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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Weisheyt … Sternenflug der Seelen … Die Creaturen der Kabbala … Wie mann den Todt aufhält … Es war zum Verzweifeln. Das hatte doch alles überhaupt keinen Sinn. Wie sollte er denn aus diesen Tausenden verstaubter Wälzer den richtigen heraussuchen und dann auch noch in aller Schnelle begreifen, was darin geschrieben stand? Schließlich waren diese Bücher in altertümlichstem Deutsch abgefasst, wenn nicht sogar auf Altgriechisch oder Hebräisch. Und sowieso war darin alles absichtlich verrätselt, damit niemand außer den »Erleuchteten« auch nur eine Silbe verstand.
    Die Hammerschläge vermischten sich nun mit dumpfen Sprechgesängen. Ein stechender Geruch breitete sich aus, wie von Schwefeldämpfen. Aber das hatte er sich wohl nur eingebildet – selbst wenn die Logenbrüder dort unten im Keller alchimistische Experimente anstellten, konnte man den Gestank doch wohl zwei Stockwerke darüber nicht so einfach riechen.
    Oder doch? Vielleicht hatten sie ja einen nach Schwefel stinkenden Geist beschworen – und der schwebte nun durchs Haus, auf der Suche nach einem »Schlachtross«? Wie ist das eigentlich, überlegte Marian, wenn ich mich mit dem Talmibro zu Julian katapultiere und mein Körper bleibt hier schlafend zurück – kann ein Dämon dann in ihn fahren und mit meinem Körper herumspazieren, wie es ihm gerade Spaß macht? Keine besonders angenehme Vorstellung: Der Geist stellt irgendwelchen Mist an – und nachher denkt jeder, man selbst hätte das gemacht.
    Aber das alles half ihm jetzt keinen Schritt weiter. Erneut suchte er in den Regalen herum, gab es jedoch bald wieder auf. Seine Gedanken sprangen mal zu Julian, dann wieder zu Billa. Sie gefiel ihm, sehr sogar – und sie war ihm überhaupt nicht geheuer. Geradezu unheimlich, jedenfalls in manchen Momenten – wenn sie ihn so seltsam ansah und ihre Augen blaue, die Haare kupferrote Funken sprühten. »Durch das Hexenholz – du machst wohl Witze«, hatte sie zu ihm gesagt. Aber gerade in diesem Augenblick war ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass Billa selbst so etwas wie eine … Blödsinn.
    Die ziellose Grübelei machte ihn nur noch fahriger. Wie also jetzt weiter, verdammt noch mal? Er ließ sich in den schwarzen Lesesessel fallen und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Mit einem Mal fiel ihm das dicke, uralte Buch wieder ein, in dem er gelesen hatte, als er zum ersten Mal in Julians Kammer geschleudert worden war. Darin war es doch um die G*L*M gegangen, oder etwa nicht? Mit der flachen Hand schlug sich Marian gegen die Stirn. Damals war er zu benommen und durcheinander gewesen, um weiter zu lesen, was dort über diese Ungeheuer geschrieben stand. Aber warum vertrödelte er hier noch seine Zeit mit der Suche nach dem richtigen Buch – wenn es doch bei Julian auf dem Regalbord lag und nur darauf wartete, dass er darin las?
    Wie hatte es dort geheißen – in dem Werk eines gewissen Elisha Asmol? Er kniff die Augen zusammen und sah die Zeilen wieder vor sich: »Aus dem Chaos entsteht alles: der Stein der Weisen und das künstliche Gold, das Wasser des Jungbrunnens und der Odem, der den G*L*M Leben einbläst.«
    Unten im Keller des ehemals Hegendahl’schen Gutshauses schlugen die Freimaurer noch immer mit ihren Hämmern auf Felsbrocken – oder was es sonst sein mochte – ein. Doch tausend Mal wilder hämmerte Marians Herz. Wie spät war es jetzt bei Julian? Schon fast zwei Uhr nachts. Aber egal – er musste auf der Stelle in die Kammer des Famulus und lesen, was Elisha Asmol über die G*L*M geschrieben hatte.
    Er nahm das Talmibro heraus und zog es gleich beim ersten Versuch so kräftig auseinander, dass er dort drüben einen Schemen im Dunkeln herumlaufen sah. Aber wieso das denn?, dachte er. Das kann doch nicht Julian sein – um diese Zeit?
    Das Talmibro wollte sich wieder zusammenziehen, doch Marian hielt mit aller Kraft dagegen. Vor Anstrengung rutschten seine Augäpfel ein wenig nach innen, während er die diagonalen Hälften des Talmibros weiter und weiter auseinanderzog.
    Es war tatsächlich Julian, der durch die dunklen Gassen von Croplin lief. Mond und Sterne waren mit Wolkenschleiern verhangen und weit und breit gab es weder Straßenlaternen noch ein erleuchtetes Fenster. Eine ra ben schwarze Nacht – aber der Famulus eilte so behände vor an, als ob er Katzenaugen hätte. Licht schien er nicht zu vermissen, im Gegenteil: Als aus einer Seitengasse ein Nachtwächter kam, der eine schaukelnde Laterne vor sich her trug

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