte ziemlich unspektakulär in die Luft. Aber um Sie über meine Absichten zu beruhigen: heute habe ich vor, nur über meinen Schildpattpanzer zu sprechen, und wie sie ja wissen, hat das nichts — aber auch gar nichts — mit Logik zu tun!
    Achilles: Ihre Worte beruhigen mich WIRKLICH , Theo S., und ich bin sehr gespannt. Ich würde gerne hören, was Sie zu sagen haben, auch wenn es nicht spektakulär ist.
    Schildkröte: Nun, wie soll ich anfangen? Hm ... Was fällt Ihnen an meinem Panzer am meisten auf, Achilles?
    Achilles: Er sieht sehr schön sauber aus.
    Schildkröte: Danke! Ich war gerade schwimmen, und spülte mehrere im Laufe des letzten Jahrhunderts angesammelte Schmutzschichten ab. Jetzt können Sie sehen, wie grün mein Panzer ist.
    Achilles: So ein guter, gesunder grüner Panzer — hübsch, wie er in der Sonne glänzt.
    Schildkröte: Grün? Er ist nicht grün.
    Achilles: Sagten Sie mir nicht soeben, daß Ihr Panzer grün sei?
    Schildkröte: O ja!
    Achilles: Dann sind wir uns also einig: Er ist grün.
    Schildkröte: Nein, er ist nicht grün.
    Achilles: Oh, ich verstehe Ihr Spielchen. Sie wollen mir andeuten, daß, was Sie sagen, nicht notwendigerweise wahr ist, daß Schildkröten mit der Sprache spielen, daß unsere Aussagen und die Wirklichkeit sich nicht notwendigerweise decken, daß ...
    Schildkröte: Gewiß nicht. Für Schildkröten sind Worte heilig; Schildkröten verehren Genauigkeit.
    Achilles: Gut denn. Warum sagten Sie dann, Ihr Panzer sei grün, und auch, daß er nicht grün sei?
    Schildkröte: Ich habe nie so etwas gesagt — aber ich wünsche mir, ich hätte es getan.
    Achilles: Sie hätten das gerne gesagt?
    Schildkröte: Überhaupt nicht. Es tut mir leid, es gesagt zu haben, und ich bin ganz und gar nicht damit einverstanden.
    Achilles: Das widerspricht völlig dem, was Sie vorher sagten!
    Schildkröte: Widerspricht? Widerspricht? Ich widerspreche mir nie. Das paßt nicht zur Schildkröten-Natur.
    Achilles: Diesmal habe ich Sie aber erwischt, Sie gerissener Kerl, Sie! Ertappt bei einer offensichtlichen Kontradiktion.
    Schildkröte: Ja, das haben Sie wohl getan.
    Achilles: Da sind wir ja wieder. Jetzt widersprechen Sie sich immer mehr. Sie sind so von Kontradiktionen durchdrungen, daß es unmöglich ist, mit Ihnen vernünftig darüber zu reden.
    Schildkröte: Das stimmt nicht ganz. Ich diskutiere ohne die geringsten Schwierigkeiten mit mir selber. Vielleicht liegt das Problem bei Ihnen. Ich riskiere die Vermutung, daß

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