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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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sich trug, dachte Julian voller Bewunderung, den konnte auf dieser Erde nichts und niemand besiegen.
    Schließlich lief Odilo sogar an der senkrechten Wand empor, schnellte durch die Luft und landete am anderen Ende des Gewölbes – keine zwei Schritte vor Julian. Drohend hob er den Knochen. »Wer wagt es, mit Aresti os zu kämpfen?«
    »Ich wage es«, antwortete eine wohlklingende Stimme. Alle schauten um sich, doch die Antwort kam aus demselben Mund wie vorher die Frage. »Du bist ein Großmaul, Arestios«, sagte der Planetengeist Zenturius. Sofort wurde Odilos Haltung wieder herrisch, sein Blick ruhig und strahlend. »Aber sobald dir jemand die Stirn bietet, ergreifst du die Flucht.«
    Wieder ging eine blitzartige Verwandlung mit dem »armen Freund« vor. »Das werden wir ja sehen!«, donnerte er, und aufs Neue schossen Flammen aus Odilos Augen.
    Die Logenbrüder wurden nun Zeugen des vielleicht sonderbarsten Kampfes, der jemals ausgefochten worden war. Arestios und Zenturius rangen verbissen um die Macht über Odilo. Mal schallte die melodische Stimme des Planetengeistes aus seinem Mund, mal donnerte der Kriegsdämon. Im einen Moment rannte Odilo schnaubend und Funken sprühend durchs Gewölbe, sprang von Wand zu Wand, warf sogar mit Steintrümmern, die er von den Sarkophagen abbrach, um sie in ohnmächtigem Zorn durch den Raum zu schleudern. Im nächsten Augenblick schien er sich vollständig zu beruhigen – sein Gang wurde gemessen, sein Blick bezwingend. So ging es ein ums andere Mal hin und her – und währenddessen dirigierte Marian den Famulus millimeterweise auf die Tür zu.
    Sie mussten von hier verschwinden, bevor ein schreckliches Unglück geschah. Er spürte doch ganz genau, dass Justus Hegendahl Verdacht geschöpft hatte. Immer wieder glitt sein Blick zum Famulus hinüber – und es war alles andere als ein wohlwollender Blick. Der Großmächtige Meister schien sich nur noch nicht ganz im Klaren zu sein, was mit dem Raben Julian los war und wie er vorgehen sollte. Aber dass mit seinem Novizen irgendetwas nicht stimmte, hatte er offenkundig längst bemerkt!
    »Geister, haltet ein!«, rief er nun mit dröhnender Stimme. »Damit Ihr Euren Kampf ausfechten könnt, will ich Euch ein zweites Medium zur Verfügung stellen.« Sein Blick glitt über die Versammelten. »Wer von euch, liebe Brüder, will seinen Mut als Kriegsross eines Dämons erproben?«
    Alle erstarrten und zogen die Köpfe ein. Alle – bis auf den Raben Julian. Der nämlich hob sogleich eifrig die Hand, auch wenn Marian verzweifelt versuchte, seinen Arm wieder herunterzuziehen. »Großmächtiger Meister«, rief er aus, »es wäre mir eine unbeschreiblich große Ehre, dem gewaltigen Arestios zu dienen.«
    »Oder besser noch mir!« Das war die wohlklingende Stimme von Zenturius. Im nächsten Moment schwebte die schwarz-gelbe Lichtwolke mit dem blauen Flämmchen wieder über Odilos Kopf. Doch nur einen halben Herzschlag später schoss auch Arestios aus dem »armen Freund« heraus – und die feuerrote Lichtwalze bewegte sich auf Julian zu, von schwarzen Schwaden umwabert und mit dem blauen Flämmchen voran.
    Starr vor Entsetzen sah Marian den Kriegsdämon herbeifliegen. Der Famulus musste den Verstand verloren haben! Wie konnte er nur diesen schrecklichen Geist auch noch einladen, von ihm Besitz zu ergreifen? Selbst wenn er auf diese Weise die krassesten Sprung- und Kampftechniken draufbekäme – sowie der Geist ihn wieder verließe, wäre er doch so schwach und unbeholfen wie vorher. Aber vor allem: Welcher Geist auch immer Julians irrsinnige Einladung einnehmen würde – er müsste doch unweigerlich bemerken, dass er, Marian, bereits in Julians Bewusstsein herumgeisterte!
    Auch Zenturius entfernte sich nun von Odilo und schwebte eilends auf den Famulus zu. Anscheinend hatten beide erkannt, dass Julian ein besseres »Schlachtross« abgeben würde als der schwächliche Odilo. Die Dämonen kreisten bereits brausend und donnernd um Julians Kopf – da brach Odilo, von allen Geistern verlassen, inmitten der Logenbrüder zusammen. Er wand sich am Boden, zuckte und heulte, dass es zum Erbarmen war.
    »Es ist genug!« Der Großmächtige Meister hob einen Arm. Eilends schlossen die Lichtträger wieder um ihn den Kreis. Der Oberste Lichtträger, Ritter Gunter von Croplinsthal mit Namen, schüttete nassen Sand auf die Feuersäule. Die »Zunge des roten Sonnenlöwen« sackte zusammen und erlosch. »Timosa, Alodis«, schrie Meister Justus und noch

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