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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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viele weitere absonderliche Worte. Da wurden Zenturius und Arestios davongerissen, der eine durch die Decke, der andere in den steinernen Boden der Katakombe hinab.
    Meister Justus beendete die Logensitzung. Er schien ein wenig außer Atem, sonst aber unbeeindruckt. »Unser nächstes Treffen, liebe Brüder, berufe ich für Donnerstag, den 10. September, zur gleichen Stunde ein.«
    Die sechs Lichtträger bildeten ein Spalier, dann erst wurde die Tür geöffnet. Als Erstes führten zwei Wächter den erschöpften Odilo hinaus. »Bedenkt, was ihr geschworen habt«, schärften die Lichtträger den Brüdern ein, die zwischen ihnen hindurch zum Ausgang strebten. »Schweigen, Schweigen über alles, was ihr heute gesehen und gehört habt.«
    »Schweigen, Schweigen«, antworteten Julian und die anderen mit der vorgeschriebenen Formel. »Die Zunge soll mir aus dem Mund geschnitten, meine Kehle durchtrennt und das Herz aus meiner Brust gerissen werden, wenn ich diesen Schwur jemals breche.«

19

    Lautes Gepolter schreckte Marian aus dem Schlaf. Er fuhr auf und sah sich hastig um: Er lag in seinem Hotelbett, das Talmibro noch in der Hand. In der Tür stand eine stämmige Frau mit Kittelschürze und Staubsauger – die Wirtin des »Moorgrafen«.
    »Ich muss sauber machen«, sagte sie in knurrigem Tonfall. »Wann kann ich hier rein?«
    »Wie spät ist es denn?«, murmelte Marian. Er fühlte sich, als ob er keine fünf Minuten geschlafen hätte. Hinter seinen Augen klopfte es vor Müdigkeit. Aber durch den zugezogenen Vorhang hindurch sah er, dass es draußen heller Tag sein musste.
    »Zwei Uhr durch«, sagte die Frau.
    Marian stöhnte leise auf. Wenn die wüsste, dachte er.
    Bei Julian hatten die Glocken schon halb elf Uhr abends geschlagen, als sie endlich wieder in der Kammer des Famulus angekommen waren. Bis er ihm das Talmibro aus dem Brustbeutel gefischt und den schläfrigen Julian zu seinem Pult dirigiert hatte, war weitere kostbare Zeit vergangen. 23 minus 9 macht 14, rechnete Marian – also war er wirklich erst vor wenigen Minuten aus Julians Welt in seine eigene zurückgekehrt. Aber die Wirtin glaubte natürlich, dass er den halben Tag hier verpennt hätte.
    »Nur noch ein paar Minuten«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf und knallte übertrieben laut seine Tür wieder zu. Ächzend rappelte sich Marian auf und tappte unter die Dusche. Dort drüben, in der anderen Welt, konnten sie zwar künstliches Gold machen und Furcht einflößende Dämonen beschwören – aber etwas so Simples wie Wasser, das aus Duschköpfen und Wasserhähnen floss, kannten sie nicht.
    Nachts auf dem Heimweg vom alten Jagdschloss hatte Julian schrecklich getrödelt. Zuerst war er dem Bruder Heribert hinterhergelaufen und hatte ihm umständlich auseinandergesetzt, dass der Lehrjunge Piet ein guter Freund von ihm sei. »Er verehrt Euch und würde Euch niemals auch nur einen Heller stehlen.« Schließlich hatte er sich von dem bekümmerten Bäcker verabschiedet, doch anstatt nun spornstreichs nach Hause zu laufen, hatte er sich noch weit vor dem Stadttor hinter einem Busch auf die Lauer gelegt. Offenbar hoffte er auf eine Gelegenheit, Meister Justus und seine Lichtträger bei geheimen Gesprächen zu belauschen. Die Logen-Oberen schienen allerdings einen anderen Weg gewählt zu haben – die Minuten vergingen und der mondbeschienene Waldpfad blieb still und leer.
    Bis Julian endlich eingesehen hatte, dass er vergeblich wartete, war Marian tausend Tode gestorben. Vor Ungeduld und mehr noch vor Angst, dass der Großmächtige Meister ihm doch noch auf die Schliche käme, wenn er den Raben Julian in seinem Versteck entdeckte. Hinter dem Busch hatte Marian sogar versucht, das Talmibro aus Julians Brustbeutel zu ziehen, aber es war dasselbe wie immer gewesen: Solange der Famulus nicht schläfrig oder anderweitig abgelenkt war, schaffte er es einfach nicht, mit seiner Willenskraft auch nur eine Hand von Julian zu bewegen.
    Und wie jetzt weiter, dachte er, während er auf der kleinen Sonnenterrasse vor dem »Moorgraf« saß. »Frühstück am Nachmittag?«, hatte der Wirt gebrummelt, ihm dann aber gnädigerweise doch ein paar Überreste des Frühstücksbüffets herbeigeschleppt.
    Marian ließ sich die belegten Semmeln und den Fruchtsaft schmecken. Sogar von dem Kaffee probierte er einen Schluck, schob das bittere Gebräu aber gleich wieder zur Seite. Dann lieber weiter mit der Müdigkeit kämpfen.
    Die Gastterrasse war eine wacklig wirkende Holzkonstruktion an

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