Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
Dann wüßte er, wie man Französisch spricht. Das ist natürlich nur ein erheiternder Wunschtraum.
Ein anderer Aspekt der Repräsentation von Wissen hat damit zu tun, was man mit diesem Wissen anfangen will. Soll man seine Schlüsse ziehen, während die Informationsstücke eintreffen? Sollte man zwischen der alten und der neuen Information ständig Analogien und Vergleiche anstellen? Will man zum Beispiel in einem Schachprogramm einen „Vorausschau-Baum“ erzeugen, dann wird eine Repräsentation, die Stellungen auf dem Brett mit einem Minimum an Redundanz enkodiert, einem solchen vorzuziehen sein, das die Informationen auf mehrere verschiedene Arten wiederholt. Wünscht man aber, daß das Programm die Stellung auf dem Brett „verstehen“ solle, indem es nach Mustern sucht und sie mit bekannten Mustern vergleicht, dann wird es nützlicher sein, dieselbe Information verschiedene Male in verschiedenen Formen zu repräsentieren.
Wissen als logischen Formalismus repräsentieren
Über die beste Methode, Wissen zu repräsentieren und zu manipulieren, bestehen verschiedene Auffassungen. Eine davon, die großen Einfluß ausgeübt hat, befürwortet Repräsentationen, die sich formaler Notierungen bedienen, ähnlich denen für TNT und dabei von Aussagenverknüpfungen und Quantoren Gebrauch macht. Die grundlegenden Operationen bei solchen Repräsentierungen sind, was nicht überrascht, Formalisierungen des deduktiven Schlußfolgerns. Logische Ableitungen können vorgenommen werden, indem man Folgerungsregeln verwendet, die solchen in TNT analog sind. Wenn man das System über eine besondere Idee befragt, errichtet man ein Ziel inder Form einer abzuleitenden Kette. Zum Beispiel: „Ist M UMON ein S ATZ ?“ Dann übernehmen die automatischen Folgerungsmechanismen die Aufgabe in einer ziel gerichteten Art und Weise und verwenden verschiedene Methoden der Problemreduktion.
Nehmen wir an, daß zum Beispiel die Behauptung: „Alle formalen Arithmetiken sind unvollständig“ bekannt wäre und das Programm befragt würde: „Ist Principia Mathematica unvollständig?“ Überfliegt man die Liste der bekannten Tatsachen, oft data base genannt, könnte das System merken, daß wenn es feststellen könnte, daß Principia Mathematica eine formale Arithmetik ist, die Frage beantwortet wäre. Deshalb würde die Behauptung „ Principia Mathematica ist eine formale Arithmetik“ als Zwischenziel aufgestellt, und dann übernähme die Problemreduktion das Weitere. Wenn es weitere Tatsachen finden könnte, die bei der Bestätigung oder Widerlegung der Ziele oder Zwischenziele helfen könnten usw., würde es diese rekursiv bearbeiten.
Diesen Prozeß nennt man backwards chaining; da er am Ziel beginnt und nach rückwärts geht, vermutlich auf Dinge zu, die bereits bekannt sind. Macht man eine Graphik des Hauptziels, der Zwischenziele, der Zwischen-Zwischenziele usw., so wird sich eine baumähnliche Struktur ergeben, da das Hauptziel verschiedene Zwischenziele bedingen kann, von denen jedes verschiedene Zwischen-Zwischenziele bedingt usw.
Man beachte: diese Methode gibt keine Gewähr für die Lösung der Frage, denn möglicherweise gibt es gar keine Methode, um innerhalb des Systems festzustellen, daß Principia Mathematica eine formale Artihmetik ist. Das bedeutet jedoch nicht, daß das Ziel oder das Zwischenziel eine falsche Aussage ist, sondern nur, daß sie innerhalb des dem System gerade verfügbaren Wissens nicht abgeleitet werden kann. Unter solchen Umständen druckt der Computer dann wohl „ich weiß nicht“ oder etwas ähnliches aus. Daß einige Fragen offen bleiben, entspricht natürlich der Unvollständigkeit, unter der gewisse wohlbekannte formale Systeme leiden.
Deduktives Wissen — analoges Wissen
Diese Methode ermöglicht ein deduktives Wissen über den repräsentierten Raum, weil richtige logische Schlußfolgerungen aus bekannten Tatsachen gezogen werden können. Es mangelt ihr jedoch an der Fähigkeit, Ähnlichkeiten zu entdecken und Situationen zu vergleichen — es mangelt ihr an dem, was wir das Analogiedenken nennen könnten — eine äußerst wichtige Seite der menschlichen Intelligenz. Das bedeutet nicht, daß Analogiedenken nicht in eine solche Form gepreßt werden könnte, aber diese Art von Formalismus ist keine natürliche Art der Darstellung hierfür. Heutzutage sind Logik-orientierte Systeme nicht so im Schwange wie andere Arten, bei denen komplexe Vergleiche auf einigermaßen natürliche Weise ausgeführt
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