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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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– Moorleichen, Skelette, Überreste missglückter Kreaturen aus Klothas Hexenküche.
    Sonst noch was?
    Wolken von Aasmotten. Okay, das ist jetzt wirklich genug.
    Mühsam bahnte sich Marian einen Weg in Richtung Schrank. Ziemlich in der Mitte des Speichers ragte ein gigantisches Balken-X auf – mit einem senkrechten Zusatzstrich oben in der Mitte. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Vielleicht war es ja einfach eine harmlose Holzkonstruktion, die lediglich dazu diente, den Dachstuhl zu tragen. Aber das glaubte Marian nicht. Es war ein magisches Zeichen, so viel stand fest. Und links wie rechts davon war kein Weiterkommen möglich – vom Boden bis zur Dachschräge hinauf war alles mit Säcken, Kisten, Bündeln vollgestopft.
    Marian umfasste mit beiden Händen die schrägen oberen Streben des Balken-X und spähte auf die andere Seite hinüber. Einige Schritte weiter erblickte er ein zweites Balken-X – mit einer zusätzlichen senkrechten Strebe im unteren Teil. Der Raum zwischen diesen beiden Hexenzeichen war vollkommen leer. Das wirkte umso unheimlicher, als sich links und rechts davon Säcke, Kisten, Bündel vom Boden bis zum Dach hinauf stapelten.
    Er fasste nach dem goldenen Pentagramm vor seiner Brust. Beruhigend schwer und kühl lag es in der Hand. Es hilft alles nichts, dachte er, ich muss da jetzt durch. Billas Sachen sind ganz bestimmt in dem Schrank dahin ter. Das kann gar nicht anders sein – gerade weil der Raum davor allem Anschein nach mit einem Bann belegt ist.
    Marian atmete tief durch. Dann ging er in die Hocke und watschelte im Entengang durch die untere Hälfte des Hexenzeichens durch. Auf der anderen Seite richtete er sich wieder auf. Machte einen Schritt in den leeren Raum zwischen den beiden Balken-Xen und es passierte – nichts.
    Keine axtschwingenden Gespenster stürzten sich auf ihn, keine Zombies, überhaupt keine üblen Erscheinungen, die ihn umzubringen, abzudrängen, in die Flucht zu jagen versuchten. Also machte er noch einen Schritt – und da knallte er mit der Stirn gegen irgendetwas, das sich gleichzeitig weich und ekelhaft hart anfühlte. Wie ein dünner Strohballen, mit etwas sehr viel Härterem dahinter. Es tat so grässlich weh, dass er aufstöhnte und die Augen zusammenkniff.
    Verdammtes Ding, dachte er, wo kam das auf einmal her? Hier war eben noch rein gar nichts – nur staubige Luft mit ein paar Lichtkrakeln. Aber der Schmerz fühlte sich total wirklich an.
    Mit einer Hand rieb sich Marian die Stirn, mit der anderen tastete er auf dem Strohding herum. Und bekam eine Gänsehaut wie noch nie in seinem Leben.
    Mann oh Mann, dachte er, das ist kein Strohsack. Das ist eine Puppe aus Stroh. Lebensgroß, und als er weiter nach oben tastete, fühlte er unter seinen Fingern einen dicken, rauen Strick. Das Seil war um den Hals des Strohmanns geschlungen und der baumelte vor dem verfluchten Balken wie ein Gehenkter.
    Zögernd machte Marian die Augen wieder auf. Er ahnte schon, was er jetzt zu sehen kriegen würde, und trotzdem war es ein mörderischer Schock.
    Das wild hingekrakelte Porträt, das eindeutig ihn selbst darstellen sollte. Mit Kohlestift auf einen Papierfetzen gemalt. Mit riesigen Nadeln an den Kopf dieses Stroh-Marian geheftet – und mit den beiden Dornenstöcken, die seine Augen durchbohrten.
    Wieder stöhnte Marian auf. Ohne zu überlegen, was er da machte, griff er nach den schwarzen Dornenästen, wollte sie aus den Augen seines Stroh-Avatars rausziehen. Aber das tat grauenvoll weh – nicht an seinen Händen, wie er erwartet hatte, sondern an seinen Augen!
    Er ließ die Stöcke los und tastete nach seinem Gesicht. Eisiges Entsetzen: Seine Augen waren mit irgendwas klebrig Feuchtem verklebt.
    Blut, dachte Marian. Klotha hat mir die Augen kaputt gehext mit diesem Dornen- und Puppenspuk. Er hielt sich die Hände dicht vors Gesicht, aber er sah nur noch blutrote Nebelschwaden. Seine Augen brannten wie Feuer. Er wollte schreien, aber er brachte keinen Ton heraus. Irgendwo hinter sich hörte er meckerndes Gelächter.
    Billa, hilf mir, dachte er, sonst ist alles vorbei. Er tastete nach dem Pentagramm und im gleichen Moment wurde es vor seinen Augen wieder klar. Er konnte wieder sehen, und an seinen Fingern klebte zwar jede Menge ekliger Schmier, aber nicht der kleinste Spritzer Blut.
    Ich bin im Bannfeld zwischen den Hexenzeichen, sagte sich Marian – deshalb seh ich hier lauter Horrorzeug, das in Wirklichkeit gar nicht da ist oder passiert. Vor Er leichterung hätte er

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