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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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denn
das?«
    »Benno, bitte, das erkläre ich dir
später mal, bei Ehringsdorfer und Nudelsalat.«
    Er schien nicht begeistert. Nach
dem seltsamen Gedicht nun auch noch eine Notlüge. Aber die Aussicht auf einen unserer
gepflegten Männerabende ließ ihn einlenken.
     
    Der tägliche Hofgang bereitete mir einige Sorgen. Ich hatte keine Lust,
meine andere Niere auch noch hinzuhalten. Als ich in den Hof trat, sah ich mich
sofort nach Grasmann um, doch der war nirgends zu sehen. Ich hielt mich möglichst
abseits der anderen und schlich immer dicht an der Mauer entlang. Plötzlich stand
ein schlanker Mann in einem grünen Hemd neben mir, offensichtlich auch ein U-Häftling.
Er hielt eine brennende Zigarette zwischen seinen dünnen, vom Tabak bereits gelb
gefärbten Fingern.
    »Hör zu, Willi …«
    »Meinen Sie mich?«
    »Bist ja ’n echter Schnellmerker!«
    »Aber …«
    »Quatsch nicht so viel. Ich habe
dich gestern beobachtet, war nicht ganz ungefährlich. Ich kenn mich hier aus, kann
dir helfen!«
    Ich warf ihm einen erstaunten Blick
zu. »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Glaub nur nicht, dass Grasmann
sauber ist, dem kann man nicht trauen.«
    »Ach, tatsächlich. Und Ihnen soll
ich trauen?«
    »Klar!«
    »Pah …«
    »Pass auf, Willi, Benno kennt mich
und sein Vater auch, du kannst mir vertrauen!«
    »Sein Vater?«
    Ich überlegte. Der Mann lehnte lässig
neben mir an der Mauer und blies den Rauch in die Luft. Er hatte hochstehende Backenknochen
und harte Züge um den Mund. Auf mich machte er den Eindruck eines Marathonläufers.
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    »Das spielt keine Rolle, Leo kennt
meinen Namen sowieso nicht. Und Gesa auch nicht.«
    Er wusste also auch, wie meine Tante
hieß.
    »Okay, und was willst du dafür?«
    »Nur ’ne Kleinigkeit …«
    »Aha, und was heißt das?«
    »10.000.«
    »Was?«
    »10.000!«
    »Euro?«
    »Quatsch nicht so viel!«
    Ich sah ihn abschätzig an. »Danke,
kein Interesse.«
    »An deiner Stelle würd ich mir das
noch mal überlegen.«
    »Bestimmt nicht. Außerdem komme
ich morgen hier raus, dann ist das Problem erledigt.«
    »Wie du meinst«, antwortete der
Mann im grünen Hemd und schlenderte langsam weiter.
    Kaum hatte ich meine Gedanken einigermaßen
geordnet, tauchte Grasmann neben mir auf: »Alles in Ordnung?«
    Ich sah ihn verwirrt an. »Ja, ja
…, alles in Ordnung, danke.« Grasmann drehte sich kopfschüttelnd um. Konnte ich
mich auf meine Menschenkenntnis verlassen?
    »Grasmann?«
    »Ja?«
    Ich beschloss, meinem Gefühl zu
vertrauen.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich war
nur so in Gedanken, es ist alles in Ordnung. Ich …«
    »Ja?«
    »Ich hätte eine Bitte. Eigentlich
sogar zwei.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Ich müsste mal telefonieren.«
    »Und, was noch?« Er schien nicht
begeistert.
    »Duschen.«
    Er schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Und zwar allein«, ergänzte ich,
»vielleicht heute Abend. Ich muss unbedingt duschen, so fühle ich mich nicht wohl.
Aber nicht zur allgemeinen Duschzeit. Nicht mit den anderen.«
    »Angst?«
    Ich nickte.
    »Das mit dem Duschen kann ich einrichten.
Wegen des Telefonats muss ich mit dem Anstaltsleiter reden. Ich sage Bescheid.«
    »Danke!«
    Er hob kurz die Hand, dann verschwand
er.
     
    Kurz vor dem Abendessen durfte ich telefonieren, aber nur mit meinem
Anwalt. Und nur zehn Minuten lang. Ein Justizbeamter brachte mich in einen Raum
mit fünf Telefonapparaten, die nur durch kleine Plexiglasplatten voneinander getrennt
waren. Dr. Frankes Sekretärin verband mich sofort. Der Anwalt versicherte mir, dass
er ein gutes Konzept ausgearbeitet habe, und machte mir Hoffnungen für den Termin
beim Haftrichter morgen um 11 Uhr. Ich sagte ihm, ich müsse unbedingt mit Hanna
sprechen, habe aber von der Gefängnisleitung keine Genehmigung erhalten. Er erklärte
mir, dass dies in Thüringen üblich sei. Untersuchungshäftlinge dürften nur ihren
Anwalt anrufen, diese Telefonate würden aber auch nicht abgehört. Dann vernahm ich
ein Knacken in der Leitung, dachte schon, das Gespräch sei unterbrochen, doch kurz
darauf erklang Hannas Stimme. Ich machte einen Freudensprung und stieß mir laut
krachend meinen Kopf an einer Plexiglasplatte, die über mir befestigt war. Für Leute
von 1,93 Meter Körperlänge war dieser ›Telefonsaal‹ nicht ausgelegt. Meine Freude
ließ deutlich nach, als ich merkte, dass ich lediglich Hannas Anrufbeantworter erreicht
hatte. Natürlich, sie war ja auf der Pharma-Schulung in Leipzig. Und solche Schulungen
konnten

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