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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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wir wieder herauspoppen können. Wollen Sie diese Verantwortung auf sich nehmen, Achilles?
    Achilles: Wenn es Ihnen nichts ausmacht — ich bin ein bißchen nervös, und es wäre mir lieber, wenn Sie mit Ihrer Erfahrung die Sache in die Hand nehmen.
    Schildkröte: Gut!
    (Damit schenkt Herr Schildkröte zwei kleine Portionen Push-Saft ein. Dann nimmt er die Flasche mit Tonic und hält sie fest in der rechten Hand, und er und Achilles heben die Gläser zum Mund.)
    Schildkröte: Ex!
    (Sie trinken.)
    Achilles: Ein äußerst seltsamer Geschmack.
    Schildkröte: Man gewöhnt sich daran.
    Achilles: Fühlt man sich beim Tonic ebenso seltsam?
    Schildkröte: Nein, es ist ein ganz anderes Gefühl. Wenn man das Tonic kostet, hat man ein Gefühl tiefer Zufriedenheit, so als hätte man sein ganzes Leben auf diesen Geschmack gewartet. 
    Achilles: Da freue ich mich aber drauf.
    Schildkröte: Nun, Achilles, wo sind wir?
    Achilles (blickt sich in seiner Umgebung um): Wir befinden uns in einer kleinen Gondel, die einen Kanal hinuntertreibt! Ich möchte aussteigen. Herr Gondoliere, lassen Sie mich bitte aussteigen.
    (Der Gondoliere ignoriert diese Bitte.)
    Schildkröte: Er versteht kein Deutsch. Wenn wir hier herauswollen, wäre es besser, schnell hinauszuspringen, bevor er den bedrohlichen „Liebestunnel“ dort gerade vor uns erreicht.
    (Achilles, im Gesicht etwas blaß, klettert im Nu hinaus und zieht dann seinen langsameren Freund nach sich.)
    Achilles: Irgendwie mochte ich den Klang dieses Orts nicht. Glücklicherweise sind wir hier herausgekommen. Aber sagen Sie mal, wie kommt es, daß Sie diesen Ort so gut kennen? Sind Sie schon einmal hiergewesen?
    Schildkröte: Sehr oft, aber ich kam immer durch andere Escher-Bilder herein. Die sind alle miteinander verbunden, wissen Sie. Wenn Sie sich in einem befinden, können Sie in alle andern eintreten.
    Achilles: Erstaunlich! Wenn ich nicht hier wäre und das mit meinen eigenen Augen sähe, würde ich es Ihnen kaum glauben. (Sie gehen durch einen kleinen Torbogen hinaus.) Oh, schauen Sie diese beiden allerliebsten Eidechsen an!
    Schildkröte: Allerliebst? Die sind nicht allerliebst — die machen mich schaudern, wenn ich nur an sie denke. Es sind die bösen Wächter der magischen Lampe aus Kupfer, die dort an der Decke hängt. Eine Berührung ihrer Zungen, und jeder Sterbliche verwandelt sich in Gewürzgurken.

Abb. 23 . Konkav und Konvex , von M. C. Escher (Lithographie, 1955).
    Achilles: Solche mit Dill oder süße?
    Schildkröte: Dill.
    Achilles: Ein saures Schicksal: Aber wenn die Lampe magische Kräfte besitzt, würde ich gerne versuchen, sie zu bekommen.
    Schildkröte: Ein tollkühnes Unternehmen, mein Freund. Ich würde es nicht riskieren.
    Achilles: Ich mach' nur einen einzigen Versuch.
    (Er nähert sich vorsichtig der Lampe, um den in der Nähe schlafenden Burschen nicht zu wecken. Aber plötzlich rutscht er auf einer seltsamen Einbuchtung auf dem Fußboden aus und stürzt in den Raum. Er torkelt wie ein Verrückter, streckt seine Hand nach irgend etwas aus, und irgendwie gelingt es ihm,sich mit einer Hand an der Lampe festzuhalten. Er schwingt wie wild, während die beiden Eidechsen zischen und ihre wütenden Zungen nach ihm ausstrecken, und hängt hilflos in der Mitte des Raums.)
    Achilles: Hi-i-i-ilfe!
    (Sein Schrei macht eine Frau auf ihn aufmerksam, die die Treppe hinuntersteigt und den schlafenden Knaben aufweckt. Der sieht sich die Situation an, und mit einem freundlichen Lächeln auf seinem Gesicht gibt er Achilles zu verstehen, daß alles ein gutes Ende finden werde. In einer seltsam gutturalen Sprache ruft er zwei Trompetern ganz oben in den Fenstern etwas zu, und unheimliche Töne erklingen im Takt miteinander. Der schläfrige junge Mann deutet auf die Eidechsen und Achilles sieht, daß die Musik eine stark einschläfernde Wirkung auf sie hat. Bald sind sie völlig bewußtlos. Dann ruft der hilfreiche Bursche zwei Gefährten etwas zu, die auf Leitern emporsteigen. Beide ziehen die Leiter hinauf und strecken sie gerade unter Achilles in den Raum hinaus, so daß sie eine Art Brücke bilden. Ihre Gebärden machen klar, daß Achilles sich beeilen und auf die Brücke hinaufklettern solle. Aber zuvor löst Achilles noch vorsichtig das oberste Glied der Kette, die die Lampe festhält; und macht die Lampe los. Dann steigt er auf die Brücke aus Leitern und die drei jungen Burschen bringen ihn in Sicherheit. Achilles umarmt sie dankbar.)
    Achilles: Oh, Herr S., wie kann ich

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