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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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linkes, und kurz darauf, als nichts auf eine gemütliche Sachsenhäuser Ebbelwei-Gaststätte hindeutete, auch sein rechtes Auge und richtete sich auf. Schade, Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Kräuterbutter wäre jetzt genau das Richtige gewesen.
    Im Flur stand eine ihm unbekannte männliche Person, Typ Freak, und wurde von Fabiana ausgiebig geknuddelt und willkommen geheißen. Eine mittelgroße Stofftasche mit typischem Inka-Muster, grell und bunt, stand neben ihm. Herr Schweitzer zog sich die Schuhe an und erhob sich. Augenblicklich musste er sich wieder setzen – der Kreislauf! Nur nicht hetzen, beruhigte er sich, immer schön langsam, Bub!
    Wie sich alsbald herausstellte, war soeben Paolo, Gilbertos älterer Bruder, mit der Frühmaschine aus Rio eingetroffen. Stimmt ja, fiel Herrn Schweitzer daraufhin ein, da war ja noch was. Dumpf erinnerte er sich an diese tief in seinem Gedächtnis vergrabene Information.
    „Was sind denn das alles für Leute hier, Mamita?“
    „Polizei. Vater ist entführt worden“, klärte ihn Fabiana auf.
    Paolo, völlig von den Socken: „Was? Was sagst du da?“ In seinem Gesicht spiegelte sich Entsetzen.
    „Vater ist entführt worden. Gil auch, aber ist wieder da, Gil.“
    „Langsam, ich versteh überhaupt nix. Warte, ich muss mal dringend. Der Kaffee, im Flugzeug.“
    Paolo drückte sich an Herrn Schweitzer, der es mittlerweile bis zum Türrahmen geschafft hatte, vorbei und ging eiligen Schrittes nach unten.
    Kaffee war das Stichwort. Er ging in die Küche. „Moin, Mischa. Moin, Sylvia. Moin, Herr Wagner. Gibt’s Kaffee?“
    Sylvia Kravat: „Frisch gebrüht, extra für dich. Aber sei vorsichtig, ich hab den gemacht. Ist nur was für starke Männer.“
    „Sehr gut“, bemerkte Herr Schweitzer. „Genau das, was ich jetzt bitter nötig habe.“ Denn von Ausschlafen konnte schon wieder nicht die Rede sein. Aber da muss ich jetzt durch, redete er besänftigend auf sich ein, so ist das nun mal im Krieg! Manchmal neigte Herr Schweitzer ein bisschen zu Übertreibungen.
    Als Paolo wieder oben war: „So, jetzt noch mal langsam zum Mitschreiben. Vater ist entführt worden? Und mein Bruder auch? Aber der ist wieder frei? Hab ich das eben richtig gehört?“
    Schon wollte Fabiana ansetzen, wurde jedoch von Herrn Wagner unterbrochen. In weniger als einer Minute setzte er den Sohn aus Brasilien über den Status quo ins Bild.
    Paolo Fornet lauschte den Worten mit offenem Mund. Nach einer Weile bedächtigen Nachdenkens: „Gil, wo ist der jetzt?“
    Als hätte er es gehört, betrat Gilberto die Küche und war sofort entzückt. „Mensch, Paolo. Dich hatte ich ja ganz vergessen. Ist heute Dienstag?“
    „Na ja, Gil, sagen wir mal so: Am Montagnachmittag bin ich aus Rio los und die Sonne ist inzwischen nur einmal aufgegangen. Wenn sich bei euch in Europa in den vier Jahren nichts geändert hat, würde ich auf Dienstag tippen. Aber, Gil, Mann oh Mann, bist du groß geworden. Lass dich umarmen.“
    Es folgte eine ausgiebige Begrüßungszeremonie, während der die anderen etwas peinlich berührt herumstanden und nicht wussten, wohin mit ihren Augen. Außer Fabiana natürlich, die wie ein Honigkuchenpferd grinsend ihre beiden Söhne betrachtete. Hin und wieder klopfte sie ihnen auf den Rücken. Ihren Tränen der Rührung ließ sie freien Lauf. Paolo, mit seinen fast eins neunzig, ragte aus diesem Pulk wie der Fels aus der Brandung.
    Drei Minuten später entknotete sich das Knäuel. Ein paar letzte Seufzer der Erleichterung und Wiedersehensfreude, dann erklärte Paolo: „Seid mir bitte nicht böse, aber ich muss dringend unter die Dusche. Bin noch ganz staubig von der Busfahrt zum Airport.“
    Reflexartig schnupperte Herr Schweitzer an sich und glaubte, intensiven Schweißgeruch zu orten. Er begann nachzurechnen. Au weia, dachte er abschließend, das ist ja jetzt schon der dritte Tag ohne Dusche. „Äh, Herr Wagner.“
    „Hm?“
    „Ich müsste mal nach Hause, mich waschen und Klamotten wechseln. Ich rieche ja schon.“ Herr Schweitzer verzog das Gesicht, als sei er gerade in ein Güllefass gefallen.
    „Geht nicht, der Anruf, Sie müssen hierbleiben.“
    Da aber niemand aus der Familie Fornet seiner Konfektionsgröße auch nur entfernt nahekam, schieden fremde Klamotten aus. „Maria könnte mir doch ...“
    Dieter Wagner: „Quatsch! Krause!“
    Niemand meldete sich.
    „Krause! Wo steckt der eigentlich?“
    Die Aufklärung kam von Sylvia Kravat: „Der ist doch drüben im mobilen Büro, sich

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