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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Typ er war. Nur fiel ihm leider absolut nichts Geistreiches ein. »Wow!«, sagte er stattdessen nur und zeigte auf ihr Kleid.
    Sie ließ wieder ihr Grinsen sehen, wie gestern im Hinterhof des Hotels. Dazu schlug sie die Beine übereinander und warf ihre Haarmähne Marilyn-Monroe-mäßig über die Schulter. »Wie heißt du?«, fragte sie und ihre Stimme machte ihm eine Gänsehaut. Sanft und gleichzeitig eine Spur heiser, als hätte sie gerade eben wie eine Wilde herumgeschrien.
    »Marian«, gelang es ihm hervorzuwürgen. »Und du?« Ihre unglaublich blauen Augen brannten ihm schon wieder heiße Flecken ins Gesicht. Jedenfalls fühlte es sich so an und das machte ihn nicht gerade selbstsicherer.
    Sie schaukelte mit den Beinen und grinste immer noch. »Billa«, sagte sie mit dieser kratzigen Stimme, die ihm Schauer über den Rücken jagte. »Bist du noch länger hier?«
    Er nickte eifrig. »Zwei Wochen. Mindestens.«
    »Dann sehen wir uns vielleicht noch. Ich bin auch noch ’ ne Weile da.«
    Hey, großartig, dachte er. Und sagte extra cool: »Schön. Bis irgendwann also.«
    Er schaffte es, ihr lässig zuzuwinken, dann ging er so gechillt wie möglich über den Platz. Der kam ihm auf einmal riesig vor, mindestens wie ein Fußballfeld, denn bei jedem Schritt meinte er Billas Blick auf seinem Rücken zu spüren.
    Erst als er den »Moorgraf« erreicht hatte, drehte er sich um. Er war darauf gefasst, dass sie längst gegangen war und er sich nur eingebildet hatte, dass sie ihm hinterhersah. Aber sie saß wirklich noch da drüben auf dem Brunnensims und neben ihr lag die rot-weiß getigerte Katze und ließ sich von Billa kraulen.

16

    Er stellte sich seinen Handywecker auf kurz vor fünf in der Frühe. Als der Alarm lospiepste, war er sofort hellwach. Er stand auf und holte das Talmibro aus seinem Koffer. Das Hotel und alles drum herum lagen noch im Tiefschlaf – bei Julian Hallthau aber musste es zwei Uhr nachmittags sein.
    Der Famulus im Kellerlabor unter der Apotheke: Er sah ihn zuerst klein und verschwommen, dann ganz deutlich, wie er an einem wuchtigen Holztisch Kräuter und Wurzeln häckselte. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht, denn genau neben ihm stand ein Eisenherd mit einem riesigen Bottich drauf. Immer wenn Julian eine Ladung irgendwelcher Kräuter fertig zerhackt hatte, schaufelte er sie mit einer Schippe in den Kübel, aus dem in gewaltigen Schwaden Dampf aufstieg. Schwarz, grün, gelb.
    Auf dem Tisch, zwischen Messern, Sägen, sonstigen Geräten, lag eine kleine Kladde – die aufgeblätterten Seiten mit handschriftlichem Gekritzel und allerlei Klecksen übersät. Julian beugte sich darüber, wie um etwas in dem Rezept nachzusehen, nach dem er anscheinend den Bottich füllte. Mitten in dem Gekritzel stand klar und deutlich ein einzelnes Wort, und obwohl außer ihm niemand in dem Kellerraum war, begann er murmelnd vorzulesen:
    »Bormilatus … Bormilatus … Bormilatus.«
    Marian stimmte in das Gemurmel ein. Im nächsten Moment spürte er den Sog, im übernächsten war er bei Julian, schaute mit dessen Augen auf die Kladde hinab. Dabei ließ er das Talmibro in den Brustbeutel gleiten, den der Famulus an einer Lederschnur unter dem Hemd trug.
    Die Glocken begannen zu schlagen – so dröhnend, dass ihr Klang bis in den Apothekenkeller zu hören war. Laut zählte er mit: »Eins – zwei …«
    Gerade in diesem Augenblick kam der Apotheker die Treppe hinab. »Er kann’s wohl kaum mehr erwarten«, sagte er in gereiztem Tonfall, »bis der Tag vorüber ist und Er zu seinen Teufelsbeschwörern schleichen mag?«
    Julian stand wie gelähmt da, den Mund noch halb offen vom lauten Zahlenrufen. »Ich kann’s mir selbst nicht erklären«, gab er zurück und schaute ehrlich verblüfft drein, »wie’s mich überkam, die Stundenschläge mitzuzählen.« Er löste sich aus seiner Erstarrung, nahm das Messer und begann auf einen haarigen Wurzelstrunk einzuhacken. »Was aber die Rosenspiegler angeht, Herr, so verkennt Ihr meine Logenbrüder und mich, den bescheidenen Novizen: Alles, was bei unseren Treffen vorgeht, geschieht allein zu Gottes Lob und Ruhm.«
    Mit beiden Händen raffte er die Stücke der zerhackten Wurzel zusammen und warf alles in den Bottich, der schon zur Hälfte mit Kräutern und Strünken, Beeren und Blättern gefüllt war. »So wie auch dieser Heiltrunk, den ich nach Eurer Rezeptur zusammenbraue, als magisches Elixier gelten darf – und doch, Herr, ist’s ein gottgefälliger Saft.«
    Friedrich von

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