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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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gestutzt werden?
    Ameisenbär: ... ein Haarschnitt Achilles gut tun kann?
    Schildkröte: Sie standen wohl zu sehr im Bann Ihrer Diskussion, um das schöne Stretto zu beachten, das soeben in der Bach-Fuge vorkam.
    Achilles: Was ist ein Stretto?
    Schildkröte: Oh, Verzeihung. Ich dachte, Sie würden diesen Ausdruck kennen. Beim Stretto fällt ein Thema wiederholt in einer Stimme nach der andern ein — mit sehr wenig Zelt zwischen den Einsätzen.
    Achilles: Wenn ich mir genug Fugen anhöre, werde ich das alles bald selber wissen und selber bemerken, ohne daß man mich darauf hinweist.
    Schildkröte: Entschuldigung, meine Freunde. Es tut mir leid, daß ich Sie unterbrach. Dr. Ameisenbär versuchte uns zu erklären, wie der Verzehr von Ameisen völlig im Einklang damit steht, daß man ein Freund der Ameisenkolonie ist.
    Achilles: Nun, ich kann ungefähr begreifen, wie es möglich sein könnte, daß ein beschränktes und geregeltes Maß an Ameisenverzehr den allgemeinen Gesundheitsstand der Kolonie verbessern könnte — was mich aber weit mehr verblüfft ist dieses Gerede, daß man sich mit Ameisenkolonien unterhalten könnte. Das ist unmöglich. Eine Ameisenkolonie ist einfach eine Menge von einzelnen Ameisen, die auf der Suche nach Nahrung herumrennen und sich ein Nest machen.
    Ameisenbär: Man könnte es so ausdrücken, wenn man sich darauf versteifen wollte, die Bäume zu sehen, nicht aber den Wald, Achilles. Ameisenkolonien, als Ganzes gesehen, sind sehr wohldefinierte Einheiten, mit ihren eigenen Eigenschaften, zu denen manchmal die Beherrschung der Sprache zählt.
    Achilles: Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß ich inmitten eines Waldes rufe und höre, daß eine Ameisenkolonie mir antwortet.
    Ameisenbär: Dummer Kerl! So geht das alles nicht vor sich. Ameisenkolonien kommunizieren nicht laut, sondern schriftlich. Sie wissen, wie Ameisen Pfade anlegen, die sie hierhin und dorthin führen?
    Achilles: Oh ja, gewöhnlich mitten durch den Küchenspülstein und in meine Pfirsichmarmelade.
    Ameisenbär: Gewisse Pfade enthalten nun Information in codierter Form. Wenn man das System kennt, kann man das, was sie sagen, wie ein Buch lesen.
    Achilles: Bemerkenswert! Und kann man mit ihnen zurückkommunizieren?
    Ameisenbär: Ohne jede Schwierigkeit. Auf diese Weise unterhalten sich Tante Colonia und ich stundenlang. Ich nehme einen Stock und zeichne Pfade in den feuchten Erdboden und beobachte, wie die Ameisen meinem Pfad folgen. Plötzlich bildet sich irgendwo ein neuer Pfad. Es macht mir großes Vergnügen, zu beobachten, wie sich die Pfade entwickeln. Während sie sich bilden, stelle ich mir vor, wie sie wohl weiter gehen werden (und ich habe öfter unrecht als recht). Wenn der Pfad fertig ist, weiß ich, was Tante Colonia denkt, und ich meinerseits antworte darauf.
    Achilles: Ich muß schon sagen, da müssen aber erstaunlich helle Ameisen in dieser Kolonie sein.
    Ameisenbär: Ich glaube, Sie haben noch immer gewisse Schwierigkeiten, was die verschiedenen Stufen hier anbelangt. Genauso wie Sie nie einen einzelnen Baum mit einem Wald verwechseln würden, so dürfen Sie hier nicht eine Ameise als Kolonie auffassen. Sehen Sie, alle Ameisen in Tante Colonia sind so stumpfsinnig wie nur möglich. Sie könnten sich nicht unterhalten, und wenn man ihnen an den Thorax ginge.
    Achilles: Gut, woher kommt denn dann die Fähigkeit sich zu unterhalten? Sie muß irgendwo innerhalb der Kolonie lokalisiert sein! Ich verstehe nicht, wie alle Ameisen unintelligent sein können, wenn Tante Colonia Sie viele Stunden lang mit geistreichen Späßen unterhalten kann.
    Schildkröte: Ich glaube, daß sich die Dinge ähnlich verhalten, wie bei der Zusammensetzung des menschlichen Gehirns aus Neuronen. Gewiß würde niemand darauf bestehen, daß einzelne Hirnzellen intelligente Wesen sein müssen, um die Tatsache zu erklären, daß ein Mensch eine intelligente Unterhaltung führen kann.
    Achilles: Oh nein, natürlich nicht. Was Hirnzellen anbelangt, so sehe ich das vollkommen ein. Nur liegt bei Ameisen des Pudels Kern woanders. Ich meine, Ameisen schweifen ganz nach Belieben, wie sie wollen, völlig planlos umher und stoßen da und dort auf einen kleinen Brocken Nahrung ... Sie sind frei, das zu tun, was sie tun wollen, und bei dieser Freiheit sehe ich durchaus nicht ein, wie ihr Verhalten als ganzes zu etwas Zusammenhängendem werden kann — besonders etwas so Zusammenhängendem wie das zur Konversation nötige Verhalten des Gehirns.
    Krebs:

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