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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Hegendahl’sche besaßen häufig zwei oder sogar drei Kellergeschosse untereinander. Im ersten Keller bewahrte man auf, was man häufig benötigte, oder brachte dort Werkstätten unter. In der Apotheke »Am Bürgerspital« gab es zwar keine weiteren Kellergeschosse unter dem Labor, wo Julian seine Tage verbringen musste – jedenfalls wusste er nichts davon. Doch er hatte andere Jungen seines Alters, die in der al ten Mühle oder noch weiter draußen bei einem der Moorbauern arbeiteten, öfter von solchen unheimlichen Orten erzählen hören.
    Der zweite Keller diente meist dazu, alte Gerätschaften zu verstauen, die man eigentlich nicht mehr brauchte, von denen man sich aber aus den verschiedensten Gründen nicht trennen wollte. Außerdem wurden dort ver derbliche Lebensmittel gelagert – Bierfässer, Milchkrü ge, Käselaibe. Denn so tief unter der Erde war es im Sommer kühl, im Winter sogar klirrend kalt. Manche Häuser besaßen noch ein drittes Kellergeschoss, doch das taugte meist nur zur Lagerung von Weinfässern und -krügen: Zehn Meter oder mehr unter dem Erdboden war es nicht nur grabeskalt, sondern auch das ganze Jahr über feucht. Grundwasser sickerte durch Boden und Wände. Die Luft war klamm und schwer, sodass man nach kürzester Zeit kaum mehr atmen konnte.
    Dies alles ging Julian durch den Kopf, während er den stockfinsteren Gang entlangtappte. Die dumpfen Rufe wurden allmählich lauter – er war also auf der richtigen Spur. Schließlich stieß er mit der vorgestreckten Hand gegen eine hölzerne Tür. Sie war nur in den Rahmen gelehnt worden, und Julian hielt den Atem an, als er sie aufzog, ganz langsam, damit sie nicht knarrte.
    Allerdings knarrte sie trotzdem, die rostigen Türangeln quietschten sogar schauerlich, und Marian dachte beschwörend: Mach, dass du da wegkommst, Julian! Magen und Kehle zogen sich ihm zusammen, wenn er sich vorstellte, was Meister Justus mit dem verräterischen Raben machen würde, falls er ihn in die Finger bekam. Er wird dich – uns! – mit glühenden Zangen zwacken, du wahnsinniger Famulus , wenn du nicht endlich Vernunft annimmst.
    Julian hörte sich diese Ermahnungen seiner inneren Stimme immerhin an. Dann aber schüttelte er wieder bloß den Kopf und tastete hinter der Tür mit dem nackten Fuß nach der ersten Stufe. Steil ging es nun hinab, auf schmalen, glatten Stufen, und buchstäblich mit jedem Schritt wurden die Rufe aus der Tiefe lauter.
    Sein Herz klopfte so heftig, dass ihm das Blut in den Ohren donnerte. Aber bevor seine Knie wieder zittrig werden konnten, stellte er sich einfach vor, dass es das Donnern des Kriegsdämons war. Würde Arestios etwa umkehren? Ganz bestimmt nicht, sagte er sich und stieg entschlossen weiter hinab.

23

    Es war ohne Zweifel die Stimme von Meister Justus und er befand sich hinter dieser Tür ganz vorn im unteren Keller. Julian stand wie erstarrt davor und lauschte. Durch das Schlüsselloch drang mattes Licht hinaus in den Gang. Doch der Famulus wagte es nicht, sich auch nur zu bücken, um hindurchzuspähen.
    Der Mut war wieder vollständig aus seinem Geist gewichen, alle Kraft aus seinen Gliedern. Wenn er sich jetzt auch nur um einen Zoll bewegte, würde ihn der Großmächtige Meister hier draußen ertappen, davon war er überzeugt. Wenn er hier einfach so stehen blieb, allerdings auch.
    Denk an Arestios!, feuerte ihn Marian an. Doch nicht einmal der Gedanke an den Kriegsdämon konnte Julian neuen Mut einflößen.
    Was Meister Justus da hinter der Holztür schrie, war nicht zu verstehen, aber desto unheimlicher hörte es sich an. Es klang ungefähr wie »Schämm – hämm – ha – hamm – forr – ahass!« Das ergab keinerlei Sinn, und falls es ein magischer Zwingspruch sein sollte, schien er den gewünschten Dienst völlig zu versagen. Denn der Großmächtige Meister schrie dieselben Silben unablässig aufs Neue und dabei stampfte er mit den Füßen auf und seine Stimme klang jedes Mal zorniger. »Schämm – hämm – ha – hamm – forr – ahass!«
    Endlich wagte es Julian, sich zum Schlüsselloch hinabzubeugen. Er erblickte einen engen Raum, dessen Wände wie roh behauener Fels aussahen. Fackeln und Kerzen in Mauernischen beleuchteten sechs plumpe Figuren, die auf dem Boden im Kreis standen. Sie waren unbeholfen aus Lehm oder roter Erde geformt und reich ten dem Großmächtigen Meister nur eben bis zum Gürtel. Mit ihrem gedrungenen Leib, den im Verhältnis zu langen Gliedmaßen und dem breiten Schädel, der halslos

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