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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Power-Napping, während es sich sein Kumpel Mischa auf der Couch im Wohnzimmer bequem machte. Die vielen Menschen um ihn herum störten ihn nicht im geringsten, kaputt wie er war. Inzwischen befanden sich sechs BKA-Mitarbeiter im Fornet’schen Anwesen.
    Es war kein Schlaf, es war ein ausgemachtes Koma, aus dem Herr Schweitzer um 22.07 Uhr erwachte. Wie neugeboren fühlte er sich zwar nicht, dafür waren die alten Knochen längst zu morsch, aber immerhin hatte er genügend Energie getankt, um sich kommenden Ereignissen gewachsen zu fühlen.
    Oben angekommen, schlug ihm frischer Kaffeeduft entgegen. Außerdem war auf dem Küchentisch eine ganze Ladung belegter Brötchen arrangiert. Aha, dachte er, ein Catering-Service. Auch Lachs mit Meerrettich, dünnen Zitronenscheiben und Petersilie war darunter. Sind meine Steuergelder doch tatsächlich mal sinnvoll angelegt worden. Lachs statt Panzer – dafür würde Herr Schweitzer jederzeit auf die Straße gehen.
    „Na, Simon“, wurde er von Schmidt-Schmitt begrüßt, „gut geschlafen?“
    „Klasse. Gibt’s was Neues?“ Herr Schweitzer begann mit einem Mailänder Salami-Brötchen.
    „Ne ganze Menge. Die Kravat ist ein echter Hingucker. Eine Figur, astrein, sehr lecker. Und einen Ehering trägt sie auch nicht.“
    „Welche Kravat?“
    „Die Psychologin.“
    „Ach so“, bemerkte er. Mischa ist ja gerade mal wieder solo, dachte er. „Ich meinte eigentlich hier …“, er machte mit den Armen eine raumgreifende Bewegung, „… du weißt schon, die Entführung.“
    „Nur die Stimmen auf der Kassette.“
    „Was ist damit?“
    „Es sind … waren zwei verschiedene, haben die Technikfritzen analysiert.“
    „Super Leistung“, meinte Herr Schweitzer sarkastisch. „Und was bringt uns das? Außerdem werden Entführungen dieser Art meistens eh von mindestens zwei Personen begangen. Allein von der Logistik her …“ Das Lachsbrötchen lächelte ihn an. Er hatte Erbarmen und erlöste es von seinem irdischen Dasein.
    „Hast du eine bessere Idee?“
    „Logisch, hab ich. Der Fall ist so gut wie geklärt.“
    „Dann aber mal los. Ich höre.“
    Und Herr Schweitzer legte wirklich los. Doch vorher räusperte er sich und reckte die Brust wie ein Tambourmajor. „Da drüben, in dem kleinen Nischenraum hinterm Wohnzimmer, hast du bestimmt gesehen, die afrikanischen Skulpturen.“
    „Yeap.“
    „Kuno Fornet war also öfter mal in Afrika. Bei einer dieser Reisen hat er sich in eine Zulu-Kriegerin verliebt, diese dann aber, als sie schwanger wurde, sitzen lassen. So weit, so gut. Dieser Kriegerin hat aber einen großen Bruder, und der fühlt sich immens in seiner Ehre gekränkt, war seine Schwester doch eigentlich für den Häuptlingssohn bestimmt gewesen. Dreißig Ziegen und zwei Kühe hätte sie eingebracht, seine Schwester. Und dieses Vieh fehlt jetzt natürlich in der Familienkasse. Also lernt der Zulu-Bruder erst einmal Deutsch, fliegt dann rüber und findet heraus, wo Master Kuno arbeitet und wohnt, und entführt hier erst seinen Sohn und schließlich ihn selbst. Anfangs hatte sich der Zulu-Bruder als Lösegeld auf exakt jene dreißig Ziegen und zwei Kühe eingeschossen, dann aber noch mal genau nachgerechnet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass man für 5,45 Millionen noch viel mehr Ziegen und Kühe kaufen könnte und auch noch etwas übrig bliebe, um hier mal so ordentlich im Bordell die Sau rauszulassen.“
    „Hm. Bestechende Kombinatorik und umwerfend originell, der Herr. Jedenfalls einleuchtender als alle anderen Überlegungen bislang.“
    Herr Schweitzer war sehr beeindruckt von sich: „Sag ich doch. Die einzige Frage, die noch bleibt, muss also lauten: In welches Bordell geht der Zulu-Krieger-Bruder, wenn er die Kohle hat?“
    „Das kriegen wir schon hin“, erklärte Schmidt-Schmitt bestimmt. „Mit den BKA-Leuten zusammen könnten wir sämtliche Frankfurter Bordelle observieren.“
    „Wo sind die eigentlich alle?“, wollte Herr Schweitzer wissen. Es war nämlich verdammt ruhig im Haus.
    „Guck mal aus dem Küchenfenster.“
    Er guckte. „Wo? Ich seh nix.“
    „Drüben in der Einfahrt von dem älteren Ehepaar. Das Gefährt, das aussieht wie ein unscheinbarer Lieferwagen.“
    „Eine mobile Einsatzzentrale? Was ist das eigentlich für ein Wagen?“
    „FIAT, Sonderanfertigung. Klein, aber kompakt.“
    „Das Ding würde ich mir gerne mal von innen ansehen.“
    „Darfst du bestimmt, nun da du quasi zur Familie gehörst. Ach ja, Maria ist rübergegangen.

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