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Goethe

Goethe

Titel: Goethe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert von Trentini
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Weiten und Höhen hineinwagte und . . . . .«
    » . . . in alle Tiefen!«
    »Und bin ich etwa kein Mensch?« Daß der Raum erbebte, stampfte er in den Boden. »Und wer hat dir im Feber noch geschrieben, daß er es nicht verwinden kann, – nicht verwinden konnte ,« – und zum zweitenmal stampfte er in den Boden – »daß du nicht ihm gehörtest? Daß ich mich jahrelang umsonst abmühte, das natürliche Betteln meines natürlichen Menschen nach dir, die ich liebte, zu erwürgen, . . .«
    » . . . um es« – ha, jetzt hatte sie sich freigemacht, stand mit lästernden Augen vor ihm! – »im Arm einer Dirne zu erlösen?«
    »Wer hat das Recht, mir das vorzuwerfen?«
    Unbegreiflich hoch, gegen seine tollkühne Stirn, wuchs sie auf. »Ich habe nicht das leiseste Bedürfnis, dich wegen deiner römischen Abenteuer zur Rede zu stellen!«
    »Und tust es dennoch!«
    »Und die Antwort genügt mir! Du scheinst nämlich nicht mehr zu wissen,« – wie zwei lachende Dolche durchbohrten ihre Augen seine Augen, – »daß du mir, mir! der du zehntausendmal die Ewigkeit deiner Liebe vorgedichtet hattest, bei Nacht und Nebel durchgegangen bist!«
    »Weil ich mich sonst nicht losgerissen hätte!«
    »Und zwei Jahre lang unten wie ein Prasser geschwelgt hast!«
    »Wie ein Lasttier mich abgequält!« Aus zerfleischter Brust stöhnend, die noch alle Wundmale der Erweckung trug, und mit hilfloser Hand wehrte er ihre häßlich anzeigende Hand ab. »Im Schweiße meiner Seele mit den Engeln des Herrn gerungen!«
    »Mit jedem Wort deiner Briefe schadenfreudig in mein Darben, in meine roh bloßgestellte Einsamkeit hineingejauchzt hast du: Ja! Ihr Elenden, Spießbürger, Philister, denen ich, Gottseidank! endlich entflohen bin, kriechet da rettungslos im dreckigsten Staube, indes ich, der Begnadete, . . . .«
    Mit einem Krach, unter seinem Hieb, schlug der zweite Flügel des Fensters zu. ». . . . . . der für euch sammelte, für euch sich bereicherte, für dich sah, hörte und aufnahm!«
    »Und der jetzt, weil er wieder da ist, wieder daherkommt in dieses Zimmer, und als ob nicht das mindeste geschehen wäre, sich einbildet: nun fangen wir eben wieder dort an, wo wir aufgehört haben. – Du!« Und wie eine Furie flog sie vor seinen Leib hin. »Wofür hältst du mich eigentlich?«
    Er tat einen Schritt von ihr weg. Machte nach einer Minute, während ihr empörtes Wort schaurig verhallte, mit unsäglicher Anstrengung: »Hm«. Tat dann den zweiten Schritt. Und die kleine mißgestaltete Parze in der Nacht des Busens drin hob nun spöttisch ihr Scherchen und schnitt den Faden ab. Er war tot.
    »Ich lehne es ab, dir auf diesem Wege weiter zu folgen,« begann er endlich ohne jede Stimme. Alle Glieder des Leibs, jeder Stein des neugefügten Daseins taten weh von der ungeheueren Gewalt der Zähmung, die er sich auferlegte. »Ich bin auf diesem Wege nicht anzutreffen! Wo ich noch immer zu finden bin . . .«
    »Ich sage zum viertenmal: Adieu!«
    »Bemühe dich nicht!« wehrte er traurig ab. »Du wirst mich nicht aus dem Konzepte bringen. Ich bin nicht klein genug, um dir auch nur eines der häßlichen Worte nachzutragen, die du mir an den Kopf warfst!«
    »Höre!« Lodernd wandte sie sich um, durch die schwere Dämmerung blinkte das jähe Weiß ihrer Stirn, aus ihrer Faust fielen die Nadeln, die sie dem Thymianzweige abgerissen hatte. »Das ist der Gipfel! Bist du größenwahnsinnig auch geworden?«
    »Ich werde diese Szene vergessen.«
    »Ich werde sie niemals vergessen!«
    Um einen Zoll, eiskalt, verneigte er sich vor ihr. »Ich werde sie vergessen, was immer auch dir zu tun beliebt. Du glaubst im Recht zu sein, und ich glaube im Recht zu sein. Da eine Vereinigung dieser Standpunkte nicht möglich ist, kann meine Pflicht nur noch so weit gehen, . . .«
    Ohne noch zu wissen, was sie tat, warf sie ihm die Nadeln, die sie noch in der Faust trug, mitten hinein ins Gesicht, und alles an ihr, in dem Raum, in der Welt vor den Fenstern stürzte in Auflösung. »Ich verzichte auf jeden Beweis dieses Pflichtgefühls!«
    »Es handelt sich um eine Pflicht mir gegenüber,« fuhr er unbeugsam fort. »Und aus dieser Pflicht heraus habe ich noch zu sagen, in welcher Absicht ich heute zu dir kam. Und das hast du« – und von neuem und noch unbarmherziger zwang er sie vor sich an die Wand – »jawohl: anzuhören! Mußt du anhören! Du fragtest mich vorhin, – erinnere dich!« Und atemlos preßte er die Frau, die rasend nichts anderes

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