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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Person manipulieren und sogar brechen, für immer zerstören.
    Marian schloss seine Tür auf und hinter sich gleich wieder zu. Es war zwei Uhr nachmittags – ein paar Stun den Schlaf konnte er wirklich gebrauchen, bevor der Wahnsinn weitergehen würde. Godobert trommelte wahrscheinlich schon mit den Fingern, weil er es kaum erwarten konnte, seinen Albtraumkinosaal zehn Meter unter der Erde endlich dichtzumachen. Auch bei Julian muss ich bald wieder vorbeischauen, dachte Marian – immer wenn er an den Famulus dachte, bekam er ein ganz blödes Gefühl. So als ob Julian drauf und dran wä re, irgendwelchen Mist zu machen, durch den alles nur noch viel gefährlicher, aussichtsloser, chaotischer würde.
    Aber nicht jetzt, dachte er. Vorhin hatte ihn Linda auf dem Handy erwischt, kurz nachdem er und Billa vom Professor wieder weggefahren waren. Sie hatte drauf be standen, dass er zumindest kurz mal bei ihr im Hotel vorbeikam und ihr sagte, was er in den letzten Tagen so getrieben hatte. »Ich weiß ja kaum noch, wie mein eigener Sohn aussieht!«, hatte sie ausgerufen, und Marian hatte sich zuerst wahnsinnig geärgert, weil sie ihn wie ein kleines Kind behandelte. Aber jetzt war er doch ziemlich froh, dass sie ihm zu einem Break in seinem bequemen Bett verholfen hatte. Nichts gegen das Mooslager im ehemals moorgräflichen Schlosspark – aber das hier hat eindeutig mehr Komfort.
    Die Augen fielen ihm praktisch schon zu, während er den Rollladen vor seinem Fenster runterrasseln ließ und sich aus seinen Klamotten kämpfte. Sollte er nicht besser erst noch mit Billa ein neues Date vereinbaren, bevor er ins Koma fiel? Aber zu spät – er kippte auf sein Bett und schlief in derselben Sekunde ein.

56

    Alles um ihn herum summte und brummte, zitterte und bebte. Der Boden unter ihm, jeder Baum, jeder Stein wurde von Vibrationen erschüttert. Verzweifelt versuchte Marian herauszufinden, was es damit auf sich hatte, doch es war stockfinster. Er konnte überhaupt nichts sehen, und das Summen wurde immer lauter, das Vibrieren stärker.
    Irgendwann dämmerte ihm, dass das Summen von sei nem Handy kam. Er hatte es wie üblich auf Vibrati onsalarm gestellt und neben sich auf den Nachttisch ge legt. Schlaftrunken tastete er danach und schaltete mit der anderen Hand die Leselampe über dem Bett ein.
    8:33 Uhr. Das sagte ihm erst mal gar nichts. Halb neun Uhr morgens? Abends? In Julians Vergangenheit, in seiner eigenen Gegenwart? Oder etwa in Tropen-Babsis Pubertät? Kam ihm alles ziemlich unwahrscheinlich vor. Als er sich hingelegt hatte, war es früher Nachmittag gewesen. Außerdem war es viel zu dunkel für beinahe jede Tages- oder Nachtzeit.
    Dann fiel ihm ein, dass er den Rollladen heruntergelassen hatte.
    Er drückte auf die Hörertaste und klemmte sich das Nokia zwischen Schulter und Ohr. »Hey, Billa. Hab wohl etwas länger gepennt als vorgesehen.«
    Sie gab ihm keine Antwort. Atmete nur stumm und gepresst in den Hörer. »Hi«, sagte sie irgendwann, aber so leise, dass er es sich vielleicht nur eingebildet hatte. Zumal er immer noch nicht richtig wach war.
    Er wühlte sich unter Decken und Laken hervor und wälz te sich aus dem Bett. Seine Beine fühlten sich so schwer an, als ob er Ewigkeiten geschlafen hatte. In seinem Kopf nichts als brausende Leere. Er trottete zum Fenster, zog den Rollladen ein paar Zentimeter hoch und spähte durch die Ritzen.
    Allergrellste Helligkeit. Der ganze Kirchplatz war über und über mit überbelichteten Marktbuden übersät. Leute liefen da in Mengen herum, kauften, schwatzten, lachten.
    Also halb neun morgens? Konnte ja wohl gar nicht sein.
    »Marian?«, flüsterte Billa an seinem Ohr. »Ich glaub, sie sind da draußen und …«
    Und was? Er wartete, aber wieder atmete sie nur krampfhaft ins Telefon. »Billa – wo bist du denn? Und wer ist da draußen bei dir?«
    »Auf Klothas Hof. In der Holzhütte. Ich glaub, es sind Birta und Sina, Sie kratzen an den Wänden rum und ma chen so … seltsame Laute. He, ich glaub wirklich, die wollen mich fertigmachen.«
    »Lass auf jeden Fall die Tür zu. Ich bin in ’ner Viertelstunde bei dir.«
    Er wollte schon auflegen, in seine Klamotten springen, Special-Agent-mäßig lossprinten, aber Billas »Nein!« klang so verzweifelt, dass er innehielt. »Nein, du darfst auf keinen Fall kommen«, flüsterte sie. »Nicht jetzt, Mann. Sonst machen sie uns beide fertig. Hör zu«, flüsterte sie, bevor er ihr widersprechen konnte. »Ich hab’s mir genau überlegt.

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